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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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während der letzten fünf Jahre auf Capitol ereignet hatte, zu erfahren, wer wem was angetan hatte. Und dann streifte sie kurz die Spielberichte. Gewöhnlich ließ sie diese einfach an sich vorüberrauschen, ohne wirklich etwas zu lesen – die Spiele langweilten sie –, aber diesmal betrachtete sie die Listen eine Weile sorgfältig, schürzte die Lippen und tat so, als sei der eine oder andere Spielausgang für sie von brennendem Interesse.
    In Wirklichkeit las sie natürlich den Plan für die nächsten einundzwanzig Tage. Einige der Namen waren ihr natürlich neu – Schauspieler und Schauspielerinnen, die gerade so weit waren, daß sie es sich leisten konnten, dafür zu bezahlen, mit Arran Handully zusammen aufzutreten. Andere Namen dagegen waren ihr sehr vertraut, Darsteller, deren Auftritt von ihren Fans erwartet wurde: Doret, eine enge Freundin, mit der sie vor sieben Wachperioden ein Zimmer geteilt hatte und die immer noch gelegentlich hereinschaute, um Neuigkeiten zu erfahren; Twern, jener siebenjährige Junge, der mittlerweile fünfzehn war, einer der jüngsten Menschen, die je Somec genommen hatten; frühere Liebhaber und alte Freunde und ein paar Überbleibsel aus turbulenten Szenen auf alten Streifen. Wer von ihnen würde sie wohl angiften und wer sich versöhnlich zeigen? Nun, sagte sie sich, es wird reichlich Gelegenheit geben, das festzustellen.
    Weit unten auf der Liste sprang ihr ein Name in die Augen. Hamilton Ferlock! Sie mußte lächeln – erwischte sich dabei, daß ihre Reaktion aufrichtig war, und entschied dann, daß es nichts ausmachte – die Schauspielerin Arran Handully hätte bei der Lektüre bestimmter Spielergebnisse genauso lächeln können. Hamilton Ferlock. Wahrscheinlich der einzige Schauspieler auf Capitol, der an Klasse mit ihr zu vergleichen war. Beider Karriere hatte überdies zur gleichen Zeit begonnen, und in den ersten fünf holographischen Aufzeichnungen war er ihr Liebhaber gewesen. Zu jener Zeit stand sie zwischen den Wachperioden jeweils nur einige Monate unter Somec. Und jetzt sollte er in diesem Streifen mitwirken!
    In Gedanken umarmte sie ihre Managerin. Was Triuff getan hatte, war wirklich aufmerksam.
    Und dann wurde es Zeit für sie, sich anzuziehen, den Schlafraum zu verlassen und über den Korridor in ihre Wohnung zu gehen. Als sie den Gang entlangschritt, bemerkte sie, daß die Wände neu dekoriert worden waren, um den Eindruck zu erwecken, daß auch die Halle, durch die sie ging, luxuriös ausgestattet war. Sie berührte die neue Täfelung. Plastik. Sie versagte es sich, eine Grimasse zu schneiden. Nun ja, die Zuschauer würden niemals erkennen, daß es sich nicht um richtiges Holz handelte, und Plastik hielt die Kosten niedrig.
    Sie öffnete die Tür zu ihrer Wohnung, und Doret kreischte vor Entzücken und rannte herbei, um sie zu umarmen. Arran beschloß wegen irgendeiner imaginären Kränkung die Beleidigte zu spielen. Doret tat überrascht, wich einen Schritt zurück, und als vollendete Schauspielerin (Arran machte es nichts aus, zuzugeben, daß auch ihre Kollegen Talent hatten) verstand sie sofort den leisen Hinweis und verwandelte ihn in eine wunderschöne Szene. Weinend gestand Doret, daß sie Arran vor einigen Wachperioden einen Liebhaber ausgespannt hatte, und Arran schien anfangs höchst erbost, dann versöhnlich. Sie beendeten die Szene, indem sie einander weinend in die Arme sanken, und dann gönnten sie sich eine winzige Pause. Verdammt, dachte Arran, das sieht Triuff wieder ähnlich. Niemand erschien, um die Szene zu unterbrechen. Nach dem bisherigen Höhepunkt mußten sie weitermachen, um nach drei Stunden einen noch eindrucksvolleren zu erreichen.
    Als Doret endlich ging, war Arran völlig erschöpft. Sie hatten einen Ringkampf veranstaltet, bei dem sie sich gegenseitig die Kleider in Fetzen gerissen hatten, und zuletzt war Doret mit einem Messer auf Arran losgegangen. Erst als diese ihr die Waffe entwunden hatte, rannte Doret aus der Wohnung, und Arran konnte sich ein wenig ausruhen.
    Einundzwanzig Tage ohne Unterbrechung rief Arran sich ins Gedächtnis zurück. Und schon am ersten Tag läßt Triuff mich bis zur Erschöpfung arbeiten. Ich werde das Miststück feuern, gelobte sie.
    Es war der zwanzigste Tag, und Arran war die ganze Sache leid. Fünf Partys, ein paar Orgien, und jeden Tag mit einem anderen schlafen müssen fällt einem ziemlich schnell auf die Nerven, zumal sie bei einigen Gelegenheiten die ganze Skala der Emotionen durchgespielt

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