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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Liebesszenen vorzuführen. Aber wenn ich nicht vor der Kamera stehe, suche ich mir meine Liebhaber selbst aus.«
    »Du wirst dich zur Ruhe setzen können.«
    »Ich bin keine Hure!«
    »Und er sagte, daß er nicht einmal mit dir schlafen will, wenn du es nicht willst. Er hat nur darum gebeten, während deiner Wachperiode vierundzwanzig Stunden lang mit dir zusammensein zu dürfen. Er will mit dir reden. Sich mit dir anfreunden.«
    Arran lehnte sich gegen die Wand des Korridors. »Bedeutet das wirklich so viel Geld?«
    »Du vergißt eins, Arran. Alle deine Fans lieben dich. Aber noch niemand hat getan, was du jetzt tun wirst. Es fängt eine halbe Stunde vor deinem Erwachen an und dauert bis eine halbe Stunde nach deinem Einschlafen.«
    »Von vor dem Erwachen bis nach dem Somec.« Arran lächelte. »Es gibt niemanden im ganzen Reich, der das je gesehen hat. Nur die Schlafraumwärter.«
    »Und wir können äußerste Realität anbieten. Keine Illusion: Sie sehen alles, was innerhalb von drei Wochen wacher Zeit mit Arran Handully passiert.«
    Arran dachte einen Augenblick sorgfältig nach. »Es wird die Hölle sein«, sagte sie dann.
    »Aber anschließend kannst du dich zur Ruhe setzen«, erinnerte Triuff sie.
    »Gut«, stimmte Arran zu. »Ich werde es tun. Aber ich warne dich. Keine Courtneys. Keine Langweiler. Und keine kleinen Jungs!«
    Triuff war gekränkt. »Arran – das mit dem kleinen Jungen liegt fünf Aufnahmen zurück!«
    »Ich erinnere mich an jeden einzelnen Augenblick«, sagte Arran. »Er hatte keine Gebrauchsanweisung mit. Was, zum Teufel, fange ich mit einem siebenjährigen Jungen an?«
    »Das war aber bis dahin dein bester Auftritt, Arran. Ich kann mir nicht helfen – aber bei dir muß ich gelegentlich mit Überraschungen aufwarten. Dann bist du nämlich am besten – wenn es gilt, mit Schwierigkeiten fertig zu werden. Darum bist du Künstlerin. Darum bist du Legende.«
    »Darum bist du reich«, gab Arran zurück, und dann ging sie rasch davon, um den Schlafraum aufzusuchen. In einer halben Stunde war sie an der Reihe, und jeder wache Moment über diese Zeit hinaus bedeutete einen Moment weniger Leben.
    Triuff folgte ihr so weit, wie es gestattet war, und gab ihr letzte Anweisungen darüber, wie sie sich nach dem Aufwachen verhalten sollte, was sie im Schlafraum zu erwarten hatte, daß man ihr nach dem Aufwachen weitere Instruktionen geben würde, die ihr nicht entgehen, vom Publikum bei der Vorführung der Hologramme aber nicht bemerkt werden konnten. Endlich verschwand Arran im Schlafraum, und Triuff mußte zurückbleiben.
    Behutsam und ehrerbietig führten die Wärter sie zu dem eleganten Sessel, an dem der Schlafhelm angebracht war. Arran seufzte, nahm Platz und ließ sich den Helm über den Kopf gleiten. Sie bemühte sich um fröhliche Gedanken, während ihre Gehirnmuster aufgezeichnet wurden – all ihre Erinnerungen, ihre ganze Persönlichkeit –, um ihr beim Erwachen wieder eingegeben zu werden. Als alles fertig war, ging sie schläfrig zum Tisch hinüber und ließ unterwegs ihren Morgenrock fallen. Mit einem Seufzer der Erleichterung legte sie sich hin und wunderte sich darüber, daß ein Tisch, der so hart aussah, so weich sein konnte.
    Ihr fiel ein (wie schon vorher, aber das wußte sie nicht mehr), daß sie sich dieser Prozedur schon zwanzigmal unterzogen haben mußte, denn so oft hatte sie Somec genommen. Aber da Somec jede Gehirntätigkeit während des Schlafs und damit auch das Gedächtnis auslöschte, konnte sie sich nie an das erinnern, was nach der Aufzeichnung ihres Gehirninhalts mit ihr geschah. Komisch. Man könnte sie dazu veranlassen, mit allen Wärtern des Schlafraums intim zu verkehren, und sie würde es anschließend nicht mehr wissen.
    Aber nein, wußte sie, als die freundlichen und äußerst höflichen Männer und Frauen den Tisch dorthin rollten, wo die Kontrollinstrumente angebracht waren, so etwas konnte nicht geschehen. Der Schlafraum war der einzige Ort, an dem wirklich keine Scherze getrieben wurden, wo nichts Überraschendes oder gar Schändliches geschehen konnte. Auf irgend etwas in der Welt mußte man sich verlassen können.
    Dann mußte sie kichern. Jedenfalls bis zum nächsten Erwachen natürlich. Und dann würde der Schlafraum den Milliarden armen Schweinen im Reich offenstehen, die nie die Chance hatten, Somec zu nehmen, und die ihre elenden hundert Jahre ohne Unterbrechung durchleben mußten, während die Schläfer durch die Jahrhunderte hüpften wie Steine

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