Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
Vom Netzwerk:
und verließ den Konferenzraum, um ihre Aufgabe sofort zu übernehmen.
    „Kollegen!“, sagte Marc mit lauter Stimme und wartete, bis das Gemurmel der Gruppe erstarb. „Zunächst einige Worte zu unserer Zusammenarbeit. Ich bin der Leiter dieser Sonderkommission, Martin Schilling ist mein Stellvertreter. Alle anderen sind, unabhängig vom Dienstgrad, für die Dauer der Ermittlungen gleichgestellt. Ich hatte bei der Zusammenstellung dieses Teams freie Hand. Ihr seid meine Wunschkandidaten. Wir haben bei diesen Ermittlungen alle Rechte, unsere Anordnungen haben Vorrang. Die vom Direktor für öffentliche Sicherheit unterzeichneten Vollmachten erhaltet ihr anschließend von Emma Szinovek.“ Ein Raunen ging durch die Gruppe. „Und mehr Kohle gibt es auch.“
    Jetzt klatschten sie sogar Beifall. Marc lächelte und machte eine beschwichtigende Geste. „Kollegen, beruhigt euch wieder. Ihr seht, wir haben einzigartige Arbeitsbedingungen. Aber euch muss klar sein, dass wir Resultate brauchen. Ansonsten sind wir die Deppen der Nation. Ich erwarte von euch eine perfekte Zusammenarbeit und maximalen Einsatz. Und jetzt lasst uns beginnen, diesen Mörder zu finden.“
    Marc Vanhagen gab der Gruppe alle Informationen über die Tote vom Autobahnrastplatz. Er befestigte Fotos der Leiche auf einer riesigen Pinnwand und schrieb einige Stichworte dazu.
    „Möglicherweise stehen weitere ungeklärte Fälle mit diesem Mord in Zusammenhang. Interpol hat eine Akte von einem Mord in Kroatien übermittelt, der Ähnlichkeiten mit unserem Fall aufweist. Martin, du hast die Akte studiert. Bitte gib uns einen Überblick.“
    Martin Schilling begrüßte die Anwesenden und begann mit seinen Ausführungen.
    „Am 21. Juni 2008 wurde in Zagreb eine 42 Jahre alte Frau in einem Hinterhof tot aufgefunden. Die Leiche war nackt, ihre Hände waren mit einem Nylonseil hinter ihrem Rücken gefesselt. Ihre Kehle war aufgeschlitzt. Die Wunde am Hals wurde ihr höchstwahrscheinlich mit einer Glasscherbe oder einer zerbrochenen Flasche zugefügt. Die Tote wies zahlreiche Merkmale von körperlicher Misshandlung auf. Drei Zähne wurden ihr ausgeschlagen. Ihr Körper war übersät mit Blutergüssen und Striemen, verursacht von einer Peitsche oder einem Gürtel. Sie wurde nicht körperlich vergewaltigt, aber in ihrer Vagina steckte ein 40 Zentimeter langes Stahlrohr. Gefunden wurde die Leiche neben einem umgestürzten Müllcontainer. Am Stahlrohr wurden Hautpartikel sichergestellt, aber durch Schlamperei im Labor wurden die Proben so stark verunreinigt, dass sie unbrauchbar wurden. Die Tote arbeitete als Barfrau in einem schmuddeligen Café, einem Treffpunkt für ältere Nutten und deren Zuhälter. Ich halte die Gemeinsamkeiten mit unserem Mord für zufällig und glaube nicht, dass derselbe Täter am Werk war. Aber vielleicht finden wir noch zwingende Übereinstimmungen.“ Martin heftete die Fotos aus dem Interpolakt auf die Pinnwand.
    Marc hatte aufmerksam zugehört. Martin und er tauschten die Plätze.
    „Sehen wir uns den nächsten Fall an“, sagte Marc nachdenklich. Er öffnete den Ordner mit den Unterlagen, die er in der vergangenen Nacht durchgearbeitet hatte.
    „Am 10. September 2009 wurde in Wien eine 25-jährige Frau in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die Tote wurde identifiziert als Emine Düzel, wohnhaft im 15. Bezirk, in der Turnergasse. Sie war türkische Staatsangehörige und lebte seit sechs Monaten in Wien. Laut Obduktionsbericht trat der Tod am 9. September 2009 zwischen 20 und 22 Uhr ein.“ Marc heftete Fotos an die Pinnwand. Wieder ging ein Raunen durch die Gruppe. Auf den Fotos war eine kleine, stark übergewichtige Frau zu erkennen, die zwischen 90 und 100 Kilo gewogen haben musste.
    „Ich beginne mit den Parallelen zum aktuellen Fall“, fuhr Marc Vanhagen fort. „Todesursache war eine mit einer scharfen Klinge von einem Rechtshänder herbeigeführte Schnittwunde am Hals. Das Opfer wies zwei Brandmale am Nacken, vermutlich von einem Elektroschocker verursacht, auf. An Handgelenken und Knöcheln befanden sich Scheuerstellen, vermutlich von Handschellen. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken gefesselt, das blaue Isolierband war von den Handgelenken bis zu den Ellbogen gewickelt. Dabei muss es für den Täter, wegen der enormen Leibesfülle des Opfers, schwierig gewesen sein, die Unterarme so fest zu umwickeln. Um den Kopf war ebenfalls ein Isolierband gewickelt, um den Mund zu verkleben. Ihr Körper war vollständig mit Öl eingerieben.

Weitere Kostenlose Bücher