Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
Vom Netzwerk:
achten. Emma Szinovek wies er an, den Journaldienst über das neue Ermittlungsteam zu informieren. Sollten nachts wichtige Anrufe oder Meldungen eingehen, sollten er oder Martin umgehend benachrichtigt werden. Christine Pinter bat er, für Freitag, 16 Uhr, eine Pressekonferenz vorzubereiten. Er verabschiedete sich von seinen Mitarbeitern und wünschte ihnen eine erholsame Nacht. Dann machten sich Marc Vanhagen und Martin Schilling auf den Weg zu Frau Dr. Baldinger.
    Obwohl der Abendverkehr voll eingesetzt hatte, kamen sie zügig voran. Fünf Minuten vor halb sechs parkten Martin Schilling und Marc Vanhagen ihre Autos vor der Obduktionseinheit.
    „Es ist ein Skandal, Marc“, ätzte Martin. „Die Millionenstadt Wien stellt Container am Zentralfriedhof auf, um Leichen zu obduzieren. Andere Städte haben modernste gerichtsmedizinische Institute, Wien hat Container.“
    „Ja, ja, die lieben Politiker“, stimmte Marc ein. „Da haben wir in der Sensengasse die besten Gerichtsmediziner, dann lassen die hohen Herren das Gebäude derart verwahrlosen, dass es die Baubehörde schließen muss. Und warum das alles? Weil sich die Schwarzen in der Bundesregierung nicht mit den Roten in der Stadtverwaltung über die Zuständigkeit einigen können.“
    „Und wir müssen es büßen“, sagte Martin verdrossen.
    „Aber die Mediziner sind sehr gut und die Container sind mit der modernsten Technik ausgestattet“, beschwichtigte Marc seinen Kollegen.
    „Aber arbeiten müssen die Ärzte in besseren Bauhütten. Schau dir das Forensische Institut in Innsbruck an. Ein Institut mit Weltruf. Die sind genauso gut wie das FBI-Institut in Baltimore. Warum ist das in Innsbruck möglich und nicht in der sogenannten Weltstadt Wien?“
    „Du hast recht, Martin. Aber wir dürfen uns nicht beschweren. Das Forensische Institut in Innsbruck steht uns uneingeschränkt zur Verfügung. Und die Resultate der DNA-Untersuchungen liegen in kürzester Zeit vor. Wir können froh sein, solche Spitzenleute in Österreich zu haben. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da mussten wir Beweisstücke nach Wiesbaden schicken. Bis wir die Ergebnisse aus Deutschland hatten, waren einige Tatverdächtige schon eines natürlichen Todes gestorben.“
    Martin lachte. „So gesehen hast du recht. Ich finde diese Zustände hier trotzdem skandalös. Eine Weltschande für die Weltstadt.“
    Sie erreichten die Container und traten ein. Sarah Baldinger saß an einem Computer und gab Daten ein. Als sie die beiden Besucher bemerkte, stand sie auf und ging ihnen entgegen. Unter dem obligatorischen weißen Ärztekittel trug sie eine gelbe Bluse. Das hochgesteckte dunkelbraune Haar verlieh ihrem Gesicht einen strengen, sachlichen Ausdruck. Marc schätzte ihr Alter auf etwa 30. Er begrüßte sie und stellte ihr Martin Schilling vor.
    „Hallo, schöne Frau“, sagte Martin mit breitem Grinsen. Seine grauen Augen blitzten, während er sie unverhohlen musterte. Sarah Baldinger lächelte verlegen und fingerte nervös an ihren Haaren herum. Sie wurde sogar leicht rot. Ruckartig kehrte sie den beiden Ermittlern den Rücken zu. „Meine Herren, bitte folgen Sie mir“, sagte sie betont geschäftsmäßig. „Ich muss Ihnen etwas zeigen.“
    Marc schüttelte den Kopf. Wie machte der Kerl das? Er hatte schon oft erlebt, welche Wirkung Martin Schilling auf Frauen hatte. Der stellte sich hin, grinste ihnen frech ins Gesicht, und die Damen wurden nervös. Sogar die so beherrscht wirkende Frau Dr. Baldinger hatte er aus der Fassung gebracht.
    Sie schritt voran, und Marc und Martin hatten Mühe, ihr zu folgen. Auf einem Stahltisch in der Mitte des Obduktionsraums lag die Leiche der asiatischen Frau.
    „Ich habe meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen“, eröffnete Sarah Baldinger ihre Ausführungen und vermied es, Martin anzusehen. „Aber die äußerlichen Untersuchungen könnten vielleicht interessant für Sie sein, meine Herren. Die Tote ist mit höchster Wahrscheinlichkeit Filipina. Sie ist zwischen 27 und 30 Jahre alt und 164 Zentimeter groß. Sie hat am Hals eine klaffende Wunde. Diese Verletzung hat zu ihrem Tod geführt.“
    „Wissen Sie etwas über die Tatwaffe?“, warf Martin Schilling ein.
    „Die Schnittwunde wurde ihr mit einem scharfen, dünnen Gegenstand zugefügt“, antwortete Sarah Baldinger, während sie Martin kurz in die Augen schaute. Sofort wandte sie sich wieder der Leiche zu. „Vermutlich ein scharfes Messer, vielleicht ein Skalpell. Der Täter ist

Weitere Kostenlose Bücher