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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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wenn wir unsere Zwischenergebnisse
Stefano und ihrer direkten Vorgesetzen Maria Galli präsentieren.
    »Wo ist denn der holistische Ansatz in eurer Kampagnenplanung?«,
will Stefano bei einer unserer Besprechungen am Freitagnachmittag wissen und
lümmelt sich in einen der geräumigen Lehnstühle unseres Konferenzraumes.
    »Holi … was?«, frage ich zurück. Schon wie er seine Bemerkung
formuliert, ärgert mich.
    Stefano lehnt sich zurück, presst die Lippen aufeinander und schaut
mich auffordernd an. »Ho-lis-tisch. Wisst ihr in Germania etwa nicht, was das ist? Lidia«, wendet er sich halb mitleidig meiner Kollegin
zu, »erklärst du es ihr?«
    »Ein holistischer Ansatz bedeutet ganzheitliche Dreihundertsechzig-Grad-Kommunikation.«
Meine Kollegin schlägt einen Tonfall an, als ginge es darum, mich darüber
aufzuklären, dass Kinder nicht von Störchen gebracht werden. »Dabei geht es
darum, eine Kampagne als Ganzes zu betrachten und nicht nur als Addition ihrer
Einzelteile. Damit geht dieser Ansatz strategisch deutlich weiter als
integrierte Kommunikation«, betet sie herunter.
    Toll gemacht, Prinzessin! Setzen, danke. In Momenten wie diesen habe
ich nicht schlecht Lust, sie ganzheitlich zu würgen.
    »Wollt ihr mich veralbern?«, frage ich ungläubig. So einen Quatsch
habe ich ja noch nie gehört, geschweige denn, dass ich diesen gequirlten
Blödsinn verstanden hätte. Darüber hinaus bin ich sicher, dass Stefano auch nur
so tut, als wüsste er, worum es geht. Altkluge Fragen
zu stellen ist schließlich eine super Methode, um zu verstecken, dass man
nichts weiß.
    »Was würde dir denn dazu konkret vorschweben, Stefano?«, versuche
ich ihn daher aus der Reserve zu locken und schaue ihn auffordernd an.
    Stefano stockt.
    Bingo! Ihm ist deutlich anzusehen, dass er mit dieser Frage nicht
gerechnet hat. Für einen Moment gerät er ins Schleudern, fängt sich dann aber
leider schnell wieder. »He, ihr seid hier die Experten auf dem Kaffeemarkt. Wir
haben euch schließlich eine ganze Woche Zeit gegeben, damit ihr euch dazu etwas
überlegt. Ihr beiden enttäuscht mich.«
    Zwei zu eins für ihn, die Taktiererei ist beendet, denke ich wütend,
während Lidia hektische rote Flecken am Hals bekommt. Bestimmt wird sie jetzt
das Wochenende durcharbeiten, um nachzubessern, und ihren schönen Ehemann am
ausgestreckten Arm verhungern lassen.
    »Nun denn«, ergreift Maria Galli, die sich bisher dezent, aber dafür
besonders gutaussehend im Hintergrund gehalten hat, das Wort. »Ich denke, was
ihr bisher erarbeitet habt, ist schon mal eine gute Basis, auf der ihr
weitermachen könnt. Stellt uns das überarbeitete Konzept doch kommende Woche
vor. Sagen wir«, sie blättert wichtig in ihrem Filofax, »Dienstag früh um zehn?
Lidia, schickst du bitte eine Terminanfrage rum?« Ohne eine Antwort abzuwarten,
beginnt Maria ihre wenigen Sachen zusammenzupacken.
    »Entschuldigung, Maria«, spreche ich sie zum ersten Mal direkt an.
    »Ja, was gibt’s?«, erwidert sie abwesend und schaut auf ihre kleine
goldene Uhr am Handgelenk.
    »Ich bräuchte bitte noch die Budgetplanung von dir«, erinnere ich
sie hektisch, verunsichert über ihre offensichtliche Ungeduld.
    Maria wirkt leicht ungehalten und schüttelt fast unmerklich den
Kopf. »Wozu das denn?«
    » Beh … «, ich suche nach Worten, »ich muss
doch … ich meine, Lidia und ich müssen doch wissen, wie ihr das Projekt
kalkuliert habt und wie viele Stunden für welchen Arbeitsschritt eingeplant
sind.« Hilfesuchend schaue ich zu Lidia hinüber.
    Sie signalisiert Zustimmung.
    »Okay«, lenkt Maria mit einem Seufzer ein, »ich schicke sie euch.«
Als hätte ich sie darum gebeten, mir das Lesen beizubringen. Dann lässt sie die
Lasche ihrer Krokoledertasche zuschnappen und haucht uns allen ein »Buon week-end« zu. Damit ist sie auch schon zur Tür
hinaus.
    » Eh, sì. « Stefano deutet in Richtung der
Tür, durch die Maria entschwunden ist, »die erste Gelegenheit dieses Jahr, endlich
wieder ans Meer zu fahren. Ich will heute auch früher los, um nicht mit halb
Mailand im Stau zu stehen«, informiert er uns leutselig, klappt seine Mappe zu
und verabschiedet sich ebenfalls ins Wochenende.
    Lidia und ich bleiben alleine zurück. Für einen Moment liegt eine
gespannte Atmosphäre in der Luft. Meine Kollegin macht sich dienstbeflissen ein
paar Notizen und schaut mich dann mit ihrem üblichen Back-to-Business-Blick an.
    » Quindi, also, wollen wir uns am
Wochenende noch mal zusammensetzen, wenn

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