Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)
Kontaktdaten nicht bei mir. Amore, Daniel.«
Nun, dies half eindeutig, um die Ereignisse letzte Nacht nachzuvollziehen. Offenbar hatte sie aus irgendeinem Grund ihren Posteingang gecheckt, vielleicht nach der ersten Flasche, und die Nachricht von Daniel entdeckt, die zweite Flasche geöffnet, im Internet gesurft, ihre Möglichkeiten abgewogen und …
Und den absolut vernünftigen Plan gefasst, direkt nach Gott weiß wohin zu fliegen, um ihren Ehemann und seine laminierte Herzensfamilie zu konfrontieren.
Sie hätte genauso gut eine Schiffsladung Viagra und eine Penisverlängerung bestellen können.
Es war höchst absurd. Aber es war wahrscheinlich etwas, das jeder verwirrte Betrunkene, der im Internet herumsurfte, unter diesen Umständen getan hätte.
Trotzdem, im Moment war Lily weder verwirrt noch betrunken. Ihr war ein wenig übel, und ihr Kaliumspiegel war gefährlich niedrig, was sie dem Pinot Grigio zu verdanken hatte. Außerdem schämte sie sich, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, was sie getan hatte. Sie wollte es hinter sich lassen. Oder unter sich. Egal.
Rose hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Es war nicht verkehrt, Dinge unter den Teppich zu kehren. Dafür waren Teppiche da. Ohne sie wäre die Welt voller schlichter alter Holzdielen, mit Staub bedeckt und von Termiten zerfressen. Niemand wollte das sehen.
Im Leben ging es um Lösungen. Das war das, was jeder wollte, und das war das, was Lily bekanntermaßen liefern konnte. Wenn das Unter-den-Teppich-Kehren die effektivste Möglichkeit war, um ein Problem zu lösen, kehrte Lily. Sie kehrte nie mehr, als sie musste, und nie weniger. Sie war mit dem Besen einfach genauso gut wie jeder andere leitende Angestellte mit einem vergleichbaren Lebenslauf. Es war nur eine Handlungsweise, die sie unter bestimmten Umständen ergreifen konnte. Eine Option.
Und unter den gegenwärtigen Umständen eine gute. Eine ausgeglichene, wie es ihr am liebsten war.
Frauen wie sie flogen nicht einfach spontan nach Italien, um ihren betrügerischen Ehemann zu verfolgen, dachte Lily, die nochmals einen Blick warf auf den weinbeduselten Pfad, den ihr Alter Ego gestern genommen hatte. Sie hatte andere Verpflichtungen. Ihren Job, zum Beispiel. Der, bei dem sie schon vor einer Stunde hätte auftauchen sollen.
Sie riss den Beweis für ihr Besäufnis an sich und ging damit in die Küche, als das Telefon klingelte und ihr einen solchen Schreck einjagte, dass sie die Flasche fallen ließ, die schmerzhaft seitlich an ihrem Fuß abprallte und unter den Tisch rollte.
Das Festnetztelefon klingelte so selten, dachte Lily, während sie hinüberhumpelte, um abzuheben. War das nur so, wenn Daniel weg war? Oder war das immer so?
Pearl war in der Leitung und wollte wissen, wo sie steckte. Lily spürte kurz Verärgerung, weil Pearl zuverlässig um halb neun zu arbeiten begann, und jetzt war es eine Minute nach halb neun. Ihre Assistentin hatte ihr eine volle Minute gegeben, bevor sie den Suchtrupp losschickte.
»Nun, in sieben Jahren war das das erste Mal, dass ich ein leeres Büro betreten habe«, sagte Pearl leicht vorwurfsvoll. »Ich dachte, Sie sind vielleicht entführt worden oder überfallen oder vom Bus überfahren oder so.«
Es stimmte, Lily war immer überpünktlich. Pearl erwartete jetzt sicher eine gute Ausrede. Aber während Lily auf die leere Flasche unter dem Tisch starrte, wollte ihr keine einfallen.
»Sind die Details über die geplanten Kürzungen an der Ostküste schon hereingekommen?«, fragte sie stattdessen.
»Was für Kürzungen?«, entgegnete Pearl. »Ich weiß nichts von Kürzungen.«
»Oh, vielleicht geht das auch über den Tisch von Bob Hayward«, sagte Lily, die wusste, dass Bobs Assistentin, Meredith, Pearls auserkorene Feindin war und dass Pearl die Vorstellung verrückt machte, dass Meredith in etwas eingeweiht sein könnte, von dem sie nichts wusste. »Uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten und Tee zu trinken. Können Sie mir kurz auf die Sprünge helfen, was heute Vormittag alles ansteht?«
Lily ging in die Hocke, um nach der Flasche zu angeln, und überlegte sich konkrete Details einer fiktiven Lebensmittelvergiftung, als sie Roses Tuch entdeckte, das sich ähnlich verschütteter Milch unter einem Stuhl über den Boden ergoss. Sie streckte die Hand danach aus, raffte es zusammen und hielt es vor ihr Gesicht, während Pearl den vollen Terminkalender für heute zitierte.
Das Tuch war weich und rosa wie Rose selbst und
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