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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Boutiquen in der Wiener Innenstadt gekauft. Der Schmuck stammt von einem Juwelier im 1. Bezirk.“
    „Die Frau wusste, was schön und teuer ist“, sagte Sandra.
    „Oder ihr Lover“, ergänzte Marc. „Das Labor konnte keine verwertbaren Fingerabdrücke finden. Bloß ein paar fettige Stellen vom Massageöl. Auf den Utensilien in ihrer Handtasche konnten nur Fingerabdrücke von Maricela, einem Polizisten und einem Straßenarbeiter sichergestellt werden.“ Marc blätterte um. „Der Gummiabrieb auf der Gehsteigkante am Tatort konnte als Goodyear-Sommerreifen identifiziert werden. Die Zusammensetzung der Proben lässt auf Reifen schließen, die für Nutzfahrzeuge hergestellt werden. Und sie gehören zu den Marktführern in diesem Segment.“ Marc legte den Bericht in den Ordner zurück. „Das Fahrzeug könnte tatsächlich ein Kastenwagen sein.“ Zufrieden packte er die Ordner zusammen. Wir kommen vorwärts, dachte er, obwohl er wusste, dass die Indizienlage noch sehr dünn war.
    „Und jetzt muss ich die Pressekonferenz vorbereiten“, sagte er zu Sandra. Sie verließen den Konferenzraum, und Marc setzte sich an den Schreibtisch von Christine Pinter.

Wien, Freitag, 16. April 2010, 16.20 Uhr
    Marc Vanhagen saß im Pausenraum und rauchte eine Zigarette. Die Pressekonferenz hatte genau 17 Minuten gedauert. Christine Pinter hatte ein kurzes Statement über den Fundort der Leiche verlesen. Dabei wurden nur die Eckdaten bekannt gegeben. Marc hatte anschließend einige Fragen beantwortet. Er hatte auf den möglichen Zusammenhang zu den weiteren Mordfällen verwiesen. Bisher hatten sie weder einen Tatverdächtigen noch ein Motiv. Abschließend hatte er noch erklärt, dass täglich eine Presseaussendung geplant und Christine Pinter die Anlaufstelle für weitere Auskünfte sei. Marc hatte ein gutes Verhältnis zur Presse. Die Journalisten konnten zwar lästig sein, aber oft auch hilfreich. Manchmal waren Meldungen über die Medien der einzige Weg, um mit Tätern zu kommunizieren.
    Marc war mit dem Verlauf der Pressekonferenz zufrieden. Er rauchte genüsslich. Entspannt blickte er auf seine Armbanduhr. Perfektes Timing, dachte er und drückte seine Kippe aus. Er stand auf und ging in den War Room, um das für 16.30 Uhr angesetzte Gruppenmeeting zu eröffnen.
    Da alle Ermittler im Konferenzraum anwesend waren, kam Marc direkt zur Sache. Er bat Paul Valek und Simon Hoffer um ihren Bericht.
    „In der ehemaligen Wohnung der Düzels lebt jetzt ein mazedonisches Ehepaar mit zwei Kindern“, sagte Red Bull Pauli. „Die Einrichtung ist neu. Außer den Kratzspuren am Fenstergriff weist nichts mehr auf ein Verbrechen hin. Wir haben die Hausbewohner befragt, aber da gibt es keine neuen Erkenntnisse. Die Zeugin schwört Stein und Bein, dass es Ahmet Düzel war, den sie aus dem Haus gehen sah. Wir haben mit ihr vereinbart, heute um 22 Uhr einen Lokalaugenschein vorzunehmen. Vielleicht wissen wir dann mehr.“
    „Am Nachmittag habe ich meine Unterlagen bezüglich rechtsextremer Verdächtiger durchforstet“, ergänzte Simon Hoffer. Er blätterte in einigen Computerausdrucken. „Aktuelle Hinweise konnte ich nicht finden. Vor zwei Jahren gab es eine Gruppe, die sich Wächter der Reinheit nannte. Ihr Anführer, ein gewisser Konrad Schliemann, verfasste einige Pamphlete mit dem üblichen Schwachsinn. Er erweiterte die Reinheitsgebote der Nazis um die Erlaubnis, dass jeder deutsche Mann zu seinem Vergnügen eine Frau minderwertiger Rasse benutzen dürfe. Danach müsse er ihr die Kehle durchschneiden, damit keinesfalls Mischlinge gezeugt werden können. Die Gruppe bestand aus zwei Deutschen und vier Österreichern. Sie verschwand so schnell von der Bildfläche, wie sie aufgetaucht war. Diese Typen galten auch in der rechtsextremen Szene als Schwachköpfe und hatten keinerlei Stellenwert.“
    „Wo halten sich die Mitglieder dieser Gruppe jetzt auf?“, fragte Marc.
    „Wir haben ihre Spur nicht weiter verfolgt. Angeblich wohnt Schliemann in Wien. Ich werde meine Quellen kontaktieren und Aufenthaltsorte und Alibis überprüfen.“
    „Brauchst du Hilfe?“
    „Nein, danke“, antwortete Simon lächelnd. „Das ist meine Spielwiese, lasst mich in Ruhe arbeiten.“
    Paul Valek meldete sich zu Wort. Er sprach über seine Aktivitäten, um den verschwundenen Ahmet Düzel aufzuspüren. Bisher hatte keiner seiner Informanten einen Anhaltspunkt, dass der gesuchte Türke in Wien untergetaucht wäre. Marc dankte den zwei Kollegen und bat Martin

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