Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)
Immer nur Eduardo!« Sie schob ihre Brille auf der Nase hoch, ballte die Hände zu festen kleinen Fäusten, hob ihre runden Schultern und machte einen so entschlossenen Eindruck, als wäre sie bereit, gegen den italienischen Boxmeister im Schwergewicht anzutreten. Doch dann erstaunte Fiorella Fiorucci alle, indem sie in lautes, unkontrolliertes Schluchzen ausbrach.
»Ich war einsam«, stieß sie hervor. »Ich bin immer einsam gewesen, seit Eduardo damals in den Krieg zog. Und je älter ich werde, desto einsamer werde ich. Niemand schenkt mir Beachtung. Ich habe sogar extra rote Stöckelschuhe angezogen, aber keiner schaut auf meine Füße. Ich war unsichtbar, bis ihr mich in die Liga aufgenommen habt. Du bist ein bärbeißiger Drachen«, sagte sie und zeigte auf die Witwe Ercolani. »Aber ihr anderen seid für mich wie Schwestern. Ich war noch nie so glücklich.« Und sie weinte so sehr, dass sie alle in ihren Tränen hätte ertränken können.
»Na, na«, sagte die Witwe Ciacci und ging zu ihr hinüber, um sie tröstend zu tätscheln.
»Was wollte dein Mann hier?«, fragte Luciana.
»Er und meine selbstsüchtige Schlampe von einer Schwester haben kein Geld mehr. Er war hier, weil er mir meine Wohnung unterm Hintern weg verkaufen will.«
»Sie kann nicht in der Liga bleiben«, sagte die Witwe Ercolani. »Es gibt Regeln, schon vergessen?« Sie stupste die Witwe Mazzetti an, die ein leicht verlegenes Gesicht machte.
»Augenblick, wir sollten nichts überstürzen«, sagte Violetta. »Es gibt Regeln, und es gibt Regeln.«
»Es gibt zwei Sorten davon?«, fragte die Witwe Mazzetti, die nur ein Klemmbrett hatte.
»Wenn die jüngsten Ereignisse mich etwas gelehrt haben«, sagte Violetta, »dann dass die Zeiten sich ändern und wir uns mit ihnen ändern müssen. Fiorella, du bist eine willkommene Verstärkung für unsere Liga, und der Umstand, dass du keine Witwe bist, ist nebensächlich. Du bist eine Schwester. Wir alle sind Schwestern.«
»Aber das steht nicht …«, begann die Witwe Ercolani, wurde jedoch unterbrochen von der Witwe Pacini, die die Vorstellung hasste, dass jemand einsam war.
»Ich bin einer Meinung mit Violetta«, sagte sie.
»Ich auch«, sagte die Witwe Benedicti.
»Ich genauso«, bekräftigte die Witwe Ciacci.
»Und ich auch«, fügte die Witwe Mazzetti hinzu. »Obwohl wir vielleicht darüber nachdenken sollten, die Satzung zu überarbeiten.«
»Witwe Ercolani, möchtest du noch etwas hinzufügen?«, fragte Violetta. Aber die Witwe Ercolani wusste, wann sie geschlagen war. Sie schüttelte nur den Kopf und blickte angelegentlich auf ihre Füße.
»Gut. Dann ist es also beschlossene Sache. Noch einmal, willkommen, Fiorella, in der Geheimen Liga der verwitweten (oder auch nicht) Stopferinnen. Nun, was das Stopfen betrifft, machen Lily und Daniel langsam, aber kontinuierlich Fortschritte, wie ihr wahrscheinlich gesehen habt. Wir haben gehofft, dass es mittlerweile zu einer Art Durchbruch kommen würde. Zumindest sehen sie sich täglich, und offensichtlich läuft alles rund an der Amorucci -Front.« Es gab einen Chor von »Sì, sì, sì«. Die Witwen fanden die Amorucci wirklich sehr lecker.
»Jedenfalls ist uns allen klar, dass Daniel nicht das Problem ist. Er wird alles tun, um Lily zurückzugewinnen, sagt zumindest eine Enkelin der Witwe Ciacci. Sie hat nämlich zufällig jedes Wort mitgehört von dem Gespräch zwischen den beiden in der Bar Francesca an jenem Abend und zufällig jedes Wort weitergegeben. Lily ist diejenige, die misstrauisch ist.«
»Aber das ist nicht alles, was sie ist«, sagte Fiorella. »Drei Schwangerschaftstests an einem Tag können normalerweise nur eins bedeuten.«
Violetta verschluckte sich fast an ihrem Vin Santo, während Luciana ein erschrockenes Keuchen ausstieß. Offenbar gab es doch noch Dinge, die sie überraschten.
»Lily ist schwanger?«, sagte Violetta.
»Ich nehme es an«, erwiderte Fiorella.
»Sie sieht aus wie eine Bohnenstange«, wandte die Witwe Ercolani ein. »Sie kann gar nicht schwanger sein.«
»Stimmt, kann sie nicht«, stimmte Violetta zu.
»Im Namen der heiligen Ana di Chisa«, rief die Witwe Benedicti. »Das muss von Alessandro sein! Offenbar reicht es heutzutage, sich nur teilweise auszuziehen.«
»Ja, offenbar«, stimmte Violetta zu.
»Aber das ist eine Katastrophe! Sie gehört zu Daniel, aber sie trägt das Kind von einem anderen in sich?«
Violetta spürte eine angenehme Wärme über ihren Körper wandern wie eine Daunendecke. Es
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