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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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ernste Sache«, fuhr Violetta sie an. »Wir versuchen, Gutes zu bewirken. Würdet ihr euch also bitte wieder anziehen und … Wo ist eigentlich die Witwe Del Grasso? Sie sollte doch Lily beschatten.«
    »Lily? Warum? Ich dachte, Alessandro ist der Calzino rotto«, sagte Fiorella.
    Luciana streckte die Hand nach Violetta aus, um sie daran zu hindern, die Witwe Fiorucci auf den Kopf zu schlagen.
    »Wir wissen, wo Alessandro sich aufhält«, sagte Violetta zähneknirschend. »Wir haben seine Termine. Darum müssen wir Lily finden und dafür sorgen, dass sie ihm über den Weg läuft, um einen Fortschritt zu erzielen. Sonst kreuzen sich ihre Wege vielleicht niemals, und wir haben die nächste Katastrophe am Hals.«
    Fiorella klappte den Mund auf, um etwas zu erwidern, aber die Witwe Mazzetti fuhr mit dem Daumen über ihren Hals, die universelle Geste für »Wenn du einen Körper behalten möchtest, der in dieses rote Blümchenkleid passt, dann halt jetzt die Klappe«.
    Was Fiorella hatte sagen wollen, war, dass sie ganz sicher wusste, dass Alessandro seinen Terminplan mittwochs nie einhielt, aber wenn sie jetzt auch nur einen Ton von sich gab, verstieß sie wahrscheinlich wieder gegen irgendeine Regel. Also tat sie wie geheißen und hielt die Klappe.

21
    Pienza war eine der Städte, die Alberto empfohlen hatte: ein irrsinnig kompaktes und hübsches Städtchen, das wie eine weitere mittelalterliche Krone auf einem Hügel thronte, eine halbe Stunde entfernt.
    Die Stadt zu besichtigen war eine Sache, aber hineinzukommen eine andere. Lily umrundete den gesamten Ort gefühlte Dutzend Male auf der Suche nach einem Parkplatz und geriet fast mit Dermott aneinander wegen eines bestimmten nichtexistierenden Kreisverkehrs, bevor sie schließlich in einer kleinen Wohnstraße parkte unter dem Blätterbaldachin eines riesigen Baums.
    Die Stadt war berühmt als Heimatort eines Papstes im fünfzehnten Jahrhundert, der im Prinzip die Verschönerung erfunden hatte, wie Lily dem Reiseführer entnahm. Dieser Papst hatte in Pienza nicht nur den Marktplatz aufpoliert, sondern zudem einen imposanten Dom errichten lassen und außerdem, wo er schon einmal dabei war, seinen eigenen verschwenderischen päpstlichen Palast, für dessen Besichtigung Lily zehn Euro Eintritt zahlte.
    Er hatte gewusst, was er tat. Der Palast bot einen Rundumblick auf die gesamte angrenzende Landschaft, der nur schwer zu toppen war. Der Papst hatte sogar daran gedacht, einen hängenden Garten anlegen zu lassen, in dem man diese Aussicht bewundern konnte.
    Alles andere, was Lily über den Papst und seine Neigungen wissen wollte, erfuhr sie von einem pickligen Teenager, der ebenfalls an der Führung teilnahm, die für Lily allerdings aufschlussreicher gewesen wäre, hätte sie nicht in deutscher Sprache stattgefunden. Die englische Führung hatte Lily verpasst, wie Rolf, der picklige Junge, ihr erklärte, aber er konnte ihr helfen: zum offensichtlichen Missfallen seiner Mutter.
    Jedes Mal, wenn Rolf für Lily übersetzte, warf seine Mutter ihr finstere Blicke zu, und als er ihr begeistert erklärte, dass der kleine Schrank früher als Versteck für die päpstlichen Geliebten diente, dachte Lily, die Frau würde gleich explodieren.
    Lily hatte zwar etwas übrig für Rolf, aber nicht so, wie seine Mutter vermutete. Sie hatte sich immer ausgemalt, dass ihre eigenen Jungs im Teenageralter sie überragen würden, seit sie zum ersten Mal von einer eigenen Familie geträumt hatte – ursprünglich mit John Travolta, ihrem Teenie-Idol in der Pubertät. Sie hatte damals gedacht, sie würde diese Söhne jetzt haben. Sie hatte gedacht, einer von ihnen würde in Rolfs Alter sein. Und sie wäre ihm eine bessere Mutter gewesen als diese mürrische Person mit dem mürrischen Gesicht und den missbilligenden Kehllauten. Wer nannte sein Kind schon Rolf? Hatte die Frau nicht The Sound of Music gesehen?
    Aber dann verabschiedete Rolfs Mutter sich mit einem so mitfühlenden Schulterklopfen und einem derart mitleidigen Lächeln, dass Lily hinterher auf den Stufen des Doms an der umgebauten Piazza erschüttert zusammensackte. Hatte sie Lily angesehen, dass diese sich danach sehnte, einen eigenen pickligen Jungen zu haben? War ihre Verzweiflung derart offensichtlich?
    Es war eine Verzweiflung der anderen Art, die sie schließlich von der sonnenüberfluteten Treppe des Duomo wegführte. Im Reiseführer stand, Pienza war berühmt für seinen Pecorino – ein Schafskäse, der hier hergestellt wurde.

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