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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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roch leicht nach Paris, ein Duft, den Lily vor Jahren für sie ausgesucht hatte und der so gut zu ihr passte, dass Lily sich nicht vorstellen konnte, dass Rose jemals anders roch.
    Früher kannte Lily ihre Schwester in- und auswendig. Früher kannte sie auch Daniel in- und auswendig. Und nun seht sie euch an. Seht sie euch alle an. Die leere Weinflasche schaukelte leicht vor und zurück über den blanken Boden.
    »Okay, um zehn kommen Todd und sein Assistent aus der Forschung und Entwicklung«, sagte Pearl. »Aber ich kann sie auf heute Nachmittag schieben, weil wir um Viertel nach zwei noch ein offenes Zeitfenster haben. Und die Finanzabteilung erwartet heute um elf Ihre Prognosen für das kommende Quartal und nicht morgen. Ich habe Ihre Tabellenkalkulation gesehen auf dem PC . Sie sieht aus, als wäre sie fertig. Dann geht das also klar für Sie?«
    Ich weiß nicht, was für mich klargeht, dachte Lily. Geht es für mich klar, nach Italien zu fliegen und meinem Mann hinterherzuschnüffeln? Ist es das, was ich tun werde? Wer, der noch richtig im Kopf ist, macht so was?
    Andererseits, schien der Geist der nach Paris duftenden Rose aus ihrem Tuch zu flüstern, wer ignoriert so was?
    Gegen das ununterbrochene Stakkato von Pearls weiteren Ausführungen drückte Lily das Tuch ihrer Schwester wieder vor das Gesicht und atmete den Geruch ein. Sie wollte keine kalte, einsame Person sein wie ihre Mutter. Sie wollte überhaupt nicht sein wie ihre Mutter.
    Sie wollte die Frau sein, die sie anfangs war, beziehungsweise die aus ihr geworden war, bevor sie sich in der Enttäuschung verheddert hatte und erstarrt war. Sie wollte Daniel. Sie wollte seinen warmen Körper an ihrem spüren, während der Regen auf dem Dach über ihnen tanzte. Sie wollte verliebt sein. Vielleicht könnte sie dann etwas zurückbekommen von dem, was fehlte, etwas wieder einfangen von dem, was auch immer sie verloren hatte, was diese letzten schwierigen Jahre ihr gestohlen hatten.
    Aus heiterem Himmel musste sie an ein Picknick im Central Park denken mit Daniel und Rose und Al – bevor die beiden Kinder hatten. Al hatte sich über Lily lustig gemacht, weil sie Bio-Äpfel mitgebracht hatte – das war noch zu Vorzeiten der Vollwertkost, als »bio« gleichbedeutend war mit »hässlich« –, und niemand wollte davon probieren, nachdem Al gesagt hatte, sein Apfel sähe aus wie Richard Nixon.
    Also hatte Lily die Äpfel in die Luft geworfen und damit jongliert.
    Sie klärte die anderen auf, dass sie einen Jonglierkurs besucht hatte am College, hauptsächlich deshalb, weil sie ein Auge auf den Lehrer geworfen hatte, der jedoch mitten im Semester aufhörte, um sich, wenig überraschend, einem Zirkus anzuschließen.
    Sie hatte das nicht gerade erfunden. Es war kein Traum. Vor langer Zeit hatte sie jongliert. Damals hatte sie Spaß – sowohl daran als auch an vielen anderen Dingen.
    Immer noch neben dem Küchentisch kauernd, wurde Lily bewusst, dass sie nicht ihr übliches Interesse für die Quartalsprognosen aufbringen konnte.
    Das war ein Novum. Normalerweise interessierte sie sich so sehr dafür, dass sie sich um nichts anderes mehr kümmern konnte. Aber nicht heute.
    »Es tut mir furchtbar leid«, unterbrach sie Pearl, die immer noch von den Prognosen redete und von Merediths Chancen, diese Bob pünktlich zu liefern, die nach Pearls Einschätzung gleich null waren, bei der ganzen Zeit, die Meredith vor dem Wasserspender verquatschte und mit Desmond aus der Kreditorenbuchhaltung flirtete, der verheiratet war und Vater von drei kleinen Kindern und offensichtlich auch mit Alyssa herumschäkerte, der dürren Rothaarigen aus der Lohnbuchhaltung.
    Lily richtete sich auf und kupferte direkt aus Daniels E-Mail ab. »Es ist nur so, hier ist etwas dazwischengekommen. Ich muss mich sofort darum kümmern. Tut mir leid, Pearl, aber ich kann heute nicht kommen. Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich Ihnen nicht früher Bescheid gesagt habe. Glauben Sie, Sie schaffen das auch ohne mich?« Sie konnte durch die Leitung förmlich spüren, dass der Schock über die Verantwortung und Gelegenheit Pearls Ringellocken glatt zog. Pearl würde alles prima ohne sie meistern, das wusste sie hundertprozentig.
    »Nun, ja, ich denke schon, wenn Sie das so wünschen«, sagte Pearl schließlich. »Und ich soll ganz sicher nicht kurz bei Ihnen vorbeischauen und helfen, was auch immer dazwischengekommen ist?«
    Pearl hatte es trotz großer Anstrengungen nie weiter geschafft als bis in

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