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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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Gute an einer Kleinstadt ist, dass man zuverlässig weiß, wo die anderen sind, damit man ihnen aus dem Weg gehen kann.«
    Das war ein sehr gutes Argument.
    Lily wusste bereits, wo Francesca und Carlotta waren, und konnte davon ausgehen, dass Daniel nicht weit war.
    Da sie aus all dem schloss, dass sie bereits alle Sehenswürdigkeiten kannte, die Montevedova zu bieten hatte, fragte sie Alberto, was sie in der weiteren Umgebung erkunden könne. Er schlug vor, eine der Nachbarstädte zu besuchen, von denen zwar keine so schön sei wie Montevedova, aber die sich trotzdem für einen Ausflug lohnten. Anschließend führte er sie in sein Untergeschoss und ließ sie zur Hintertür hinaus, in der Nähe des Buchladens. Lily kaufte dort einen Reiseführer und machte sich auf den Weg zu ihrem Wagen.

20
    Alle Witwen kleideten sich immer von Kopf bis Fuß in Schwarz, wie es von ihnen erwartet wurde. Aber Fiorella machte im Hauptquartier der Liga, während sie auf Violetta warteten, die anderen darauf aufmerksam, dass Schwarz im Hochsommer nicht den geringsten Sinn ergab.
    »Obwohl es sicher gut ist für sauertöpfische Mienen und kaputte Haare«, sagte sie. »Und was das Schwitzen betrifft, Schwitzen kann man nie genug! Für mich ist das kein Problem, ich kriege Rabatt auf die Deos in der Apotheke, aber für den Rest von euch … Warum immer nur Schwarz, möchte ich gerne einmal wissen?«
    »Das macht schlank«, sagte die Witwe Ercolani, obwohl es bei ihr persönlich nicht wirklich funktionierte.
    »Das gehört sich so«, bemerkte eine andere.
    »Das machen Witwen schon seit jeher so.«
    »Das ist wahr«, bekräftigte die Witwe Ciacci. »Obwohl ich euch ein kleines Geheimnis verraten muss.« Mit der Geschwindigkeit einer sizilianischen Stripperin riss sie ihr formloses schwarzes Kleid hoch und enthüllte einen heißen pinkfarbenen Slip, eng anliegend und ziemlich knapp geschnitten, mit passendem Spitzenmieder. »Das ist von La Perla«, sagte sie.
    Die anderen Witwen starrten sie mit offenem Mund an.
    »Die Farbe nennt sich Fuchsia«, fügte sie hinzu.
    »Nun, ich trage eine lange Miederhose«, platzte eine andere Witwe heraus. Sie knöpfte ihren Rock auf, der mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel, so schwer war der Stoff, und da stand sie, in hellblauen Knickerbockern, die im Schritt durchhingen und nicht richtig zu ihren fleischfarbenen Kniestrümpfen passten, aber trotzdem war es eine Orgie von unerwarteter Unterwäsche.
    »Mein Büstenhalter ist weiß«, gestand eine dritte Witwe. »Meine ganze Unterwäsche ist weiß.«
    »Ich sehe keinen Grund, warum ihr nur Schwarz tragen solltet«, sagte Fiorella kühn. »Ich finde, ihr solltet Blumenmuster und Karos und Punkte und Pailletten tragen. Wer macht überhaupt diese ganzen dämlichen Regeln?«
    »Diese hier stammt tatsächlich auch von mir«, sagte Violetta. Nur die Witwe Mazzetti hatte ihr Klopfen an der Tür gehört und sie leise hereingelassen. »Unsere verwitweten Mütter trugen Schwarz, genau wie ihre eigenen Mütter und wiederum deren Mütter. Das nennen wir die Tradition achten, Fiorella, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass du viel Ahnung davon hast.«
    »Die Regel gilt offiziell seit 1949«, fügte die Witwe Mazzetti hinzu. »Seit dem zwölften April, glaube ich.«
    »Wir sind eine geheime Liga, Fiorella«, fuhr Violetta fort. »Deren Zweck ist niemandem außerhalb dieses Kreises bekannt. Als eine Gruppe schweigender, in Schwarz gehüllter Individuen, die um ihre geliebten Männer trauern, so wie es in diesem Land schon immer Brauch war, können wir uns im Hintergund halten auf eine Art, die nicht funktionieren würde, wenn wir rote Stöckelschuhe und Federboas anziehen würden. Wenn du das vorziehst, bitte sehr, es steht dir frei, das zu tun, aber nicht unter unserer Schirmherrschaft.«
    Fiorella Fiorucci besaß tatsächlich ein Paar rote Stöckelschuhe – ihre Schlampe von Schwester hatte sie ihr geschickt als »Entschuldigung dafür, dass ich dir den Mann weggenommen habe« –, aber sie hatte das Gefühl, dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um das zu erwähnen.
    Außerdem hatte sie die Schuhe eine ganze Woche lang in der Apotheke getragen und ebenfalls, wenn sie still in ihrem Hauseingang saß und den Leuten nachstarrte. Aber das hatte niemand bemerkt.
    »Alte Weiber wie wir verschwinden immer im Hintergrund, egal, was wir anhaben«, sagte sie. »Ich habe nur gedacht, es kann nicht schaden, sich ein bisschen auszuleben.«
    »Das hier ist eine

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