Canard Saigon (German Edition)
übertönte Christine Pinter das Stimmengewirr und schritt mit einem Computerausdruck geradewegs auf Marc Vanhagen zu. Schlagartig wurde es im Konferenzraum ruhig. Erwartungsvoll richteten sich alle Blicke auf sie.
„Die Tote vom Rastplatz ist identifiziert. Eben kam ein E-Mail herein. Kopien für alle gibt es in fünf Minuten“, sagte Christine und drückte Marc das Schriftstück in die Hand. Marc überflog den Inhalt des Schreibens und stellte sich neben die Pinnwand.
„Die Tote wurde identifiziert als Maricela Joy Rodriguez“, las er laut vor und notierte den Namen über dem Foto der Frau an der Pinnwand. „Sie ist 28 Jahre alt, philippinische Staatsbürgerin, wohnhaft im 21. Bezirk, in der Silenegasse. Maricela Rodriguez hat eine gültige Aufenthaltsgenehmigung und eine Arbeitsgenehmigung. Sie ist vor drei Jahren nach Österreich gekommen und arbeitete als Krankenschwester im Maria-Theresia-Spital.“
Ein Raunen ging durch die Gruppe der Ermittler.
„Hey, da haben wir eine erste Gemeinsamkeit“, rief Martin Schilling. „Emine Düzel hat im selben Krankenhaus gearbeitet.“ Er stand auf und stellte auf der Pinnwand die Verbindung her.
„Wer hat Frau Rodriguez identifiziert?“, fragte Sandra Kessler.
„Laut diesem Schreiben wurden ihre Kleidung, Schuhe und Handtasche an der Autobahnausfahrt zur Raststätte Guntramsdorf gefunden. Die Sachen waren in eine Einkaufstasche aus Plastik gestopft und vermutlich aus einem fahrenden Auto über die Leitschienen auf die Grünfläche geworfen worden. Heute früh wurde die Tasche von Arbeitern der Autobahnmeisterei gefunden und der Autobahnpolizei übergeben. In der Handtasche befanden sich die Papiere der Toten, ihre Geldbörse mit 224 Euro, ein Schlüsselbund, zwei Ohrringe sowie eine abgerissene Halskette, ein Ring und ein Handy. Erkennungsdienstlich dürfen wir uns nicht zu viel erwarten, denn der Fund ist durch viele Hände gewandert, bevor ein Autobahnpolizist den Zusammenhang erkannte. In spätestens 15 Minuten sollten die Sachen hier sein.“ Marc Vanhagen sah in Runde. „Kollegen, jetzt geht’s los. Thomas, schick einen Streifenwagen und eine Gruppe des Erkennungsdienstes zur Wohnung der Toten.“ Thomas Gridler nickte und eilte zu seinem Schreibtisch.
„Paul und Simon, ihr seht euch den Tatort in der Turnergasse nochmals an. Paul, lass deine Beziehungen spielen. Vielleicht weiß jemand, ob Ahmet Düzel in Wien untergetaucht ist. Und du, Simon, überprüf bitte, ob ähnliche Fälle oder Drohungen aus der rechtsextremen Szene bekannt sind.“
„Alles klar“, sagte Paul Valek und stand auf. „Fährst du oder ich?“, fragte er Simon Hoffer.
„Ich habe eine Frau, zwei verheiratete Kinder und drei Enkelkinder. Da setze ich doch nicht mein Leben aufs Spiel. Ich fahre natürlich“, sagte Simon lächelnd.
„Na, hoffentlich packen wir das bis Sonnenuntergang“, neckte Paul beim Hinausgehen.
„Martin und Nicole, ihr fahrt zum Maria-Theresia-Spital. Versucht, so viel wie möglich über die beiden Toten in Erfahrung zu bringen. Dort könnte der Schlüssel zu unseren Fällen liegen.“
Die beiden Angesprochenen standen ebenfalls auf und gingen zur Tür.
„Also, ich lass mich mit Vergnügen von dir verwöhnen“, sagte Nicole und lächelte spitzbübisch. „Du fährst und ich genieße es.“
„Stets zu Diensten, Mylady, aber werde mir bloß nicht vergnügungssüchtig“, sagte Martin und hielt ihr die Tür zum War Room auf. Dabei verneigte er sich übertrieben tief und zeigte ihr mit einer weit ausholenden Handbewegung die Richtung. „Nach dir, meine Schöne.“
„Oh, ein echter Kavalier“, lobte Nicole, während beide den Raum verließen.
Marc sah ihnen lächelnd nach und schüttelte den Kopf. Die neckischen Wortspielereien zwischen Nicole und Martin würden ab jetzt wohl zur Tagesordnung gehören. Während sich Sandra Kessler in die Unterlagen vertiefte, wandte sich Marc an die zwei EDV-Spezialisten.
„Fritz, du hast Zugriff auf alle rechtlich erlaubten Informationsquellen. Erstelle uns bitte eine Datenbank der drei Fälle und vergleiche sämtliche Daten. Wir brauchen alle möglichen Übereinstimmungen oder Abweichungen, um ein möglichst genaues Täterprofil zu erstellen.“
Fritz Stainer nickte. „Kann ich meine eigene Software benutzen? Der Schrott hier taugt nämlich nichts.“
„Wie meinst du das?“, fragte Marc etwas verwirrt. „Du hast doch Zugriff auf alles.“
„Schon, ich meine, für normale Abfragen ist unser System
Weitere Kostenlose Bücher