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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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habe«, fährt er mit gesenkter Stimme fort, »steht
genau vor mir.«
    Dann küsst er mich stürmisch. Ich bin so überrascht und fasziniert,
dass ich mich dabei ertappe, wie ich mitmache. Oder korrekter ausgedrückt: Ich
schmelze spontan dahin, wie das Terrakotta aus Renatos Töpferwerkstatt. Wir
küssen uns heftig und sinken unter die Werkbank, während Renato aufgeregt an
meiner Bluse nestelt und sie mir schließlich über den Kopf streift. Atemlos
rutschen wir wild knutschend an Lehm- und Gipskrümeln vorbei über den
Fliesenboden des Ateliers meines veganen Künstlers. Ich fühle Renatos Rippen in
meinen Händen und seine Hände auf meinem Busen. Sein Körper liegt halb auf
meinem, während ich mich langsam auf seinem Rücken tiefer taste.
    Plötzlich stoße ich mit dem Schädel gegen etwas, das auf dem Boden
steht. Ich drehe den Kopf und sehe mich Auge in Auge mit einer hölzernen
Dickmadam, die mit beiden Händen ihre beiden gigantischen Brüste zu fassen
versucht und sie dem Betrachter zusammen mit einem lasziv geformten Kussmund
entgegenreckt. Oder anders ausgedrückt: Körbchengröße A, am Boden liegend,
trifft im Kampf auf Körbchengröße Doppel F. Für meine eben noch wachsende
Erregung ist das wie ein Schlag mit dem Hammer auf den Kopf. Was mache ich hier
eigentlich?
    Ich lasse Renato los.
    »Ich kann nicht.«
    »Oh, das fühlt sich aber anders an.« Mein italienischer Liebhaber
arbeitet sich atemlos unter meinem Rock meinen Oberschenkel hoch.
    »Nein, ich kann wirklich nicht.« Ich richte mich auf, schiebe seine
Hand weg und greife nach meiner Bluse, die auf einem Haufen zusammengefegter
Holz- und Metallspäne gelandet ist. Ich blicke Renato entschuldigend an,
während ich mir das verstaubte Oberteil überstreife.
    »Sorry, ich …«
    Himmel, was werden die Sägespäne jucken, aber darauf kann ich jetzt
keine Rücksicht nehmen.
    »Was ist denn los?« Seine Stimmlage liegt irgendwo zwischen
erschrocken und verärgert.
    »Ich weiß es nicht. Es ist … eh, ich bin
einfach nicht dein Typ.«
    »Ähm, doch … Kann ich das nicht eher beurteilen als du?«
    »Diese Figuren hier … Keine Ahnung«, murmele ich, während ich mich
unter der Werkbank hervorschiebe und wie eine alte Frau im Vollbrand am
Treppengeländer hochziehe. »Es tut mir leid, Renato. Es tut mir wirklich leid,
aber ich möchte jetzt nach Hause. Ich melde mich bei dir«, rufe ich ihm halb
über die Schulter zu und haste die kleine Treppe hinab durch den mit
Balitüchern behängten Flur. Ich springe förmlich in meine Schuhe, hechte zur
Tür hinaus und lasse Renato mit seiner Holzfreundin und deren steinernen
Schwestern auf dem Fußboden seines Ateliers zurück.
    » Eccola . Da ist sie ja«, ruft
Giorgio fröhlich, als ich eine knappe halbe Stunde später seine Wohnung betrete
und die Tür hinter mir mit einem lauten Seufzer zuschlage. Er kommt in den
Flur, wie immer barfuß, in Jeans und T -Shirt, und
freut sich sichtlich, mich zu sehen. »Da ist ja meine hübsche Mitbewohnerin tedesca, von der niemand weiß, wo sie so lange war.« Er
lächelt mich verschmitzt an, stutzt und mustert mich dann erschrocken von oben
bis unten. »Ein bisschen mitgenommen siehst du aus, meine Liebe. Geht es dir
gut?«
    Shit, mein greiser jugendlicher Vermieter muss nicht gleich am
ersten Tag nach meinem Einzug einen solchen Eindruck von mir bekommen. Einen
falschen dazu. Ich schaue an mir herunter: Über meine Bluse brauche ich nicht
zu sprechen, aber auch die schwarze Strumpfhose und der Jeansrock sehen aus,
als hätte ein Tischler damit sein Tagwerk poliert. Zum Glück weiß ich nichts
Genaues darüber, wie es um meine Haare bestellt ist. Aber ich vermute das
Schlimmste.
    »Jaja, alles bestens, danke«, beeile ich mich zu sagen und steuere
an ihm vorbei in Richtung Badezimmer. Shit!
    »Wenn du dich ranhältst, kannst du mit mir zu Abend essen. Du siehst
nicht so aus, als hättest du schon was zwischen die Zähne bekommen«, ruft
Giorgio mir leicht spöttisch hinterher.
    Ich verzichte darauf, mich noch mal umzudrehen, und schließe mich im
Badezimmer ein. Dort zerre ich mir die verstaubten Klamotten vom Leib und
steige unter die Dusche, wohlweislich ohne vorher in einen Spiegel zu gucken.
Giorgios Reaktion sollte mir als Info reichen.
    Frisch geduscht und gekleidet finde ich mich knapp zehn Minuten
später in der Küche ein. Giorgio steht am Herd und rührt emsig in einem
riesigen Topf.
    »Hm, das riecht hervorragend. Was gibt’s denn?«
    »Risotto alla

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