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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Morde dem Doktor unterschieben will?“, fragte Sandra Kessler.
    Marc sah sie nachdenklich an. „Daran habe ich auch schon gedacht. Aber überleg dir einmal den enormen Planungsaufwand. Wir wissen, dass der Täter seine Opfer sorgfältig auswählt. Aber Opfer und Sündenbock zu überwachen, ist ungemein schwierig und unsicher. Wie soll ein außenstehender Täter wissen, wann Meisner und Walch so blau sind, dass sie zu Bett gehen? Klein könnte während der Zeit der Morde mit seiner Familie gemeinsam fernsehen, unerwarteten Besuch erhalten oder wegen eines Notfalls ins Spital gerufen werden. Da wären so viele Faktoren zu berechnen und dem Zufall wären Tür und Tor geöffnet. Diese Logistik schafft kein Einzeltäter.“
    „Mmh, da kannst du recht haben“, sagte Sandra kopfnickend. „Diese Theorie können wir vermutlich ausschließen.“
    „Und wenn es mehrere Täter sind?“, fragte Paul.
    „Möglich, aber schwer nachzuvollziehen“, meinte Marc. „Mehrere Täter verursachen mehr Spuren. Das müsste schon ein militärisch gedrilltes Team sein.“
    „Vielleicht doch eine rechtsradikale Gruppe?“, fragte Paul.
    „Nicht ganz auszuschließen“, antwortete Marc. „Aber wenn diese Gruppe Klein etwas anhängen will, hätten wir doch irgendwelche Verbindungen finden müssen. Gut, morgen ist Simon wieder hier, dann intensivieren wir die Nachforschungen in diese Richtung. Ehrlich gesagt, ich glaube eher an einen Einzeltäter, aber Wetten würde ich keine abschließen.“
    Marc stand auf und beendete die Sitzung mit dem Hinweis auf den Lokalaugenschein um 22 Uhr. Er bat Sandra zu bleiben und rief Christine Pinter in den Konferenzraum. Die beiden Damen nahmen Platz. „Ich muss die Pressekonferenz vorbereiten“, sagte Marc. „Dazu brauche ich eure Hilfe.“
    Christine schlug die Beine übereinander und zog ihren Rock zurecht. Dann nahm sie Schreibblock und Kugelschreiber zur Hand und sah ihn lächelnd an. Sie war bereit, ihre Arbeit aufzunehmen. Christine verstand es perfekt, die Stichworte, die sie auf ihren Block kritzelte, in geschliffene Pressemeldungen zu verwandeln. Sie war eine Meisterin der Formulierung. Marc sah die beiden Damen an. Wie schaffen es die Mädels, immer frisch und gepflegt auszusehen, fragte er sich. Er selbst fühlte sich müde und verschwitzt, aber die Frauen erweckten den Eindruck, als wären sie soeben ins Büro gekommen. Dabei waren sie genauso lange auf den Beinen wie Marc selbst. Er genoss ihren Anblick und fühlte sich pudelwohl in der Gesellschaft der zwei.
    „Womit kann ich dir helfen?“, fragte Sandra.
    Marc lag eine zweideutige Antwort auf der Zunge, aber er verkniff sich die Bemerkung. Sekundenschnell konzentrierte er sich auf seine Aufgabe.
    „Nach dem dritten Mord in Serie ist uns heute die Aufmerksamkeit der Medien gewiss. Glaubst du, wir haben eine Chance, den Täter zu einer Reaktion zu provozieren?“, fragte Marc.
    Sandra wiegte nachdenklich den Kopf. „Ehrlich gesagt, ich glaube nicht“, antwortete sie. „Die einzige Kommunikation des Täters mit der Umwelt sind die Entenfedern. Damit will er etwas ausdrücken. Wobei ich nicht sicher bin, ob er mit den Federn etwas mitteilen will, oder ob er seine Opfer signiert.“
    „Wie ein Künstler seine Bilder?“, fragte Marc.
    „In der Art. Sind die Federn eine Signatur, dann betrachtet er sein Werk als vollendet. Dann können wir ihn nicht provozieren. Sollte er uns allerdings etwas mitteilen wollen, erwartet er eine Reaktion von uns. Dann will er hören oder lesen, ob wir die Botschaft verstanden haben.“
    „Sollen wir also die Details über die Drapierung der Entenfedern veröffentlichen?“
    „Eben nicht. Wir stellen uns dumm. Du erwähnst die Vogelfedern nur im Zusammenhang mit dem anderen Abfall. So beiläufig wie möglich. Das könnte ihn wütend machen. Vielleicht meldet er sich. Einen Versuch ist es wert, aber ich bleibe skeptisch.“
    „Gute Idee, ich probiere diese Taktik“, sagte Mark. „Da fällt mir noch etwas ein.“ Er griff zum Handy und rief das Labor an. Nach einem kurzen Gespräch klappte er das Handy zu und sah Sandra an.
    „Ich habe eben mit dem Techniker gesprochen, der den Reifenabdruck bearbeitet. Er konnte mir definitiv bestätigen, dass der sichergestellte Abdruck von einem Nutzfahrzeug stammt. Es könnte durchaus ein Kastenwagen sein. Was meinst du, sollen wir einen Bluff versuchen? Ich teile der Presse mit, dass wir einen vielversprechenden Hinweis auf das Fahrzeug des Täters haben.

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