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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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die Lobby von Lilys Apartmenthaus, was Lily nur allzu recht war.
    »Danke, Pearl, aber ich werde mich selbst darum kümmern.«
    »Gut, dann sehen wir uns morgen, nehme ich an«, erwiderte ihre Assistentin in eingeschnapptem Ton.
    »Es kann sein, dass es ein bisschen länger dauert«, sagte Lily, und obwohl sie mehr als eine Dekade lang keinen einzigen Tag bei Heigelmann gefehlt hatte als Vizepräsidentin Logistik, Vertrieb Ost, obwohl sie wusste, dass ihr Mann sie betrogen hatte und das möglicherweise auch jetzt gerade tat, während sie telefonierte, und obwohl sie einen Kater hatte, der in ihrem Brummschädel zwischen den Schläfen hin und her sprang, spürte sie einen Funken Entschlossenheit im Bauch.
    Sie legte den Hörer auf, wickelte Roses Tuch um ihre Schulter und machte sich auf die Suche nach ihrem Koffer.

6
    » Das ist Fiorella Fiorucci«, verkündete die Witwe Del Grasso der Liga. » Sie saß heute Morgen vor meiner Tür, als ich meine Geranien gegossen habe.«
    Die anderen Witwen sahen alle zu Violetta. Die Mitgliederzahl war auf einem Allzeittief, aber das bedeutete nicht, dass jeder einfach mitmachen durfte. Immerhin war die Liga geheim. Neue Witwen waren der Gruppe schon allgemein bekannt, bevor deren Weggefährten das Zeitliche segneten, und normalerweise gab es sanfte Annäherungsversuche durch ein Mitglied, das einen besonderen Draht zu der Betroffenen hatte, nachdem das erste schwierige Trauerjahr um war.
    Niemand konnte sich erinnern, Fiorella Fiorucci jemals gesehen zu haben. Außerdem trug sie ein Hängerkleid in leuchtendem Orange mit großen pinkfarbenen Blumen, während der Rest von ihnen von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt war.
    »Mein nichtsnutziger Hundesohn von einem Ehemannn hat endlich den Löffel abgegeben«, erklärte Fiorella Fiorucci der Gruppe. »Darum möchte ich bei euch eintreten.«
    Die Witwen, immer noch sprachlos, blickten wieder alle zu Violetta.
    »Du willst eintreten?«, wiederholte Violetta.
    »Bist du taub? Ja, ich will eintreten. Ich bin jetzt Witwe und folglich qualifiziert.«
    »Anscheinend kennen Fiorella und ich uns aus der Bücherei, aber wenn ich ehrlich bin …«, begann die Witwe Del Grasso, sichtlich verlegen. Ihr Gedächtnis war in letzter Zeit ein wenig unzuverlässig, weshalb sie davon ausging, dass es gut möglich war, dass sie Fiorella kannte, aber es vergessen hatte. Das war sehr ärgerlich, aber sie nahm an, bei weitem nicht so ärgerlich, wie zu vergessen, die Lockenwickler herauszunehmen, bevor sie die Heilige Messe besuchte, oder zu vergessen, Schuhe anzuziehen, bevor sie auf den Markt ging. Tatsächlich, verglichen damit, war es fast gar nicht ärgerlich. »Wenn ich ehrlich bin«, wiederholte sie fröhlicher, »wusste ich nicht einmal, dass sie verheiratet ist.«
    »Woher solltest du auch?« Fiorella zuckte mit den Achseln. »Wer sollte das wissen? Mein Mann ist 1977 mit meiner Schwester durchgebrannt und lebt seitdem in Neapel. Möge Gott auf seine Seele spucken, nachdem er sie dem elenden Schuft aus den Gedärmen gezogen hat.« Sie schob ihre dicke Brille ein Stück hoch und rümpfte die Nase.
    Wenn Kröten dicke Brillengläser und bunte Kleider tragen würden, hätte man Fiorella fast mit einer verwechseln können.
    »Ähm, wir bedauern deinen Verlust«, sagte Violetta nicht ganz überzeugend, aber zumindest um das anschließende betretene Schweigen zu brechen. »Doch ich bin mir nicht ganz sicher, ob du das bist, was wir suchen.« Die wahre Liebe eines anständigen Mannes schien in der jüngsten Vergangenheit dieser ungebetenen Besucherin nicht vorzukommen. Und die wahre Liebe eines anständigen Mannes war die oberste Voraussetzung für die Aufnahme in die Liga. »Außerdem gibt es keinen freien Platz.«
    »Ach, ihr könnt es euch leisten, wählerisch zu sein? Ich schaffe in einer einzigen Stunde vier Socken, und ich bin so gut im Stopfen, dass man hinterher nicht mal ahnt, dass da vorher Löcher waren«, sagte Fiorella. »Mein Cousin Enzo verkauft sie auf dem Markt in San Quirico als Neuware für zwei Euro das Paar.«
    Die Witwen hüstelten nervös und scharrten unruhig mit ihren Pantoffeln über den Boden.
    »Es ist so«, sagte Violetta vorsichtig, »das Sockenstopfen ist nicht die eigentliche Aufgabe der Liga.«
    »Oh, das weiß ich«, entgegnete Fiorella. »Ich habe die Trauerklöße gesehen. Anfangs sind sie noch trübsinnig und lassen den Kopf hängen, aber dann blühen sie auf wundersame Weise auf, was sie euch zu verdanken haben, auch

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