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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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arme gequälte Seele könnte ihren betrügerischen Ehemann weiter suchen und das Chaos klären, in welchem sie auch immer stecken mochte.
    Stattdessen hatte Violettas lächerlicher Stolz dazu geführt, dass Lily von den Witwen als Kandidatin auserkoren wurde, und wenn sie dahinterkamen, würden sie Violetta am lebendigem Leib die Haut abziehen und Strumpfgürtel aus ihr machen. Für die anderen würde es nämlich so aussehen, als hätte sie selber Alessandros Herz zum zweiten Mal gebrochen.
    »Du machst ein Gesicht wie ein Fisch auf dem Markt, den keiner haben will«, sagte Luciana, während sie sich dem Geheimdurchgang näherten und sich anschickten, gemeinsam das Regal zur Seite zu schieben.
    »Kannst du endlich mal die Klappe halten und mich in Ruhe lassen?«, explodierte Violetta. »Du hast keine Ahnung, wie viele Sorgen mich momentan plagen. Alessandro, die Cantucci, deine Knochen und meine Brust und die Augen und Ohren von allen und Santa Ana di Chisa weiß was noch! Ihr überlasst alles immer gerne mir, aber wenn es ein Problem gibt, stehe ich alleine da. Ich bin es leid. Ich bin es gründlich leid.«
    Daraufhin gab das Regal den Durchgang frei, und Violetta trat in die dunkle Nische, bebend vor Wut und Angst.
    Luciana, erschrocken über den Ausbruch ihrer Schwester, zögerte kurz, ihr zu folgen, woraufhin Violetta sie am Ärmel packte und vorwärtszerrte. Aber Luciana stolperte über die Schwelle. Ihr Fuß rutschte seitlich von der obersten schmalen Treppenstufe ab, und ihr schwaches Handgelenk hatte nicht die Kraft, sich an dem glatten Geländer festzuhalten oder sich an der Wand abzustützen.
    Vor Violettas Augen stürzte sie stumm wie ein Sack weiche Kartoffeln auf den Treppenabsatz sechs Stufen weiter unten.
    »Nein, nein, nein!«, schrie Violetta und kletterte so schnell wie möglich hinterher. »Oh, nein, nein, nein!«
    Luciana lag wie ein stilles Bündel da. Sie sah so klein aus. Sie verschwanden allmählich, sie beide, aber Violetta war noch nicht bereit zu verschwinden, und sie war noch weniger bereit, dass Luciana das tat.
    Knackend ging sie auf dem Treppenabsatz in die Hocke, setzte sich neben ihre zusammengerollte Schwester und drehte mit zitternden Fingern vorsichtig ihren Kopf. Lucianas Augen waren geschlossen, ihr Gesicht regungslos. Es war unmöglich zu sagen, ob sie noch atmete.
    »Bitte, Lulu, stirb nicht«, flehte Violetta und strich über die Pergamenthaut in Lucianas Gesicht. »Bitte, halt nicht die Klappe, und lass mich nicht in Ruhe. Ich schaffe es nicht ohne dich. Ich kann einfach nicht.«
    Ihre Schwester lag unbeweglich da, ohne dass sich ihre knochige kleine Brust hob, ohne dass ihre faltigen Lider zuckten.
    »Wir stehen das gemeinsam durch, Lulu«, sagte Violetta und nahm Lucianas warme, schlaffe Hand. »Wir haben immer alles gemeinsam durchgestanden. Und wir haben schon Schlimmeres überstanden, liebe kleine Schwester. Weitaus Schlimmeres. Wir haben es überstanden, dass uns unsere geliebten Männer genommen wurden. Und wir haben es überstanden, dass ich unsere geliebten Männer miteinander verwechselt habe, und du hast mich das wieder in Ordnung bringen lassen, mein kleiner Schatz, und du hast mir das vor all den Jahren verziehen. Das ist schon so lange Zeit her! Damals haben wir uns geschworen, dass unser Zusammenhalt wichtiger ist als alles andere auf der großen, weiten Welt. Es tut mir leid wegen der Cantucci. Es tut mir leid, dass ich so stur war. Es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe. Ich habe Angst, das ist alles. Ich habe Angst davor, was mit mir geschieht, was ich verliere, davor, dass das Leben aus mir zu weichen scheint mit jedem Atemzug, den ich mache. Ich habe Angst, dass man mich nicht will, dass ich nutzlos bin, dass ich nicht mehr hier bin. Aber mehr als alles andere habe ich Angst, dich nicht mehr zu haben, Lulu, auf dich zu verzichten. Darum, bitte, bitte, bitte, wach auf. Bitte.«
    Und Luciana, die selbst dann, wenn sie bewusstlos war, immer nur ihrer großen Schwester gefallen wollte, wachte gehorsam auf.
    »Wir brauchen Hilfe, Violetta«, krächzte sie. »Wir brauchen Hilfe.«

30
    Trotz des peinlichen Ausrutschers in Pienza und der Riesenportion dreifaches Schokoladeneis erwies sich der Lockruf des Poliziano als zu stark. Lily zog es unwiderstehlich in das lichtdurchflutete Café, wobei sie den romantischen Tisch dieses Mal mied, und bestellte ein Glas Prosecco.
    Daniel, Eugenia, Francesca, Rose – die Komplikationen ihres Lebens – saßen

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