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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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hätte. Ende Juni des Vorjahres endete ein dreijähriges Projekt, das er kostenlos für einen internationalen Großkonzern entwickelt und getestet hatte. Es ging dabei um ein computergestütztes Programm für effektives Personalrecruiting und Optimierung der Organisationsentwicklung. Er hatte viel Geld in die Entwicklung dieses Programms gesteckt und sich millionenschwere Folgeaufträge erhofft. Der Konzern schrieb den Auftrag aus und entschied sich für einen Mitbewerber. Burek musste sich von seinen Angestellten trennen und sein Büro schließen. Seitdem arbeitet er allein und zu Hause. Johannes hat seine Konten durchforstet und festgestellt, dass Burek auf einem Schuldenberg von etwa drei Millionen Euro sitzt. Gemildert wird seine Situation durch die Vermögenslage seiner Familie. Seine Mutter überweist monatlich die Kreditraten. Aus seinen laufenden Einnahmen kann er so recht und schlecht leben. Er hält sich irgendwie über Wasser.“
    „Könnte dieser berufliche Rückschlag ein Auslöser für die Mordserie sein?“, fragte Marc.
    „Durchaus“, antwortete Sandra. „Bei dem Ego muss ihn diese Schande des Scheiterns bis ins Mark getroffen haben. Ich kenne zwar die Beziehung zu seiner Mutter nicht, aber er ist auf Gedeih und Verderb ihrem Wohlwollen ausgeliefert. Und das zu verkraften, muss die Hölle für ihn sein.“
    „Gut, geht rein und befragt seine Frau nach dem Verbleib ihres Mannes. Überprüft aber unbedingt erst seine Alibis, bevor ihr weitere Schritte unternehmt.“
    „Alles klar, Marc. Was ich noch fragen wollte. Haben sich aus dem Obduktionsbericht neue Fakten ergeben?“
    „Nein, dieselbe Vorgangsweise wie bei den anderen Opfern. Nur ist diesmal erwiesen, dass sie wiederholt anal und vaginal vergewaltigt wurde. Da fällt mir ein, es gibt doch eine Neuigkeit. Im Rachen der kleinen Zamira wurde eine Stofffaser eines weißen Baumwolltuches entdeckt. Das Labor fand winzige Rückstände von Chloroform auf der Faser. Das bestätigt unsere Annahme von der Methodik des Täters.“
    „Und wie läuft die Fahndung nach Klein?“
    „Martin macht ordentlich Druck. Die Hausdurchsuchungen sind abgeschlossen. Die Daten auf seinem Laptop und seinem privaten Computer werden zur Stunde ausgewertet. Frau Klein und ihre Familie wurden befragt. Leider wurden bisher keine Spuren gefunden, die Klein unmittelbar belasten. Die Großfahndung wurde auf die Nachbarstaaten ausgeweitet. Im Moment werden alle Hotels, Gasthöfe und Pensionen überprüft. Passagierlisten von allen Flughäfen in Mitteleuropa werden durchforstet, Bahnhöfe werden überwacht, na du weißt schon, das volle Programm. Martin und sein Team bereiten die Befragung aller Freunde, Bekannten und Kollegen des Ehepaars vor. Aber der Chirurg ist wie vom Erdboden verschluckt. Zamiras Mutter starb übrigens in ihrer Wohnung. Sie brach im Beisein ihres Sohnes zusammen und verstarb. Damit hatte Klein mit Sicherheit nichts zu tun.“
    „Und wie war die Pressekonferenz?“, fragte Sandra leise, als ob sie die Antwort ahnte.
    „Super, lauter klasse Burschen und Mädels“, sagte Marc. „Die waren einfühlsam, höflich und sachlich.“
    „Dein Sarkasmus spricht Bände. Ich befrage jetzt Frau Burek.“
    „Vielleicht ist es dein letztes Verhör in diesem Fall. Aber wir ermitteln bis zur letzten Minute, die uns gestattet wird.“
    Marc beendete das Gespräch. Er hatte inzwischen sein Auto erreicht und war eingestiegen. Jetzt startete er den Motor und fuhr zurück zum Bundeskriminalamt.

Wien, Sonntag, 25. April 2010, 21.30 Uhr
    Marc Vanhagen saß im Konferenzraum und starrte auf die Pinnwand. Er suchte nach Verknüpfungen, stellte Indizienketten auf und verwarf sie wieder. Logisch zu denken fiel ihm zunehmend schwerer. Er fühlte die Müdigkeit, die Körper und Geist befiel. Vor einer Stunde hatte er Christine Pinter und Emma Szinovek nach Hause geschickt. Auch Thomas Gridler, Fritz Stainer und Johannes Schmied hatten wie angeschlagene Boxer gewirkt. Bis Fritz die königliche Idee hatte, Pizzen und Energy-Drinks kommen lassen. Obwohl Marc Pizza nicht besonders mochte, hatte er kräftig zugelangt. Erst während des Essens war ihm bewusst geworden, dass dies seine erste Mahlzeit des Tages gewesen war. Vermutlich hatte er die Pizzastücke zu gierig verschlungen, denn das Sättigungsgefühl verstärkte jetzt seine Müdigkeit.
    Er dachte nach, ob er etwas vergessen hatte. Als er vom Lokalaugenschein zurückgekommen war, hatte er Frau Dr. Lessing angerufen und über

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