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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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im Schritttempo auf den Rastplatz und parkte nach wenigen Metern. Fünf Streifenwagen und zwei Kastenwagen der Polizei standen hier. Er sah auch zivile Fahrzeuge, vermutlich Dienstwagen der Kriminalbeamten aus Niederösterreich, ein paar Meter entfernt einen Einsatzwagen der Rettung und einen Leichentransporter. Marc stieg aus und sah sich um. Der Rastplatz war eher klein. Er gehörte zu den wenigen Parkplätzen im Großraum Wien, die weder mit Video überwacht noch ausreichend beleuchtet waren. Links und rechts der Durchfahrtsstraße befanden sich Parkstreifen. Ein schmaler Gehsteig säumte die rechte Parkspur. Der Rastplatz war spärlich begrünt. Gleich am Anfang der rechten Parkspur wuchsen einige dichtere Büsche. Dort lag auch die Leiche.
    Als Marc Vanhagen auf den Fundort zuging, kam ihm ein Mann entgegen.
    „Hallo Marc, grüß dich, lange nicht gesehen“, begrüßte ihn Ernst Oberhauser, Chef der Kriminalabteilung Wiener Neustadt. Sie kannten sich schon lange. Marc schätzte den bulligen Kollegen mit seinem kantigen Gesicht und seinen kurz geschorenen Haaren.
    „Grüß dich, Ernst. Da muss schon eine Leiche auftauchen, dass wir uns wieder einmal treffen.“ Sie schüttelten einander die Hände.
    „Du hast ab jetzt das Kommando, Marc“, kam Oberhauser gleich zur Sache. „Ich habe Anweisung von oben, dir meine Gruppe zu unterstellen. Wir haben die Arbeit vorläufig weitergeführt. Ich hoffe, das ist in deinem Sinne.“
    „Ehrlich gesagt, weiß ich überhaupt nicht, worum es geht“, sagte Marc. „Ich hatte einen Anruf vom Chef, dass ich mich um die Sache kümmern soll, mehr weiß ich nicht. Kannst du mir bitte einen Überblick geben?“
    Ernst Oberhauser öffnete seinen Block und sah auf seine Notizen. „Wir erhielten um 5.23 Uhr einen Anruf, dass hier eine tote Frau liegt. Gefunden wurde sie von einem Heizungsmonteur aus Eisenstadt, der auf dem Weg zur Arbeit war und hier eine Pinkelpause einlegen wollte. Die Personalien des Mannes haben wir aufgenommen und seine Aussage protokolliert. Dann haben wir den armen Teufel nach Hause geschickt. Der war weiß wie eine Mauer.“
    „Hat er etwas Verdächtiges bemerkt? Waren noch andere Fahrzeuge hier geparkt?“
    „Außer ihm war niemand auf dem Rastplatz.“
    „Hat er irgendetwas berührt?“
    „Er hat gesagt, dass er hingegangen ist und sie an der Schulter angefasst hat, um sie herumzudrehen. Er wollte Erste Hilfe leisten. Als er erkannte, dass sie tot war, hat er sofort losgelassen, ist zurückgewichen und hat sich auf der Straße übergeben. Dann hat er sofort den Notruf angerufen.“
    „Habt ihr ihn erkennungsdienstlich untersucht?“
    Ernst Oberhauser nickte. „Wir haben eine Speichelprobe und Fingerabdrücke genommen. Um 5.33 Uhr war der erste Streifenwagen hier. Die beiden Polizisten haben den Fundort gesichert und Großalarm eingeleitet. Ich war mit meinen Leuten um 6.04 Uhr hier. Die Gerichtsmediziner trafen um 6.17 Uhr ein. Bei der Toten handelt es sich um eine nackte Frau, die Arme mit einem Klebeband gefesselt, der Kopf steckt in einem Plastiksack. Todesursache ist wahrscheinlich eine durchschnittene Kehle. Die Identität des Opfers konnte noch nicht festgestellt werden. Offensichtlich ist sie asiatischer Herkunft.“ Oberhauser sah von seinem Notizblock auf. „Als ich diese Information nach Wien berichtete, wurde es ziemlich hektisch. Nach 15 Minuten erhielt ich einen Anruf aus dem Bundeskriminalamt, wir sollen alle Untersuchungen einstellen und auf Anweisungen warten. Nach weiteren zehn Minuten hieß es, wir sollen auf dich warten und die wichtigsten Spurensicherungen mit besonderer Sorgfalt weiterführen.“
    Marc Vanhagen und Ernst Oberhauser gingen zum Fundort, der weiträumig abgesperrt war. Innerhalb der Absperrung waren fünf Ermittler mit der Spurensicherung beschäftigt. Sie waren alle in Schutzanzüge aus einer Art synthetischem Papier, sogenannte Tyvek-Anzüge, gehüllt, trugen Schutzhüllen an den Schuhen und Handschuhe. Eine Gestalt stand über die Leiche gebeugt. Sie trug zusätzlich Schutzbrillen und eine Gesichtsmaske. Marc sah sich genauer um. Die Leiche lag seltsam verdreht da, 150 Zentimeter vom Gehsteigrand entfernt. Ihr Kopf steckte in einem gelblichen Plastiksack, der mit geronnenem Blut gefüllt war. Ihre Arme waren hinter dem Rücken mit einem silbernen Klebeband umwickelt. Außer einem weißen Strumpfbandhalter und weißen Strümpfen war sie nackt. Rund um sie lag jede Menge Unrat. Auch auf ihr lagen Müllreste.

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