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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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zeigen
möchte, dass er nichts zu verbergen hat. Ich bin mir sicher, dass er diesen
Blick schon sein Leben lang übt und damit seit Jahrzehnten Frauen zur Weißglut
bringt.
    So auch heute.
    »Es gibt nichts zu besprechen? Nach allem, was war, sagst du mir so etwas ?« Elvira ist laut geworden und wirkt darüber
selbst erschrocken. Sie schluckt und ringt um ihre Contenance.
    »Also«, Giorgio starrt auf die Tischplatte und zieht wie ein
ratloser Schuljunge die Schultern hoch, »von meiner Seite aus nicht.«
    » Ho capito . Ich habe verstanden«, sagt
Elvira in die kurze Stille hinein. Sie hebt den Kopf und hält sich nun noch gerader,
als sie es ohnehin schon getan hat. »Dann mach’s gut, Giorgio. Addio .«
    Sie dreht auf dem Absatz um, marschiert mit schnellem, geradem Gang
in Richtung Flur und greift nach ihrem Mantel. Noch während sie ihn sich
überstreift, umfasst sie die Klinke der Wohnungstür. Giorgio steht wie ein
trotziger, versteinerter Junge da und schaut mich schuldbewusst an, als hätte
er einen Bonbonladen geplündert. Als ich peinlich berührt seinem Blick
ausweiche, bemerke ich Elviras Tasche, die sie auf dem Tisch zurückgelassen
hat. Ich nehme sie und laufe ihr nach.
    »Elvira!«, rufe ich und reiche ihr die Tasche durch die halb
geschlossene Tür, » mi dispiace . Es tut mir leid.«
Warum muss ich mich jetzt schon zum zweiten Mal an diesem Abend für eine
verschmähte Liebschaft entschuldigen? Mit der Sache hier habe ich nun wirklich
nichts zu tun.
    Elvira nimmt die Tasche wortlos entgegen. Sie hat Tränen in den
Augen und zieht die Tür von außen leise ran. Ein stilvoller Abgang.
    Mit den Händen in den Hosentaschen schleiche ich in die Küche
zurück, wo Giorgio gerade Essen auf zwei Teller füllt. Bevor er sich setzt,
nimmt er das dritte Gedeck vom Tisch und stellt es leise auf einem Sideboard
ab. Ich setze mich wortlos und fange an, den Risotto zu kauen. Er schmeckt
wunderbar, doch mir ist der Appetit vergangen. Wir schweigen eine Weile.
    » Però, aber …« Giorgio schlägt mit den
Fingern auf die Tischkante. »Jetzt mach du mir hier bitte kein Theater wegen
dieser Sache. Ich muss mich dafür nicht vor dir rechtfertigen«, schimpft er.
    Ich zucke zusammen wie ein aufgeschreckter Hase. Jetzt bloß keinen
Fehler machen und die Klappe halten. Ich schiebe mir eine weitere Gabel Reis in
den Mund und schweige.
    Giorgio lässt die Gabel auf den Teller fallen und stützt den Kopf
auf den Unterarmen auf. »Ich bin jetzt achtundsechzig Jahre alt. Ich habe zwei
erwachsene Töchter und eine Ehefrau, die zum Glück endlich alle aus dem Haus sind. Ich kann tun und lassen, was ich will«, meckert er los.
    »Und?«
    »Das mit Elvira tut mir leid, aber wenn sich diese Frauen immer zu
viel versprechen, kann ich doch nichts dafür! Das ist
kein Grund, mich wochenlang mit irgendwelchen Gesprächen zu belästigen«,
verteidigt er sich nun doch. Er lehnt sich auf seinem Küchenstuhl zurück und
dreht wieder die Handflächen zur Decke. »Ich möchte mein Leben gerne leben, wie
ich will. Ich musste lange genug auf alle anderen Rücksicht nehmen.« Er nimmt
seine Gabel wieder auf und schiebt sich demonstrativ hungrig seinen Risotto in
den Mund.
    » Sì, certo, klar«, ich stochere in meinem
Reis herum, »aber was soll ich dazu sagen? Nennen wir es: unterschiedliche
Erwartungshaltungen?«
    »Ja!« Giorgio ist angetan und zeigt mit seiner Gabel auf mich.
»Ge-nau-so ist es: unterschiedliche Erwartungshaltungen. Nicht mehr und nicht
weniger.«
    Unser Hausfrieden ist wiederhergestellt. Mein Seelenfrieden dagegen
nicht. Wie oft war ich schon die Elvira im Spiel der Erwartungen. Heute
Nachmittag nicht. Aber besser hat sich das auch nicht angefühlt.
    Denn eines ist klar: Es geht nicht darum, dass ich nicht Renatos Typ
bin. Er ist nicht meiner.

8.
    Mit schlechtem Gewissen, dafür aber umso gespannter
stiefele ich Montagmorgen in die Agentur. Mal sehen, welchen holistischen
Schliff Lidia unserem Konzept am Wochenende verpasst hat. Mit einem
Plastikbecher Cappuccino von der Straßenecke bewaffnet, betrete ich mein Büro
in der Erwartung, mein Monitor könnte mit Lidias Post-its gepflastert und mein
Tisch mit ihren Ausdrucken und Präsentationen übersät sein.
    Aber nein, nichts sieht danach aus, als hätte sie mir irgendwelche
Unterlagen hinterlassen. Ich fahre den Rechner hoch und öffne das Postfach.
Keine Mail von Lidia.
    Oh nein, jetzt schneidet sie mich, durchfährt es mich erschrocken.
»Sie ist bestimmt sauer,

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