Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
Vom Netzwerk:
den letzten Stand der Ermittlungen informiert. Danach war ihm eingefallen, dass sein Sohn heute ein Fußballspiel hatte. Von schlechtem Gewissen geplagt, hatte er Michael sofort angerufen. Das Spiel hatte eins zu eins geendet und Michael hatte durchgespielt. Sie hatten etwa zehn Minuten über das Match geplaudert. Anschließend hatte er mit seiner Frau gesprochen. Er hatte Freddy eröffnet, dass er wohl nicht vor Mitternacht nach Hause kommen würde. Zwischendurch hatte Marc sich immer wieder nach der Fahndung nach Klein erkundigt, aber vom Doktor fehlte jede Spur. Marc sah auf die Uhr. Sein Team war seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. Er dachte daran, für heute Schluss zu machen und seine Leute nach Hause zu schicken, als Sandra Kessler hereinstürmte.
    „Marc, das glaubst du nicht“, rief sie schon an der Tür. „Und der hat auch noch ein Alibi.“ Mit schnellen Schritten kam sie auf ihn zu. Er kannte Sandra schon lange, aber er konnte sich nicht erinnern, sie jemals so aufgebracht gesehen zu haben. Mit einer schnellen Bewegung zog sie die Jacke aus und warf sie auf einen Tisch des Konferenzraums.
    „Dieses Arschloch, diese Kreatur, am liebsten hätte ich ihm eine geknallt“, schimpfte sie. „Wenn Simon mich nicht zurückgehalten hätte, weiß ich nicht, wie das ausgegangen wäre.“ Dabei ging sie mit schnellen Schritten auf und ab. Marc sah sie verwundert an. Die sonst so besonnene Profilerin zeigte Emotionen.
    „Langsam, Sandra, setz dich zu mir“, sagte Marc. „Und dann erzählst du mir in Ruhe, was passiert ist.“ Mit einer einladenden Geste bot er ihr an, neben ihm Platz zu nehmen. Sandra stoppte und warf Marc einen bösen Blick zu. Im nächsten Augenblick hatte sie sich wieder unter Kontrolle.
    „Du hast recht“, sagte sie kleinlaut. Mit gesenktem Kopf ließ sie sich in den Sessel fallen.
    „Dieser Idiot ist die Aufregung nicht wert“, murmelte sie. Marc sah ihr an, wie sie um Fassung rang.
    „Magst du einen Kaffee?“, fragte er.
    Sandra schüttelte den Kopf. „Danke nein, dann kann ich nicht schlafen.“
    „Jetzt sag mir, was passiert ist“, forderte Marc sie in sachlichem Ton auf. Sandra sah ihn an und holte tief Luft.
    „Nach unserem Telefonat ging ich mit Simon zum Haus der Bureks. Als ich klingelte, meldete sich das kleine Mädchen über die Gegensprechanlage. Sie sagte, dass ihr Papi nicht zu Hause sei und ihre Mammi ein Bad nehme. Und sie dürfe niemand ins Haus lassen. Also setzten wir uns wieder ins Auto und warteten. Kurz nach 19 Uhr versuchten wir es erneut. Diesmal öffnete Frau Burek. Sie sagte uns noch an der Tür, dass sie einen Familienausflug gemacht hatten. Auf dem Heimweg hatte sie ihren Mann beim Tri Athletik Klub abgesetzt, da er noch trainieren wollte. Und er würde um etwa 20 Uhr mit dem Rad nach Hause kommen. Als ich sie fragte, ob wir drinnen warten dürften, wurde sie unsicher. Nur zögerlich, mit sichtlichem Unbehagen, bat sie uns in die Wohnung. Als wir am Küchentisch Platz nahmen, machte sie uns Kaffee und setzte sich zu uns. Ich fragte sie, ob ihr Mann heute Nacht zu Hause gewesen sei. Sie glaube schon, denn wo solle er denn sonst gewesen sein, war ihre Antwort. Ich war verblüfft und sagte, dass sie wohl wissen werde, ob er zu Hause gewesen sei oder nicht“, sagte Sandra und legte eine rhetorische Pause ein. „Und jetzt Marc, halt dich fest. Sie sagte, dass Mag. Burek über sie und ihre Tochter eine BCS verhängt hatte.“
    „BCS, was ist das?“, fragte Marc erstaunt.
    „BCS ist eine Erfindung unseres feinen Herrn Magister und steht für Behavior Correction Sentence. Also eine Benehmens-Korrektur-Strafe. Du kannst dich an den Zwischenfall erinnern, als die kleine Tochter während unserer Befragung ins Arbeitszimmer kam? Das war für Burek Anlass genug, beide zu bestrafen. Diese Strafe sieht vor, dass Mutter und Tochter nach dem Abendessen in ein spartanisch eingerichtetes Zimmer mit einem Bett und zwei Sesseln gesperrt werden. Sie dürfen weder fernsehen noch Radio hören, einzig der Zugang zu einer Toilette ist ihnen gestattet. Dort müssen sie den Abend und die ganze Nacht verbringen und über ihre Verfehlungen reflektieren.“
    „Wie bitte?“, fragte Marc fassungslos.
    „Ja, das ist kein Scherz“, sagte Sandra und nickte heftig. „Und in der vergangenen Nacht waren sie weggesperrt. Daher konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen, ob ihr Mann zu Hause gewesen war oder nicht. In der Nacht, als Fay ermordet wurde, hatten sie und ihre

Weitere Kostenlose Bücher