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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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chaotischen Ereignisse des Tages nach und ließ die Tür in ihrer Erinnerung langsam aufgehen, weit genug, dass sie sehen konnte, was sich dahinter verbarg.

31
    Ingrid und Daniel schlenderten vom Fluss die Via Tornabuoni hoch.
    Es hatte Ingrid berührt, fast unerträglich, als er ihr von dem Albtraum erzählte, sein fast adoptiertes Baby zurückgeben zu müssen, auch wenn er selbst ein wenig Abstand gewonnen zu haben schien. Hinter dieser traurigen Geschichte steckte mehr, dessen war sie sich sicher.
    »Und, was ist dann passiert?«, fragte sie, als sie langsamer wurden vor einem der Designergeschäfte, damit sie die Auslage bewundern konnte. »Hat deine Frau aufgehört, dich zu lieben, nachdem sie ihren Kinderwunsch begraben hat?«
    »Sie war komplett von der Rolle«, antwortete Daniel. »Ich denke, ich war einfach in dem Paket inbegriffen.«
    »Glaubst du, sie hatte eine Depression?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Sie hat sich in ihre Arbeit gestürzt – sie arbeitet in der Geschäftsleitung von Heigelmann –, hat viel Sport getrieben und war immer seltener zu Hause. Sie wollte sich beschäftigt halten, nehme ich an, bis wir irgendwann fast getrennte Leben zu führen schienen. Es ist nicht so, als hätten wir uns gestritten oder so. Wir haben einfach aufgehört, zusammen zu sein.«
    »Hast du es versucht?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was meinst du mit ›Ich weiß nicht‹?«
    »Das ist kompliziert.«
    »Nun, vielleicht muss es das gar nicht sein. Ich meine, liebst du sie noch?«
    »Ingrid, ich liebe sie immer noch so sehr, dass ich morgens kaum aus dem Bett komme, weil ich weiß, dass ich es furchtbar vermasselt habe.«
    Aha, dachte Ingrid, jetzt kommt’s.
    »Ja? Und wie hast du das angestellt?«, fragte sie beiläufig, während sie vor der nächsten Luxusauslage ins Trödeln geriet.
    »Ich habe einen Fehler gemacht.«
    »Nun, da wärst du nicht der Erste.«
    »Der Fehler wurde schwanger.«
    »Oh.«
    »Ich habe eine sechsjährige Tochter und eigentlich auch einen zweijährigen Sohn in Montevedova.«
    Ingrid blieb abrupt stehen und drehte sich schockiert zu ihm um.
    »Du würdest mir jetzt sicher am liebsten eine scheuern, ich weiß«, sagte Daniel. »Und ich hätte es verdient, aber die Wahrheit ist, danach würde ich mich auch nicht beschissener fühlen als jetzt schon. Es ist nicht so, wie du denkst, aber trotzdem ist es der schlimmste Betrug, die größte Täuschung, die unterste Schublade. Das weiß ich alles. Glaub mir, ich weiß das.«
    Sie standen da und starrten sich ein paar eisige Momente lang an, dann hob Ingrid den Arm, aber nicht, um ihm eine zu knallen. Stattdessen legte sie ihre kühle Hand an seine Wange. Sie brannte, als hätte sie ihn tatsächlich geschlagen. Er war womöglich der traurigste Mann, dem sie jemals begegnet war.
    »Die Frau in Montevedova«, sagte sie.
    »Es war nichts – ein schwacher Moment.«
    »Aber die Kinder machen die Sache schwierig.«
    Er nickte. »Es ist kompliziert, aber ich kann ihre Mutter nicht im Stich lassen. Und aus diesem Grund kann ich nicht glücklich sein mit meiner Frau.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich habe alles, was Lily sich wünscht, nur dass ich es mit einer anderen habe und Lily davon ausgeschlossen ist. Ich bin sämtliche Möglichkeiten tausendmal im Kopf durchgegangen, aber ich weiß effektiv nicht, was ich tun soll.«
    »Warum lässt du nicht alles, wie es ist? Wo ist das Problem?«
    »Eugenia ist das Problem. Sie hat mir ein Ultimatum gesetzt – entweder ich bessere mich, oder ich kann Leine ziehen. Ich wollte schon ganz am Anfang Leine ziehen, aber dann war Francesca unterwegs … Eugenia hat Probleme. Sie ist nicht stabil. Sie braucht viel Unterstützung.«
    »Und was machst du dann hier in Florenz?«, fragte Ingrid.
    Daniel atmete tief durch. Er hatte nichts mehr zu verbergen.
    »Ich bin auf der Flucht«, gestand er.
    »Jetzt könnte ich dir wirklich eine scheuern«, sagte sie, während die Menge sich um sie teilte und wieder schloss. »Weglaufen war noch nie eine Lösung, das weißt du. Ich denke, du weißt genau, was du zu tun hast. Du brauchst nur jemanden, der dich darin bestärkt.«
    Daniel dachte, was für ein Glück ihre drei Söhne hatten, so eine Mutter zu haben.
    »Komm schon«, sagte Ingrid. »Lass uns was trinken gehen und einen Plan entwerfen. Du musst zurück und dein Leben in Ordnung bringen.«

32
    Glücklicherweise war die einzige Telefonzelle in Montevedova unbesetzt, weil Lily die geringste Ausrede gereicht hätte, um nicht

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