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Candy

Candy

Titel: Candy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ganzen Sonntag, während ich in meinem Zimmer saß, aus dem Fenster starrte   … mir immer wieder dieselben Fragen stellte   … keine Antworten wusste   … und sinnlose Überlegungen anstellte, was gewesen wäre, wenn   …
    Wenn ich ihr doch nur meine Telefonnummer gegeben hätte.
    Wenn ich sie doch nur gefragt hätte, wo sie wohnte.
    Wenn sie doch nur nicht zu dem Auftritt gekommen wäre.
    Wenn wir doch nur noch mal von vorn anfangen könnten.
    Wenn   …
    Ich wusste, ich vergeudete meine Zeit, aber Zeit war das Einzige, was ich reichlich besaß. Ich hatte noch immer Hausarrest und Dad hatte ein scharfes Auge auf mich, also saß ich das ganze Wochenende im Haus fest, am Montag musste ich in die Schule und danach gleich wieder nach Hause, zurück in mein Zimmer, zurück ans Fenster, zurück zu meinem Rausstarren, zurück zu meinem Nachdenken   …
    Natürlich versuchte ich immer wieder sie anzurufen. Zwei- oder dreimal pro Tag. Ich hatte ihre Nummer einprogrammiert und betete, dass das Telefon klingeln möge. Ich wusste nicht, zu wem oder was ich betete, und es war mir auch ziemlich egal – ich hätte sogar den Teufel angebetet, wenn er mein Flehen erhört hätte. Aber er tat es nicht.
    Niemand tat es.
    Es war niemand da.
     
    |173| Die Tage vergingen, wie sie es immer tun, und das Leben lief weiter.
     
    Dienstag: Ich stieß mit Jason, Chris und Ronny zusammen. Weil sie im Jahrgang über mir waren, sahen wir uns in der Schule nicht oft, aber an diesem Dienstag hatte ich in der Mittagspause einen Termin beim Berufsberater, dessen Büro im selben Gebäude lag, in dem Jason und die andern beiden die meiste Zeit waren, und auf dem Rückweg hörte ich, als ich an einem leeren Klassenzimmer vorbeiging, wie Chris nach mir rief.
    »Joe! Hey, Joe.«
    Ich blieb stehen und schaute zur Tür herein. Alle drei saßen an einem Tisch auf der andern Seite des Raums, aßen Sandwiches und lasen Zeitschriften. Ich hatte seit dem Freitagabend-Auftritt nicht mehr mit ihnen gesprochen, deshalb wusste ich nicht, was sie über mein unerwartetes und plötzliches Verlassen des Clubs dachten. Mir war klar, dass Jason von mir noch immer die Schnauze voll haben würde, und so wie er mich ansah, stimmte das auch, doch die andern schienen – auf den ersten Blick – ganz okay. Sie wirkten nicht unbedingt begeistert, mich zu sehen, aber wenigstens ignorierten sie mich nicht.
    Chris winkte mich heran und ich setzte mich zu ihnen an den Tisch.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Ronny grinsend.
    »Ja   …«
    »Was machst du so?«, fragte Chris.
    »Nicht viel.« Ich sah Jason an. Er tat so, als läse er in einer Zeitschrift. Ich drehte mich wieder den andern zu. »Tut mir Leid wegen Freitag«, sagte ich. »War ’ne Familiensache   … ich musste |174| wirklich weg.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte Chris. »Wär zwar besser gewesen, du hättest dabei sein können, aber im Endeffekt hat es keine große Rolle gespielt. Sie wollen uns immer noch.«
    »Wer?«
    »
Dead House
– die Plattenfirma. Sie gehören zu EMI.«
    »Wie – sie haben uns einen Vertrag angeboten?«
    »Na ja, nicht ganz   …« Er schaute zu Jason und hoffte auf Unterstützung.
    Jason tat so, als würde er nichts merken. Einen Moment las er noch weiter in seiner Zeitschrift, dann blickte er lässig auf, als hätte er nicht zugehört, sah Chris an und hob die Augenbrauen.
    »Was ist?«, sagte er.
    »Ich hab Joe gerade von
Dead House
erzählt«, erklärte ihm Chris.
    »Und?«
    Chris blinzelte.
    Jason sah ihn an, dann drehte er sich zu mir um und versuchte gelangweilt zu wirken. »Tja«, sagte er, »sie wollen, dass wir eine richtige Demo-CD machen. Sie buchen für uns ein Studio und bringen uns mit einem ihrer Produzenten zusammen, der mit der Band arbeiten soll. Sie wollen drei Stücke –
Girl on Fire
,
Candy
und noch eins.«
    »Das ist ja super«, sagte ich.
    »Ja   …« Er zuckte die Schultern.
    »Zahlen sie das Studio?«
    »Die zahlen alles – Studio, Reisekosten, Auslagen   … Vielleicht besorgen sie uns sogar ein bisschen neue Ausrüstung.«
    »Fantastisch«, sagte ich. »Wann machen wir’s?«
    |175| Er zuckte wieder die Schultern. »In ein paar Wochen vielleicht – sie geben Bescheid.«
    Ronny sagte: »Nicht schlecht, was?«
    »Ja   …« Ich sah Jason an. Er versuchte immer noch, ungerührt zu wirken, doch ich wusste, er war richtig aufgeregt. Und ich wusste auch, dass er noch immer sauer auf mich war.
    Was ich aber
nicht
wusste, war, dass es bald

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