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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Dal.
    »Aber ich bin noch nicht volljährig. Ich kann es erst in einem Jahr.«
    »Glaubst du, dein Vater wird es tun? Oder deine Mutter es ihm gestatten? Laut Vertrag dürfen sie mir das Malen verbieten. Oder sie dürfen alles behalten, was ich produziere. Sie könnten mich sogar die Ställe ausmisten lassen. Sie könnten mich zwingen, mit bloßen Händen Bäume zu fällen. Und du bist erst in drei Jahren wieder hier.«
    Bergen war echt bestürzt. »Was kann ich nur tun?«
    »Deinen Vater überreden, mich freizulassen. Oder wachbleiben bis du volljährig bist und mich selbst freilassen kannst.«
    »Ich kann das Somec nicht verfallen lassen. Man muß es nehmen, sobald man es bekommt. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Zuteilungen.«
    »Dann überrede deinen Vater.«
    Die Qual dauerte einen ganzen Monat. Dann war Locken Bishop endlich dazu bereit, Dal aus seinem Vertrag zu entlassen. Und der Vertrag enthielt eine Klausel. »Abzüglich Unterkunft und Verpflegung bekommen wir fünfundsiebzig Prozent deines Einkommens, bis du uns achtzigtausend gezahlt hast.«
    »Aber Vater«, protestierte Bergen, »das ist Betrug. Ich hätte ihn in elf Monaten sowieso freigelassen. Und achtzigtausend ist zehnmal die Summe, die du selbst für den Vertrag bezahlt hast, und du hast sie nicht ihm gezahlt.«
    »Ich habe ihn zwanzig Jahre lang ernährt.«
    »Dafür hat er gearbeitet.«
    »Gearbeitet?« unterbrach Selly. »Er hat nur gespielt. Mit dir.«
    Jetzt endlich sprach Dal, und zwar so leise, daß alle schwiegen, um ihn zu verstehen. »Wenn ich Ihnen diese Summe bezahlen muß, werde ich nie genug Geld haben, den Somec-Test zu machen.«
    Lockens Gesicht straffte sich. »Das ist unwichtig. Entweder so, oder der Vertrag bleibt gültig.«
    Bergen schlug die Hände vors Gesicht. Selly lächelte. Und Dal nickte. »Aber ich will es schriftlich.«
    Er hatte leise gesprochen, aber seine Worte wirkten elektrisierend. Locken sprang auf. Hoch überragte er Dal, der sitzengeblieben war. »Was hast du gesagt, Junge? Hast du gesagt, daß ein Bishop mit einem dreckigen Vertragsarbeiter einen schriftlichen Vertrag machen soll?«
    »Ich will es schriftlich«, sagte Dal leise und setzte Lockens Wut nur Gleichmut entgegen.
    »Du hast mein gesprochenes Wort, und das genügt.«
    »Und wer sind die Zeugen? Ihr Sohn, der drei Jahre schlafen wird, und Ihre Frau, die man nicht einmal mit einem fünfzehnjährigen Dienstjungen allein lassen kann.«
    Selly hätte fast aufgeschrien. Locken wurde rot, aber er trat einen Schritt zurück. Bergen war entsetzt. »Was?« fragte er.
    »Ich will es schriftlich«, wiederholte Dal.
    »Ich will, daß du aus diesem Haus verschwindest«, antwortete Locken, aber in seiner Stimme lag ein Unterton – er fühlte sich gekränkt und verraten. Verständlich, dachte Bergen; wenn Dal tatsächlich recht hat, und Mutter streitete es ja nicht ab, muß Vater natürlich gekränkt sein.
    Aber Dal schaute nur lächelnd zu Locken auf und sagte: »Glaubten Sie, daß das Gelände, auf dem Sie sich bewegt haben, Ihnen immer gehören wird?«
    Jetzt wollte Bergen nicht verstehen. »Was meint er, Vater? Wovon redet Dal?«
    »Nichts«, sagte Locken ein wenig zu hastig.
    Dal ließ sich nicht bremsen. »Dein Vater«, sagte er zu Bergen, »spielt die seltsamsten Spiele mit fünfjährigen Jungen. Ich habe ihm immer gesagt, daß er auch dich dazu einladen soll, aber er wollte nicht.«
    Der Aufruhr legte sich erst nach einer Stunde. Immer wieder schlug sich Locken hilflos mit der Faust auf den Schenkel, als Selly ihn fröhlich aufforderte, auch ihre eigenen Liebschaften nicht mehr als Schande anzusehen. Nur Bergen war ehrlich bekümmert. »Die ganzen Jahre, Dal. War das die ganze Zeit so?«
    »Für dich war ich ein Freund, Bergen«, sagte Dal und vergaß, ihn mit Sir anzureden, »aber für sie war ich ein Diener.«
    »Du hast mir nie etwas gesagt.«
    »Was hättest du schon tun können?«
    Als Dal nach dieser Stunde ging, hatte er die Zustimmung schriftlich.
     
    *
     
    Als Bergen aus seinem ersten Somec-Schlaf erwachte, erfuhr er von einem freundlichen Mann im Schlafsaal, daß sein Vater ein paar Tage nachdem Bergen das Haus verlassen hatte gestorben und seine Mutter zwei Jahre später von einem Liebhaber ermordet worden war. Das neben dem des Kaisers größte Besitztum auf Crove gehörte nun Bergen. »Ich will es nicht.«
    »Du solltest wissen«, sagte der freundliche Mann, »daß damit das Privileg verbunden ist, fünf Jahre unter Somec zu schlafen und

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