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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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zunehmend verunsichert.
    Ich zeigte Ruth die Fotos auf dem Handy und fragte sie, ob sie sich vorstellen könnte, dass Maricela den Doktor damit erpressen wollte. Ruth Enke verneinte vehement. Sie glaubt, dass Maricela nur Erinnerungsfotos haben wollte, denn Klein habe sich gegen gemeinsame Fotos gewehrt. Ihres Wissens hatte Maricela Rodriguez keine Feinde. Allerdings hatte sie Angst, wenn sie abends nach Hause ging. Vor einem halben Jahr hatte sie einen Zusammenstoß mit Skinheads, bei dem sie eine Ohrfeige abbekam und übelst beschimpft und bedroht wurde. Sie war froh, als die neue Polizeiinspektion in der Puchgasse eröffnet wurde, denn das gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Ruth konnte sich niemanden vorstellen, der Maricela nach dem Leben getrachtet hätte. Zuletzt gesehen wurde das Mordopfer vermutlich von zwei Schülerinnen der Krankenpflegeschule. Sie fuhren am Dienstag mit derselben U-Bahn wie Maricela Rodriguez. Um 22.03 Uhr verließ die Krankenschwester den Waggon der U3 in der Station Rennbahnweg. Die beiden Schülerinnen stiegen eine Station später aus.“
    „Diese Information kann uns weiterhelfen!“, rief Marc. Er drehte sich zur Pinnwand, an der Thomas Gridler seit Beginn der Sitzung stand und alle Informationen notierte.
    „Thomas, hast du das aufgeschrieben?“, fragte Marc und erntete einen verwunderten Blick von Thomas.
    „Wir wissen jetzt, dass Maricela um 22.03 Uhr die U3 verließ, aber nie zu Hause ankam. Sie verschwand also auf dem Weg von der Station Rennbahnweg zur Silenegasse. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Martin, Nicole und ich machen einen Lokalaugenschein. Wir sehen uns die Strecke um 22 Uhr an. Nicole, gibt es sonst noch etwas?“
    „Ich habe versucht, Querverbindungen zu Emine Düzel zu ermitteln, aber keiner der Befragten wusste, ob die beiden Opfer sich überhaupt gekannt hatten. Allerdings hat die Putzkolonne, bei der Emine arbeitete, erst morgen wieder Dienst. Ich bleibe dran.“
    „Ich habe mir die Telefonlisten des Ehepaares Düzel angesehen“, meldete sich Johannes Schmied zu Wort. „Vom Festnetzanschluss wurden einige längere Gespräche in die Türkei geführt. Ahmet hatte ein Vertragshandy und hat auch rege telefoniert. Die Namen der Gesprächspartner haben ausschließlich türkischen oder slawischen Ursprung. Das letzte Gespräch wurde zwei Tage vor der Ermordung seiner Frau registriert und wurde mit einem Teilnehmer aus der Türkei geführt.“
    „Danke, Johannes, kontaktiere diese Gesprächspartner, frag sie, ob sich Ahmet seit seinem Verschwinden gemeldet hat“, sagte Marc. Er sah in die Runde. „Irgendwelche Fragen?“
    „Nur eine Information“, sagte Fritz Stainer. „Meine Datenbanken sind morgen einsatzbereit. Dann könnt ihr mich nach Herzenslust quälen.“
    „Super, Fritz“, sagte Marc. „Morgen um 13 Uhr treffen wir uns hier.“
    Marc beendete die Sitzung. Er hatte ein gutes Gefühl. Sein Team wirkte motiviert, und es gab keine Konflikte innerhalb der Gruppe. Die Informationen verdichteten sich, und das stimmte ihn zuversichtlich.

Wien, Freitag, 16. April 2010, 21.40 Uhr
    Marc Vanhagen war auf dem Weg zur U-Bahn-Station Rennbahnweg. Seine Gedanken kreisten um das eben geführte Telefonat. Freddy hatte ihn von seinem Fall abgelenkt und ihm die Probleme des täglichen Wahnsinns mitgeteilt. Ein Bescheid des Finanzamts war ins Haus geflattert. Bei einer Überprüfung der Reisekosten der letzten drei Jahre seien Doppelverrechnungen gefunden worden. Laut Bescheid müsse er nun knappe 2000 Euro zurückzahlen. Ein weiterer Brief kam von der Kirchenbeitragsstelle. Freddy meinte, dass sein Einkommen viel zu hoch geschätzt werde und er wieder persönlich vorsprechen müsse. In Besorgnis versetzte ihn die letzte Nachricht. Freddy hatte ihm erzählt, dass Michael mit hängendem Kopf von der Schule nach Hause gekommen sei. Er war einsilbig und sprach nicht über den Grund seines Stimmungstiefs. Er hatte nur gemeint, dass er von diesen Arschlöchern genug habe. Dann hatte er sich in sein Zimmer verzogen. Freddy vermutete eine Eskalation mit einem seiner Lehrer. Marc versprach ihr, bei nächster Gelegenheit mit Michael zu sprechen. Es war nicht das erste Mal, dass er bei Schulangelegenheiten seines Sohnes intervenieren musste. Der Junge machte ihm Sorgen. Marc wollte, dass seine Kinder ihre Schulausbildung absolvieren sollten, ohne psychischen Schaden zu erleiden. Sina hatte diesbezüglich kaum Probleme, aber Michael litt wie ein geprügelter Hund. Und

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