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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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und Lucianas schwarzes Kleid war fast komplett weiß.
    Zuerst versuchte Lily, den beiden auszuweichen, um ihnen möglichst nicht im Weg zu stehen, aber es wurde bald klar, dass die zwei andere Pläne hatten. Bevor Lily wusste, wie ihr geschah, wurde sie an das Kopfende des eingemehlten Tischs dirigiert und auf einen Stuhl gedrückt. Dort nahm ihr die eine alte Frau die Tasche ab und hängte sie über die Rückenlehne des Stuhls. Dann gab sie ihr eine Art Croissant in die Hand, und die andere alte Frau drückte ihr eine Tasse starken Kaffee in die andere.
    »Eigentlich dachte ich, ich gehe draußen irgendwo frühstücken«, sagte Lily, stellte den Kaffee ab und machte Anstalten aufzustehen. Aber Violetta – oder Luciana, sie hatte Mühe, die beiden auseinanderzuhalten – presste sie sanft zurück auf den Stuhl.
    »Ich möchte nicht«, protestierte Lily, während sie das Croissant ansah und zur Seite legte. »Ehrlich, süßes Gebäck ist nicht … Ich esse normalerweise keine … Und ich dachte immer, die kommen aus Frankreich … Ich bin eher ein …«
    Die beiden Schwestern starrten sie an und blinzelten verständnislos. Sie waren wirklich ziemlich einschüchternd für zwei kleine alte Damen.
    »Na schön, vielleicht ein kleiner Bissen«, gab Lily aus Höflichkeit nach und knabberte an dem Croissant. Es schmeckte eigentlich ziemlich gut, obwohl sie spüren konnte, wie das butterige Fett sich an ihrem Gaumen sammelte. Das war kein Gefühl, an das sie gewöhnt war. Sie nahm einen Schluck Kaffee, und deutete, um die Aufmerksamkeit von dem Gebäck abzulenken, auf das Seitenfenster im Raum, das auf ein farbloses Gebäude gegenüber zeigte.
    »Herrliches Wetter, nicht wahr?«, sagte sie nichtsdestotrotz. »Ich dachte, ich sehe mir ein bisschen die Stadt an oder mache einen Spaziergang im Grünen.«
    Eine der Schwestern schlurfte zu dem Vorhangregal und kehrte zurück mit einem großen Behälter aus Emaille, der mit Mehl gefüllt war, während die andere nach einem ähnlichen Behälter mit Zucker griff.
    Zu Lilys großer Verwunderung kippte Violetta (glaubte sie) das meiste von dem Mehl mit unbeholfenem Schwung vor ihr auf den Tisch. Es staubte hoch wie ein Atompilz, was den verschneiten Eindruck im Raum erklärte.
    »Oh, das tut mir leid«, sagte Lily und schob ihren Stuhl zurück in der Annahme, dass es sich um ein Versehen handelte. Aber dann rückte Luciana an und schüttete einen Berg Zucker auf das Mehl.
    Die beiden alten Frauen sahen sie an und ließen simultan die Faust vor ihren Gesichtern kreisen. Ihre Hände erinnerten an knotige Astenden von verwachsenen alten Bäumen.
    Mit übereinstimmendem Lächeln tauchten sie diese krummen Finger in das Mehl und den Zucker auf dem Tisch und begannen zu mischen.
    Das Mehl flog überall hin, hoch in die Luft, auf den Boden, auf sie herunter. Die trockenen Zutaten tanzten wie ein gut geschürtes Feuer.
    »Wissen Sie, ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine erstaunliche Erfindung gibt, die Ihnen dabei helfen könnte«, sagte Lily. »Man nennt das eine Schüssel. Soll ich Ihnen vielleicht eine besorgen?«
    Die Schwestern zwitscherten wieder untereinander, dann schob eine das angebissene Hörnchen näher zu Lily. Diese nahm es und knabberte weiter daran.
    Die Alten beobachteten sie einen Moment lang neugierig, dann schlurfte Violetta zum Kühlschrank und kehrte mit einem Dutzend Eier zurück, von denen sie ein paar in die Mischung auf dem Tisch schlug, während Luciana mit ihren arthritischen Fingern versuchte, diese nun viel feuchtere Kombination zu mischen.
    »Und Kochlöffel«, sagte Lily, unfähig, die Augen von dem seltsamen Anblick abzuwenden. »Sie sollten mal versuchen, für das Teigmischen einen Kochlöffel zu benutzen. Ich bin mir sicher, das macht den entscheidenden Unterschied.«
    Luciana zuckte zusammen und trat vom Tisch zurück. Violetta trat heran und übernahm.
    »Ich sollte Ihnen eigentlich helfen, wie ich sehe«, sagte Lily. »Leider ist es so, dass ich mich nicht besonders gut in der Küche auskenne. Egal, in welcher.«
    Nun brachte Luciana einen Topf mit zerlassener Butter an den Tisch und goss sie über die Mischung, die sich in einen klumpigen gelben Teig verwandelt hatte. Violetta trat zur Seite und dehnte ihren Rücken so weit sie konnte, was nicht weit war, während Luciana übernahm.
    Lily war jetzt klar, warum ihre Kekse so unförmig waren. Diese kleinen alten Damen hatten ihr Haltbarkeitsdatum überschritten, was das Backen betraf, und es war eine

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