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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Tochter ebenfalls eine BCS zu absolvieren. Und Montag und Dienstag und von Donnerstag bis Samstag war er geschäftlich unterwegs. Und an die Tage, an denen Maricela Rodriguez ermordet beziehungsweise entsorgt wurde, konnte sie sich nicht mehr erinnern.“
    „Das heißt, Frau Burek konnte ihrem Mann kein wasserdichtes Alibi verschaffen“, sagte Marc.
    „Richtig, aber der Kerl ist aalglatt. Um etwa 20 Uhr ist er erschienen, der Hausherr. Erst war mir zum Lachen, als er mit seiner bunten Raddress, den aerodynamischen Helm auf dem Kopf, im Türrahmen auftauchte. Aber dann legte er los. Was wir hier zu suchen hätten, wenn er außer Haus sei, attackierte er uns. Übergangslos brüllte er seine Frau an, was sie sich dabei denke, fremde Leute in sein Haus zu lassen. Er drohte ihr lautstark, dass sie sich auf ein Nachspiel freuen könne, und beschimpfte sie übel. Ich forderte ihn auf, sich zu mäßigen, worauf er mich anschrie. Wir seien illegal in sein Haus eingedrungen, das sei eine faktische Amtshandlung, und ohne Hausdurchsuchungsbefehl sollten wir uns auf der Stelle schleichen. Er bezeichnete mich als Polizeitrampel ohne jedes Benehmen und als Beamtenmatratze. Daraufhin wollte ich ihn festnehmen. Simon rettete die Situation. Er sprang auf und herrschte Burek an, er solle sich zusammenreißen, sonst stecke er ihn höchstpersönlich ins Kittchen. Worauf er sich schlagartig beruhigte. Er setzte sich und führte die nachfolgende Unterhaltung nur mit Simon. Für mich hatte er nur verächtliche Blicke übrig. Um es kurz zu machen, Simon fragte nach seinen Alibis. Burek gab an, dass er die heutige Nacht zu Hause gewesen sei. Donnerstag und Freitag, also während der Zeit, in der Zamira ermordet wurde, sei er in Salzburg gewesen und hätte eine geschäftliche Besprechung mit Herrn Steinhuber, dem Vorstandsvorsitzenden einer Baumarktkette, gehabt. Die Nacht von Sonntag auf Montag, in der Fay ermordet wurde, habe er zu Hause verbracht. Den darauffolgenden Montag und Dienstag sei er geschäftlich in Wiener Neustadt gewesen. Am Dienstag, den 13. April, als Maricela ermordet wurde, hätte er in den Abendstunden ein ausgedehntes Lauftraining absolviert. Und von Mittwoch auf Donnerstag, als die Leiche Maricelas abgelegt wurde, sei er auf einer Vernissage in der Innenstadt gewesen.“
    „Habt ihr die Geschäftsreisen überprüft?“, fragte Marc, ein wenig enttäuscht.
    „Ja. Nachdem wir das Haus von Burek verlassen hatten, überprüfte Simon seine Angaben. Er war tatsächlich von Donnerstag bis Samstag in einem Hotel in Salzburg. Die Dame an der Rezeption konnte sich auch an ihn erinnern. Herrn Direktor Steinhuber konnten wir nicht erreichen.“
    „Das heißt, Burek hat für den Mord an Zamira ein Alibi. Damit scheidet er als Verdächtiger wohl aus.“
    „Marc, es sieht zwar nicht gut aus, aber glaub mir, gleich morgen früh nehme ich mir die restlichen Aussagen dieses Herrn vor. Und ich gebe erst Ruhe, wenn die Alibis absolut wasserdicht sind. So schnell wird der mich nicht los.“
    „Das glaube ich dir“, sagte Marc. „Und was sagst du zum Wahlausgang?“, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    „Wie erwartet. Wie viel Prozent der Wählerstimmen hat Heinz Fischer bekommen? 75, oder?“
    „Auf den alten und neuen Bundespräsidenten entfielen 79 Prozent. Beinahe hätte ihm unsere Mordserie die Show gestohlen. Wir waren in den Nachrichten prominent vertreten. Und jetzt sollten wir Schluss machen. Ich denke, der Tag war lang genug.“

Wien, Montag, 26. April 2010, 8.30 Uhr
    Marc Vanhagen saß an seinem Schreibtisch und überflog die Zeitungsartikel. Diesmal las er nur die Überschriften, denn er wollte sich nicht die Stimmung vermiesen. Sein Team hatte eine miserable Presse. Viele Leitartikel beschäftigten sich mehr mit der Frage nach der Ablösung der Ermittlungsgruppe als mit dem neuerlichen Mord. Diese Stimmungsmache fand ihr Echo in der Öffentlichkeit. Seit einer Stunde wurde ihr Büro mit Telefonanrufen und E-Mails bombardiert. Vor einer halben Stunde hatte Marc angeordnet, dass die Telefonzentrale des Bundeskriminalamts personell verstärkt wurde. Die Telefonisten wies er an, nur Anrufe mit Hinweisen zum Mord in den War Room durchzustellen. Beschimpfungen und allgemeine Beschwerden sollten vom Ermittlungsteam ferngehalten werden. Medienvertreter sollten auf die Presseaussendungen hingewiesen werden. Fritz hatte in aller Eile einen Filter programmiert, der half, die Flut an Mails in den Griff zu bekommen. Ähnlich

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