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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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wie bei den bekannten Suchmaschinen hatte er Schlüsselwörter definiert, die alle Mails, in denen Schimpfwörter vorkamen, in einen eigenen Ordner verschoben. Trotzdem hatte sein Team alle Hände voll zu tun. Seit acht Uhr waren alle Ermittler anwesend. Martin Schilling und Nicole Sandmann überprüften die Fahndungsberichte über Dr. Klein. Paul Valek aktivierte seine dunklen Kanäle. Er wies seine Informanten an, auch in den verschwiegensten Ecken Wiens nach dem Doktor zu suchen. Thomas Gridler koordinierte die nationale und EU-weite Fahndung nach Klein. Fritz Stainer und Johannes Schmied werteten die eintreffenden E-Mails nach brauchbaren Hinweisen aus. Emma Szinovek und Christine Pinter nahmen Telefonanrufe entgegen. Sandra Kessler und Simon Hoffer überprüften die Angaben von Mag. Burek.
    Marc schob die Mappe mit den Zeitungsartikeln in eine Ecke seines Schreibtisches. Er beobachtete das geschäftige Treiben im War Room. Seine Gedanken schweiften ab, und ihm fiel das gestrige Gespräch mit Freddy ein. Noch spät in der Nacht hatte er ihr bei einem Glas Rotwein seine Situation geschildert. Aufmerksam hatte sie sich seine Befürchtungen, seine Versagensängste und seine Selbstzweifel angehört.
    „Du könntest also von dem Fall abgezogen werden“, hatte sie gesagt. „Und du schämst dich, weil du bisher nicht weitergekommen bist. Du fühlst dich, als ob die ganze Welt mit dem Finger auf dich zeigt. Selbst wenn dem so wäre, sieh dich um, Marc. Wer in diesem Haus, wer von deiner Familie liebt dich deswegen weniger? Glaubst du, deine Kinder sehen dich fortan als Versager? Glaubst du, ich werde dich deswegen verlassen? Marc, wir lieben dich, weil du ein großartiger Mensch bist.“
    Sie hatte es wieder einmal geschafft, mit wenigen Worten seine Emotionen zurechtzurücken. Diese Mordserie hatte ihn zu sehr vereinnahmt. Und Freddy hatte es auf den Punkt gebracht. Er hatte kurz geschwiegen, dann hatte er sie an den Händen gefasst und sie geküsst.
    „Du hast wie immer recht“, hatte er ihr ins Ohr geflüstert. Händchenhaltend waren sie dann zu Bett gegangen.
    „Marc, Marc, da ist etwas im Busch“, riss ihn die Stimme von Emma Szinovek aus seinen Gedanken. „Von ganz oben! Angeblich sollen wir noch heute abgelöst werden“, flüsterte Emma.
    „Danke, Emma, ich habe mir schon so etwas gedacht“, sagte Marc und wunderte sich über seine Gelassenheit. „Wir nehmen es, wie es kommt.“
    Emma sah ihn verwundert an und ging wortlos an ihren Schreibtisch zurück.
    Marc stand auf und bat Sandra, ihm in den Konferenzraum zu folgen. Sie stellten sich vor die Pinnwand, an der die Bedeutung der Federn in Schlagworten notiert war.
    „Sandra, passt eine der Deutungen in das Täterprofil?“, fragte Marc.
    „Nicht in das Täterprofil, aber möglicherweise in das Tatprofil“, antwortete sie. „Ich glaube nicht, dass der Täter die Federn aus mythologischen Gründen verwendet. Die Wahl der Entenfedern hat mit der Geschichte von Charles Wegner zu tun, die Parallelen können kein Zufall sein. Aber die Anzahl der Federn gibt mir zu denken. Vielleicht sollen die Federn die Schuld aufwiegen, die seine Opfer auf sich geladen haben. Oder er weist auf die Länge ihres Todeskampfes hin. Die indianischen Symbole scheiden wohl aus, denn sonst hätte er die Spitzen der Federn gekappt.“
    „Und die Feder als Machtsymbol?“, fragte Marc.
    „Ein naheliegender Gedanke. Mir fehlt nur der Zusammenhang mit der Anzahl.“
    „Vielleicht sagt er damit, wie oft er sie vergewaltigt hat.“
    „Hmm, möglich, aber unwahrscheinlich. Bei der kleinen Zamira fanden wir zwei Federn. Laut Obduktionsbericht wurde sie mehrere Male vergewaltigt. Aber vielleicht beziehen sich die Federn auf die Anzahl seiner Ejakulate.“
    „Jedenfalls haben wir keinen konkreten Ansatz“, sagte Marc nachdenklich. „Du weißt schon, dass wir heute abgelöst werden?“, wechselte er das Thema. Sandra nickte.
    „Ich fühle mich so ohnmächtig. Vier Morde und wir haben nicht die kleinste Spur. Wir ermitteln seit elf Tagen an drei Morden und haben nichts. Der Kerl ist ein Albtraum. Haben wir Fehler gemacht, Sandra?“
    „Marc, der Fall ist schwierig. Unsere Stärken liegen in der Tatortanalyse, aber wir haben keinen Tatort. Wir haben Verhörspezialisten, aber keine Verdächtigen. Und wir haben einen hochintelligenten Täter, der vorsichtig agiert und sehr gut organisiert ist. Nein, Marc, wir haben keine Fehler gemacht. Auch das uns nachfolgende Team wird dieselben

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