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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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das der Schlüssel zur Aufklärung.“ Sandra unterbrach erneut ihre Ausführungen, um einen Schluck Wasser zu trinken.
    „Die Prognosen sind düster“, setzte sie fort. „Der Täter hat seine Vorgehensweise nahezu perfektioniert. Das weiß er. Er wird wieder morden. Die Zeitabstände der Morde werden sich verkürzen. Die Quälereien der Frauen werden länger dauern und brutaler werden. Und er wird die Leichen früher entsorgen. Der Leichnam Maricelas muss schon unangenehm gerochen haben. Und das ist ihm mehr als lästig. Er wird dazugelernt haben. Jedenfalls, liebe Kollegen, brauchen wir entweder viel Glück oder geduldige Kleinstarbeit, um den Täter zu überführen. Danke!“ Damit beendete sie ihre Ausführungen.
    Die Kollegen klopften anerkennend mit ihren Fäusten auf den Konferenztisch. Sandra verteilte vorbereitete Handouts mit den wichtigsten Daten. Marc Vanhagen erhob sich.
    „Vielen Dank, Sandra“, sagte er und nickte anerkennend. „Das war eine hervorragende Arbeit. Wir sollten jetzt offene Fragen diskutieren.“
    Sandra hatte sich wieder auf ihren Platz begeben. Die meisten Ermittler lasen im Handout. Fritz legte das Blatt mit den Daten auf den Tisch und sah Sandra an.
    „Also, wenn ich mir die Auswahl der Frauen so ansehe, bin ich skeptisch, ob rein sexuelle Motive vorliegen“, sagte er. „Die Polin ist 44, die Türkin war 25 und extrem fett, und Maricela Rodriguez ist 28 und hätte so manchen Schönheitswettbewerb gewonnen. Weder vom Alter noch vom Aussehen kann ich da ein Muster erkennen. Sind da nicht andere Motive wahrscheinlicher?“
    „Du hast recht, diese Kriterien ergeben noch kein Muster“, antwortete Sandra. „Aber entscheidend für meine Einschätzung war die Vorgangsweise des Täters und nicht das Aussehen der Opfer.“
    „Welcher Mann vergreift sich freiwillig an einer Frau wie Emine Düzel?“, fragte Johannes und schüttelte verständnislos den Kopf.
    „Die Frage, warum ein Täter eine bestimmte Vorgangsweise wählt, brauchen wir nicht zu stellen“, antwortete Marc. „Was in wirren Köpfen vorgeht, werden wir nie ergründen. Wir dürfen nichts ausschließen, was dem sogenannten normalen Menschenverstand widerspricht. Würde der Täter so denken wie wir, würde er niemand ermorden.“
    „Aber lauter Ausländerinnen sind schon auffällig“, gab Nicole zu bedenken. „Sandra, warum bist du so sicher, dass der Täter nicht aus der rechtsradikalen Ecke kommt?“
    „Also, sicher bin ich überhaupt nicht. Meine Einschätzungen sind reine Fiktion. Alles, was ich euch eben geschildert habe, ist Spekulation. Ich kann auch komplett danebenliegen. Das ist das Schicksal der Tatortbeurteilung und Tätereinschätzung. Ich kann nur Anhaltspunkte liefern. Zu deiner Frage: Politisch motivierten Tätern ist die Kommunikation mit der Öffentlichkeit wichtig. Wir hätten längst ein Bekennerschreiben mit politischen Parolen.“
    „Da stimme ich Sandra zu“, meldete sich Simon Hoffer zu Wort. „Der Täter hätte auch an der Leiche ein Statement abgegeben. Etwa indem er ein Hakenkreuz oder ein sonstiges Symbol in die Haut eingeritzt hätte. Oder er hätte eine Blutbotschaft an eine Wand geschmiert oder Ähnliches.“
    „Ja, Extremisten sind auch nicht so vorsichtig und haben meist keine Angst, erwischt zu werden“, ergänzte Sandra. „Trotzdem dürfen wir den Aspekt der Fremdenfeindlichkeit nicht vom Tisch wischen.“
    „Kollegen, ich habe noch einen Ansatz, über den ich diskutieren will“, meldete sich Martin zu Wort. „Das Maria-Theresia-Spital zieht sich wie ein roter Faden durch die Mordfälle. Und auch Dr. Klein. Er hat zwar ein Alibi, vorläufig zumindest, aber er passt ganz gut in das Profil. Er steht kurz vor der Ernennung zum Oberarzt. Ich glaube, dass ihm die Frauen im Weg standen. Frau Gartner drohte ihm mit einer Klage, Emine Düzel erwischte ihn beim Vögeln, und Maricela Rodriguez war sein Betthäschen. Lauter Stolpersteine für seine Karriere, die er aus dem Weg geräumt hat. Wie seht ihr das?“
    „Mag sein, dass Klein verdächtig ist“, antwortete Sandra. „Aber dein vermutetes Motiv ist zweifelhaft. Krystyna Gartner lebt noch. Sie hatte nach dem Überfall keinen Personenschutz. Der Doktor hätte sie aber beseitigen müssen, damit sie ihm nicht schaden könnte. Und die frühen Überfälle auf die Mädchen aus Linz und Graz hatten nichts mit der Karriere von Klein zu tun.“
    „Was wir noch überprüfen müssen“, sagte Martin und blieb hartnäckig. „Und Frau

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