Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)
Doppelgängerschuhe nicht als Versteck, weil es ihn zu viel Zeit kosten würde, die richtigen wiederzufinden. Er hatte auch ein Paar graue Laufschuhe, aber Lily vermutete, sie absorbierten zu viel Schweiß, um die kleine Plastikfamilie zu beherbergen (ein daraus resultierender Fußpilz hätte Daniel wahrscheinlich umgebracht), und seine einzigen Mokassins– sie nahm sie aus dem Regal und musterte sie– hatten eine eingeklebte Innensohle.
Die braunweißen Golfschuhe mit ihren koketten Lederfransen waren folglich die naheliegendste Wahl, dachte sie. So konnte er sich in den Schrank schleichen und sich ganz leicht ein paar private Momente nehmen, um sein geheimes Foto zu betrachten. Außerdem spielte Lily nicht Golf. Sie hatte es vor Jahren ausprobiert, aber als Zeitverschwendung empfunden. Sie konnte auf ein Dutzend andere Arten wirkungsvoller Kalorien verbrennen, also hatte sie Daniel schon vor Jahren seinem Golf überlassen. Er wusste, dass sie mit diesen Schuhen nichts zu tun haben würde.
Normalerweise hatte sie auch nichts in seinem Schrank verloren. Sie hatte ihren eigenen auf der anderen Seite der Wand, wo seine Anzüge im Abstand von zehn Zentimetern hingen. Ihr Schrank war gleich groß, aber zwischen ihren Kleidern war kein Abstand, und ihre Schuhe waren alle sehr unterschiedlich und bargen außerdem, soweit sie wusste, keine Geheimnisse, abgesehen von dem Preis für ein spezielles Paar, den sie aus keinem anderen Grund beschönigte als dem, dass es lächerlich wirkte, so viel Geld für Schuhe auszugeben.
Pearl, ihre Assistentin bei Heigelmann, war schuld daran, dass sie hier drinnen stand. Daniel hatte am Samstag Geburtstag, und Lily wollte ihm ein Polohemd kaufen, ein gutes, hatte aber nicht mit Pearls Antwort gerechnet auf die Bitte, das Geschenk für sie zu besorgen.
» Wie Sie meinen«, hatte Pearl gesagt, in aufsässigem Ton. » Aber bloß nicht in Blau oder Grün, okay?«
Sie arbeiteten seit sieben Jahren zusammen. Lily wusste, wann sie Aufsässigkeit Beachtung schenken musste.
» Oh, ja? Und warum nicht?«, hatte sie gefragt, neugierig geworden, weil Daniel beide Farben standen. Grün brachte seine Augen zur Geltung und Blau die silbernen Strähnen, die sich immer mehr in seinem dichten blonden Haar ausbreiteten. Er war ein attraktiver Mann, der mit zunehmendem Alter immer attraktiver wurde, was ihm selbst jedoch nicht bewusst zu sein schien. Sie liebte das an ihm. Das und seine aufmerksame Art. Sein Lächeln. Seine Unkompliziertheit, mit der er die Dinge anging. Ohne jedes Getue. Das war ihr vorbehalten.
» Weil Sie ihm zu seinem letzten Geburtstag schon ein blaues Polohemd geschenkt haben und zu Weihnachten ein grünes«, hatte Pearl sie informiert mit ihrem typischen missbilligenden Kopfschütteln. Pearl war wirklich eine sehr gute Assistentin, aber in solchen Momenten wollte Lily sie am liebsten an ihren glänzenden schwarzen Ringellocken ziehen. Lily wusste noch genau, wie viele Produkteinheiten in jeder x-beliebigen Woche von Virginia nach Vermont transportiert worden waren und zu welchem Preis, bis auf den Penny genau. Warum wusste sie dann nicht mehr, was sie ihrem Mann geschenkt hatte?
» Sie könnten ihm ja eine Krawatte schenken«, hatte Pearl vorgeschlagen.
» Oh, nun, Daniel trägt eigentlich keine Krawatten«, hatte Lily erwidert, obwohl das natürlich nicht stimmte. Außerdem hatte Pearl ihn wahrscheinlich mindestens ein Dutzend Mal mit einer Krawatte gesehen. » Jedenfalls nicht sehr oft«, hatte sie lahm hinzugefügt. » Das heißt, inzwischen nicht mehr.« Pearl hatte die Lippen geschürzt und die Augenbrauen so weit hochgezogen, dass es an ein Wunder grenzte, dass sie nicht über ihren Kopf hinausschossen.
» Ach, wissen Sie was?« Lily hatte einen Finger an die Lippen gelegt und so getan, als hätte sie eine plötzliche Eingebung. » Mir kommt da gerade eine andere Idee. Vielen Dank, Pearl, aber ich denke, ich kümmere mich selbst darum.«
Den restlichen Tag hatte sie sich den Kopf zerbrochen, was sie Daniel stattdessen schenken sollte, bis ihr schließlich einfiel, dass er sich in den letzten Wochen beschwert hatte, insofern er sich überhaupt jemals beschwerte, dass die Spikes unter seinen Golfschuhen locker waren oder alt oder abgenutzt oder so ähnlich.
Sie hatte ihm nicht richtig zugehört, als er es erwähnte, aber angesichts der Polohemdproblematik beschloss sie, mit der Tradition zu brechen, die sie unbewusst eingeführt hatte, und ihm stattdessen neue
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