Canard Saigon (German Edition)
hatte, wie die übrigen Teammitglieder, amüsiert zugehört. „Würde Dummheit klein machen, könnten die beiden unter einem Teppich Fallschirm springen“, sagte er.
Martin räusperte sich verlegen.
„Ich bin nicht gerade stolz auf die Aktion. Aber als er das Messer in die Hand nahm, habe ich nur noch reagiert.“ Martin räusperte sich wieder. „Nachdem wir die beiden Zuhälter festgenommen hatten, unterhielten wir uns mit Gulasch Willi über Fay. Da er noch nicht wusste, dass Fay ermordet worden war, traf ihn die Nachricht wie ein Blitzschlag. Erst konnte er es nicht glauben, dann stieß er wüste Drohungen gegen den Mörder aus. Nach etwa zehn Minuten hatte er sich so weit beruhigt, dass er uns Auskunft geben konnte. Er hatte Fay und Jenny vor etwa drei Jahren in Holland gegen drei russische Mädchen getauscht. Im Moment hat er vier Mädchen, alle am Straßenstrich. Die beiden dunkelhäutigen Mädchen waren ein echter Glücksgriff für ihn. ‚Manchmal hobn dei pudert wia a Nahmaschin. Jo, die Weana san richtig geil auf Schokofeign‘, war sein Originalton. Und Fay war sein bestes Pferdchen im Stall. Aber manchmal störrisch wie ein Esel. Ihre Eskapaden trieben ihn in den Wahnsinn. Anderseits war sie sexuell zu fast allem bereit und schaffte mächtig viel Kohle an. Das letzte Mal gesehen hatte er sie am Sonntag um 22 Uhr, als er sie am Praterstrich abgesetzt hatte. Verdächtige Fahrzeuge oder Personen waren ihm nicht aufgefallen. Die anderen Prostituierten konnten wir noch nicht befragen, da die Verhaftung und Übergabe der zwei Zuhälter an die uniformierten Kollegen doch einige Zeit beanspruchte.“
„Macht nichts, die Streifenpolizisten helfen uns“, sagte Marc. „Aber wir machen heute um 22 Uhr einen Lokalaugenschein. Martin, sorg bitte dafür, dass alle Fräuleins, die am Sonntag am Praterstrich waren, vor Ort sind.“ Marc sah auf seine Unterlagen. „Nicole, was hast du in Erfahrung gebracht?“
„Ich durfte niemanden zusammenschlagen“, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich habe nur einmal kurz mit meinen Handschellen geklimpert und damit einen Starchirurgen in Panik versetzt. Erst war er zickig, hat den Macho raushängen lassen und mir gedroht, dass der Polizeipräsident höchstpersönlich meine glänzenden Karrierechancen vernichten würde. Als ich ihm die stählerne Acht zeigte und ihn einlud, mich in ein verschwiegenes Séparée im BKA zu begleiten, bekam er weiche Knie. Der Herr Doktor wurde plötzlich handzahm und gesprächig. Er behauptet, Fay weder beruflich noch privat zu kennen. Ich bin dann mit dem schnuckeligen Skalpellvirtuosen seinen Terminkalender durchgegangen. Sonntag und Montag war er abends zu Hause. Er hätte zwar Montag Dienst gehabt, hat aber mit einem Kollegen getauscht. Zur Tatzeit beim Mord an Emine Düzel hatte er keine Termineintragung. Auch für die Zeiten, an welchen die Überfälle auf die Frauen stattfanden, hatte er kein Alibi. Ich fragte ihn, ob jemand bestätigen könne, dass er Sonntag und Montag zu Hause war. Er antwortete, dass er es nicht wisse. Seine Frau und er schlafen in getrennten Schlafzimmern, und seine Frau gehe täglich pünktlich um 21 Uhr zu Bett. Sein Sohn war auch zu Hause, aber der war um 20 Uhr auf sein Zimmer gegangen. Er selbst sei am Sonntag um 23 Uhr und am Montag um 22 Uhr zu Bett gegangen. Ich denke, wir werden nicht umhinkommen, seine Frau zu befragen. Das wäre es dann, mit der Diskretion.“
„Ehrlich gesagt, das ist mir gleichgültig“, sagte Marc. „Herr Dr. Klein hat für keine Tatzeit ein gesichertes Alibi. Wir haben drei Morde aufzuklären, und ich wette, dass ihm ein findiger Journalist bereits auf die Spur gekommen ist. Das lesen wir morgen in der Zeitung. Also fahren wir das normale Programm. Nicole, du befragst die Gemahlin des Doktors. Sollte sich nicht doch ein Beweis seiner Anwesenheit in der heimischen Villa ergeben, veranlasse auch die Beschlagnahme der Fahrzeuge des Ehepaares.“
„Und eine Hausdurchsuchung?“, fragte Nicole.
„Das entscheiden wir später. Bei diesem Staatsanwalt dauert das Ersuchen ohnehin eine Ewigkeit. Was hast du sonst noch im Spital erfahren?“
„Die Personen, deren Namen mir Fritz geschickt hat, haben mindestens für einen der Tatzeitpunkte ein felsenfestes Alibi. Und bisher habe ich keine Verbindung von Fayola Jakunde zu dem Spital entdecken können. Aber wenn es dir recht ist, bleibe ich am Ball und schnüffle weiter.“ Marc nickte.
„Kann es sein, dass jemand die
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