Cappuccino fatale
Getränkelieferanten.
»Ich habe gerade eine Mail an euch geschickt«, sagt Maria
schließlich. »Heute um drei ist die Telefonkonferenz mit Sergio Conti zum
Feedback-Gespräch.«
»Ah gut, danke.« Vorsichtig befreie ich meinen inzwischen vollen
Kaffeebecher aus dem Automaten. Natürlich schwappt mir ein großzügiger Schluck
über die Hand. Ich stelle den Becher zurück und greife nach einer Serviette.
»Maria«, setze ich an und wische hektisch an meiner Hand herum, »ich
hätte da noch eine Frage zu der Projektkalkulation, die du mir gegeben hast.«
Maria bleibt abwartend stehen.
»Zu dem Posten externe Bildbearbeitung: Rossella hat doch schon
damit angefangen. Warum machen wir so etwas nicht inhouse ?«
Maria schaut mich stirnrunzelnd an und zuckt mit den Schultern.
»Weil wir das extern machen«, antwortet sie schlicht
und gießt das inzwischen kochende Teewasser in ein kleines weißes
Porzellankännchen.
»Ich finde ja bloß«, versuche ich es erneut, »dass
dreiundzwanzigtausend viel Geld dafür sind, oder nicht?«
Maria atmet tief durch, hält kurz inne und lächelt mir dann
mitleidig zu. »Nina«, sagt sie und zieht ihre perfekt gezupften Augenbrauen
hoch, »wir arbeiten hier professionell an einer großen Kampagne mit einem sehr
hohen Anspruch. Ich weiß nicht, wie ihr das bisher in Hamburg gemacht habt,
aber … Klein-Klein und selbstgemacht, das gibt’s bei uns nicht.« Sie stellt ihr
Kännchen auf ein kleines Tablett und schickt sich an zu gehen. »Also dann, um
drei im Konferenzraum«, fügt sie noch hinzu.
Klein-Klein und niedergemacht bleibe ich mit meinem faden
Milchkaffee zurück.
Um Punkt drei sitze ich wie bestellt im Konferenzraum.
Lidia und Stefano sind ebenfalls mit von der Partie.
»Alles klar?«, fragt Maria in die Runde, als sie hereingerauscht
kommt.
Wir drei nicken artig.
»Gut, dann rufe ich jetzt Signor Conti an. Nina, gibst du mir bitte
mal die Nummer?«, fordert sie mich ganz selbstverständlich auf, ohne mich dabei
anzublicken.
Ich wühle hektisch in meinen Unterlagen und spüre bereits Marias
rügenden Blick ob meiner Unordnung auf mir lasten, als ich endlich Contis
Visitenkarte aus einem Stapel Papier hervorziehe.
» Allora «, beginne ich, »null, acht …«
Leicht genervt diktiere ich ihr die neapolitanische Nummer, die sie mit ihren
sorgfältig manikürten Fingern sogar selbst eintippt.
Am anderen Ende der Leitung nimmt eine Dame ab und verbindet uns mit
dem Büro der Contis.
» Pronto ?«, antwortet die dynamische Stimme
des jungen Conti. » Buon giorno, signora «, begrüßt er
Maria.
Entgegen meiner Annahme hat Maria so viel Stil, Sergio mitzuteilen,
von welchen unwerten Gestalten sie während dieses Gesprächs umgeben ist, und
stellt Stefano, Lidia und mich kurz vor. In genau dieser Reihenfolge.
» Piacere . Angenehm. Ich dagegen sitze hier
zusammen mit meinem Vater. Unser Vertriebsleiter Paolo Rossi« – ich halte
aufgeregt den Atem an – »kann bei dem Gespräch leider nicht dabei sein, da er
Termine hat.«
Ich sinke in mich zusammen. Als ich wieder aufblicke, merke ich,
dass mich sowohl Lidia als auch Maria beobachten.
»… haben Ihre Strategie diskutiert«, dringt Contis Stimme aus dem
Lautsprecher zu mir durch und ich reiße mich zusammen, um mich zu
konzentrieren.
Das Gespräch nimmt einen guten Verlauf. Die Contis sind
grundsätzlich mit unserer geplanten Vorgehensweise einverstanden und haben nur
an einigen Stellen andere Vorstellungen, die wir im Laufe des Gespräches
teilweise sogar beeinflussen oder gut in unser Vorhaben einbinden können. Wir
besprechen die nächsten Schritte, die sich auf die Gestaltung und Umsetzung der
Werbekampagne konzentrieren, und legen einen Terminplan für den kommenden Monat
fest.
»Bitte stimmen Sie den Plan in den nächsten Tagen mit Herrn Rossi
und mit meinem Vater ab, da ich auf Reisen sein werde«, bittet Conti junior zum
Abschied.
Wieder wird mir heiß und kalt.
Nachdem Maria aufgelegt hat, wirkt Stefano zufrieden. »Das lief ja
wie geschmiert«, meint er anerkennend, »mal sehen, ob die auch noch unserer
Meinung sind, wenn sie die ersten neuen Entwürfe mit den Vorschlägen für die
Anzeigen sehen.«
»Das wird Nina mit Herrn Rossi schon abzustimmen wissen«, sagt
Maria, während sie ihre Notizen überfliegt. Dann hebt sie den Kopf und schaut
aufmerksam in die Runde.
Ich muss schlucken. Wie hat sie das jetzt gemeint? Neutral oder
provokant?
Auch Stefano wirkt irritiert, sagt aber nichts und Lidia
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