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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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pikierten Blick und schaut auf das
Teekännchen vor mir. »Welchen Tee hast du bestellt?«
    »Darjeeling, Second Flush. Sehr lecker«, informiere ich ihn.
    » Schwarztee mit Milch?« Missbilligend
zieht er die Augenbrauen hoch und winkt nach der Bedienung, »Ich hätte gerne
einen Zitronengrastee mit Bio-Ingwer.« Er dreht sich wieder zu mir um, ohne
weiter über den traurigen Zwischenfall in meiner Tasse zu sprechen. »Wie
läuft’s im Job?«, will er hingegen wissen.
    »Och«, weiche ich aus, »alles im Fluss. Und bei dir?«
    »Hervorragend«, Renatos Miene hellt sich auf, »ich bin derzeit
unglaublich kreativ. Das liegt bestimmt daran, dass ich dich kennengelernt
habe«, schmeichelt er mir. »Ich habe heute zwei neue Frauenskulpturen
fertiggestellt, die ich mit auf die Ausstellung nehmen werde. Die eine zeigt
eine Art Ausdruckstanz, die andere steht im Trikonasana – einer Yogaposition.«
    »Klingt gut. Sind die aus Metall?«
    »Aus sämtlichen Materialien, in allen Größen. Sono
bellissime! Sie sind wunderschön! Wolltest du dir meine Arbeiten nicht
sowieso mal anschauen?«
    Eine gute Stunde später steige ich mit Renato die
knarrenden Stufen zu seiner Dachgeschosswohnung hinauf. Die Wohnungstür führt
durch einen kleinen Flur in eine geräumige Wohnküche mit viel Holz, bunten
Balistoffen, einem Futonsofa und einem überfüllten Bücherregal aus glücklich
gewachsenem Fichtenholz.
    »Komm rein, fühl dich wie zu Hause.« Renato legt seine Tasche auf
einem offensichtlich selbst gewerkelten Holztresen ab. »Aber bitte zieh die
Schuhe aus«, fügt er erschrocken hinzu, den Blick auf mich gerichtet, da ich
eben im Begriff war, seinen fliegenden Teppich zu betreten.
    Schnell schlüpfe ich aus meinen pinkfarbenen Ballerinas und stelle
sie ordnungsgemäß an der Wohnungstür ab.
    »Da oben«, geht die Hausführung nahtlos weiter, »habe ich mein
Atelier.« Renato zeigt auf eine leiterartige Treppe.
    Ich lasse ihm den Vortritt, damit sein Gesicht nicht buchstäblich an
meinem Hintern klebt, und hangele mich in das niedrige, helle Dachgeschoss
hoch. Auf einem Holztisch in der Mitte des Raumes sowie überall auf dem Boden
stehen in Reih und ohne Glied aufgereiht die Figuren, von denen Renato mir
vorgeschwärmt hat. Entgeistert starre ich auf ein Rudel fetter, nackter
Matronen aus Bronze, Holz, Terrakotta, Gips und anderem undefinierbarem Gestein
in Handstand-, Schneidersitz- oder Purzelbaumpose. Einige andere liegen
wiederum auf dem Rücken und besorgen es sich mit dicken Tonfingern zwischen
ihren stämmigen Schenkeln selbst.
    »Oh.« Ich schlucke betroffen beim Anblick dieser XXL -Parade und suche nach einer adäquaten Reaktion, die
mich nicht als vollkommen verklemmten Kunstmuffel dastehen lässt.
    »Gefallen sie dir?« Renato ist begeistert und voll in seinem
Element. »Schau mal, die hier ist aus purem Gold.« Er reicht mir eine winzige
Wuchtbrumme, die sich nun breitbeinig in meiner Handfläche rekelt.
    »Na ja, sie sind recht … äh … dick.« Da spricht die Kennerin. Würde
ich mich ähnlich eloquent über einen Kreationsentwurf in der Agentur auslassen,
würde ich zu Recht mindestens zur Empfangsdame degradiert werden.
    »Dick?«, wiederholt Renato empört. »Die sind nicht einfach dick.
Meine Modelle sind warm, mütterlich und dennoch weiblich. Sie sind der Ursprung
allen Lebens. Und dabei total bodenständig«, erklärt er mir völlig verzaubert
und rückt auf einem Regalbrett eine Tänzerin aus Wachs zurecht, die sich in
einer Rückwärtsbeuge am Ellenbogen kratzt.
    »Und das hier ist die Schmuckkollektion dazu.« Er greift nach einem
Tablett mit Samtbezug auf der Werkbank.
    Vor mir liegen mehrere Schmuckstücke, die größtenteils so aussehen
wie Renatos kleine Skulpturfreundinnen zwischen den Beinen. Ich starre auf
lippenartige Gebilde, vermutlich Ringe, vulvaförmige Kettenanhänger und
Broschen wie sahnebaiserartige Häufchen, die jedoch eher aus der eigenen
Stillzeit als vom Besuch beim Bäcker abgeleitet sind. Ein kräftiger Tritt vors
Schienbein hätte mich wohl kaum mehr irritieren können.
    »Tja, die Intention deiner Kreationen ist damit ja recht eindeutig«,
stammele ich entgeistert, gewinne dann aber Land. »Was für eine Fleischeslust
für jemanden, der nur Gemüse isst.« Herausfordernd und nicht ohne Triumph
blicke ich ihn an.
    »Wo du recht hast, da hast du recht.« Renato schaut mich
durchdringend an und zieht mich mit beiden Händen zu sich heran. »Und worauf
ich gerade besonders Lust

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