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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Karriereleiter durch alle Instanzen des polizeilichen Außendienstes emporgeklettert war.
    Der Generaldirektor eröffnete die Besprechung und kam ohne Umschweife direkt auf den Punkt.
    „Herr Oberst Vanhagen, wir haben ein Problem“, sagte er in ruhigem, sachlichem Ton. „Der bedauerliche gewaltsame Todesfall der jungen Frau asiatischer Herkunft ist möglicherweise kein Einzelfall. Wir haben Parallelen zu einem Mordfall aus dem Vorjahr entdeckt. Und vor zehn Tagen erhielten wir einen Bericht von Interpol, dass vor gut einem Jahr in Kroatien eine Frau ermordet wurde. Der Zustand der Leiche lässt auf einen ähnlichen Tathergang schließen wie bei den Fällen in Österreich. Herr Oberst, die Fälle bergen eine gewisse Brisanz. Sollte tatsächlich derselbe Täter für alle Morde verantwortlich sein, haben wir es vielleicht mit einem international agierenden Serienmörder zu tun. Die zweite denkbare Möglichkeit ist, dass ein politisch motivierter Täter oder – noch schlimmer – eine Tätergruppe verantwortlich ist. In Kroatien wurde eine einheimische Kellnerin ermordet. In Wien war das erste Opfer eine Türkin, und die bedauernswerte Frau von heute Morgen ist asiatischer Herkunft.“ Seewald machte eine kleine Pause, um die Bedeutung seiner nun folgenden Ausführungen zu verstärken. „Herr Oberst Vanhagen, ich muss Sie wohl nicht extra auf die politische Brisanz hinweisen. Wenn wir es mit rassistisch motivierten Tätern zu tun haben, ist der Teufel los in diesem Land. Ganz zu schweigen von der internationalen Dimension, sowohl politisch als auch medial.“ Er legte wieder diese kleine Pause ein. „Herr Oberst Vanhagen, die Frau Bundesministerin drängt nachdrücklich auf eine schnelle, lückenlose Aufklärung dieser Morde. Die Ermittlungen in dieser Causa haben absolute Priorität.“
    „Die Argumente sind schlüssig, Herr Generaldirektor“, sagte Marc. „Und welche Aufgabe haben Sie mir zugedacht?“
    Seewald atmete tief ein, presste die Lippen zusammen und stieß die Luft durch die Nase aus. „Oberst Vanhagen“, sagte er mit feierlicher Stimme. „Sie sind als Chefermittler vorgesehen. General Huttinger meint, dass Sie der richtige Mann für diese Aufgabe sind.“ Er nahm einen Pappordner vom Tisch und schlug ihn auf. „Ich habe Ihre Personalakte eingesehen.“ Er senkte den Blick und las aus den Akten vor. „Geboren am 2. August 1967 in Mattersburg, wo Sie nach wie vor wohnhaft sind. Volksschule Mattersburg, Bundesrealgymnasium Mattersburg, Präsenzdienst in Wiener Neustadt abgeleistet. 1986 begannen Sie mit dem Studium der Rechtswissenschaften. Am 1. Juli 1988 sind Sie in den Polizeidienst eingetreten. 1991 schlossen Sie das Studium erfolgreich ab und traten im selben Jahr den Dienst im heutigen Landeskriminalamt Wien an. Als Leiter einer ständigen Ermittlungsgruppe der Mordkommission haben Sie sich den Ruf eines unbestechlichen, von außen nicht beeinflussbaren Beamten erworben. Ihre Aufklärungsquote lag bei 92 Prozent. 1997 folgten Sie General Huttinger in das Bundeskriminalamt nach. Sie arbeiteten erfolgreich in verschiedenen Abteilungen. Einige spektakuläre Mordfälle konnten dank Ihrer Fähigkeiten aufgeklärt werden. Sie hatten Erfolge bei der Zerschlagung eines Mädchenhändlerrings und bei der Verhaftung von führenden Köpfen der Wiener Drogenszene. In zwei Fällen leisteten Sie entscheidende Vorarbeiten für Interpol, die zur Verhaftung eines Schlepperbosses und eines Waffenhändlers führten. Sie gelten als kompromisslos, und Sie polarisieren. Vor drei Jahren hatten Sie eine Auseinandersetzung mit einem Beamten der Abteilung für Korruptionsbekämpfung, die Ihnen einen Verweis einbrachte. Aus der Kommission zur Aufklärung eines spektakulären Entführungsfalles sind Sie auf eigenen Wunsch ausgestiegen, da Sie mit der Arbeitsweise der Kommission nicht einverstanden waren. Das hatte einen Aktenvermerk in Ihrer Personalakte zur Folge. Sie gelten als erstklassiger Analytiker und Stratege. Sie scheuen sich nicht, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen, und pflegen einen mitarbeiterorientierten Führungsstil.“ Er sah vom Blatt hoch und schaute Marc in die Augen. „Ich denke, Herr Oberst, General Huttinger hat für die Aufgabe den richtigen Mann ausgewählt.“
    Marc wusste nicht, was er von Seewald halten sollte. Er war freundlich, sachlich und korrekt. Trotzdem störte ihn die aalglatte Art dieses typischen Bürokraten. Vielleicht pflege ich nur meine Vorurteile, dachte

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