Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
Vom Netzwerk:
Wer immer sie hier deponiert hatte, hatte hinterher Abfall auf die Tote geworfen. Ernst Oberhauser deutete auf die Leiche.
    „Der Mörder hat wohl nicht viel von ihr gehalten. Er hat sie gleich mit seinem Hausmüll entsorgt.“
    „Dann haben wir ja gute Chancen, verwertbare DNA-Spuren zu finden“, antwortete Marc. „Vielleicht haben wir den Kerl bald.“
    Der verhüllte Ermittler an der Leiche erhob sich und kam auf Marc zu. Als er Mundschutz und Brille abnahm, bemerkte Marc, dass er einer jungen Frau gegenüberstand.
    „Oberst Vanhagen?“
    Marc nickte. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
    „Sarah Baldinger“, stellte sie sich freundlich vor. „Ich bin die zuständige Gerichtsmedizinerin.“
    „Seit wann sind in der Gerichtsmedizin so hübsche Ärztinnen beschäftigt?“, meinte Marc lächelnd. „Da freut man sich ja fast auf eine Leiche.“
    Sie war keine Schönheit, aber auch nicht hässlich. Sarah Baldinger machte einen cleveren Eindruck und strahlte Kompetenz und Selbstsicherheit aus. Sie lächelte kurz, ging aber nicht weiter auf das Kompliment ein.
    „Wir haben es hier mit einer 25- bis 32-jährigen Frau asiatischer Herkunft zu tun“, erklärte sie in sachlichem Ton. „Der Fundort ist nicht der Tatort. An ihrer Kehle ist eine klaffende Wunde, vermutlich von einem scharfen Gegenstand herbeigeführt. Das ist auch die wahrscheinliche Todesursache. Nach Beurteilung der Leichenflecken ist sie in aufrechter Position gestorben. Scheuerstellen an Händen und Füßen deuten darauf hin, dass sie mit metallischen Gegenständen gefesselt war.“
    „Wie lange liegt sie schon hier?“
    „Die Tote wurde heute Nacht, zwischen drei und vier Uhr früh, hier abgelegt.“
    „Frau Doktor, können Sie schon etwas über den ungefähren Todeszeitpunkt sagen?“
    „Genaueres kann ich Ihnen nach der Obduktion sagen. Ich denke, dass der Tod vor zwei oder drei Tagen eingetreten ist. Die Leichenstarre spricht eher für zwei Tage, aber da lege ich mich nicht fest.“
    „Wie geht es jetzt weiter?“
    „Wir bringen den Leichnam nach Wien, in die Obduktionseinheit Simmering am Zentralfriedhof. Dort werden wir die weiteren Untersuchungen vornehmen“, erklärte Sarah Baldinger. „Sie können morgen mit meinem Bericht rechnen.“
    Die Ärztin vermummte sich wieder und kehrte zur Leiche zurück. Vorsichtig entfernte sie den Plastiksack vom Kopf der Toten und verstaute ihn fachgerecht. Marc sah das Klebeband um ihren Mund. Ein Ermittlungsbeamter fotografierte aus verschiedenen Blickwinkeln und notierte sich die Einzelheiten.
    „Sind alle Spuren gesichert, nummeriert und fotografiert?“, fragte Marc und wandte sich wieder Ernst Oberhauser zu.
    „Alles im Kasten. Wenn es dir recht ist, beginnen wir mit dem Einpacken.“
    Marc Vanhagen nickte, und Oberhauser gab seinen Beamten die Anweisung, alle gesicherten Spuren und Gegenstände einzusammeln, zu kennzeichnen und sorgfältig zu verpacken.
    „Wohin sollen wir das Material schicken?“, fragte Oberhauser.
    „Ich ruf dich noch an, wahrscheinlich nach Innsbruck.“
    Der Leichnam wurde abtransportiert, und die Gerichtsmedizinerin verabschiedete sich. Marc beobachtete das Geschehen und bemerkte, dass sich einige Reporter zu Fuß über die angrenzenden Felder näherten.
    „Ernst“, sagte er. „Könntest du dich bitte um die Journalisten und Fotografen kümmern? Ich muss noch mit den Bossen telefonieren.“
    „Alles klar, mein Freund“, sagte er und ging mit einigen Polizisten den Reportern entgegen.
    Nachdenklich betrachtete Marc den Fundort. Die Tote war nicht hingelegt worden. Die Verrenkungen deuteten darauf hin, dass der Leichnam hingeworfen wurde. Marc versetzte sich in die Lage des Täters: Er fährt mit einem Wagen hierher, öffnet den Kofferraum, hebt das Opfer heraus. Dann geht er über den Gehsteig in die Grünanlage und lässt sie fallen. Nein, dann wären wegen des Gewichts vermutlich Fußspuren zu finden gewesen. Aber sie hatten nur die Fußabdrücke des Heizungsmonteurs sichergestellt, der sie entdeckt hatte. Der Täter hatte die Grünfläche nicht betreten, das stand für Marc fest. Er war also am Gehsteigrand stehen geblieben und hatte die Leiche in die Grünanlage geworfen. Dafür war Marc die Entfernung etwas zu weit. Das müsste ein riesiger, kräftiger Kerl gewesen sein, wenn er die Leiche so weit schleudern konnte. Marc hatte eine Idee: Wenn der Täter einen Transporter benutzt hat, ergibt das einen Sinn. Er ist mit dem Wagen verkehrt auf den

Weitere Kostenlose Bücher