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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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zum Abendessen von dämlich
plappernden Showmastern und aus unklaren Motiven ständig tanzenden Begleitdamen
sowie deren noch sinnloseren Dialogen berieseln.
    Plötzlich klingelt es an der Haustür.
    Seufzend schiebe ich meinen Teller zurück und hieve mich müde aus
dem Küchenstuhl. Welche von Giorgios Verflossenen möchte hier und heute wohl
noch mal ihr Glück versuchen?
    » Sì? «, brülle ich uncharmant durch die
Gegensprechanlage.
    »Nina?«, antwortet eine mir bekannte Männerstimme. »Hier ist Renato.
Kann ich reinkommen?«
    Schock! Was will der jetzt hier? Ich kämpfe gegen die Versuchung an,
in mein Zimmer zu laufen und mich unter dem Bett zu verstecken.
    »Ja«, erwidere ich völlig überrumpelt. » Certo, klar, erster Stock«, stottere ich weiter und drücke den Summer. Ich presse die
Stirn gegen die noch geschlossene Wohnungstür und atme tief durch.
    Der fehlte mir gerade noch. Hätte ich nicht einfach behaupten
können, ich habe keine Zeit?, ärgere ich mich über mich selbst.
    Als ich Schritte auf den Treppen höre, mache ich die Tür auf.
    »Hi.« Renato beugt das Gesicht vor, um mich mit den üblichen
Wangenküsschen zu begrüßen.
    Ich kann vor Anspannung kaum den Kopf drehen. Schweigend stehen wir
im Flur und schauen uns an. Vom Fernseher aus der Küche dröhnt nervtötende
Showmusik und der Applaus des frenetisch jubelnden Publikums, was unsere
verklemmte Szene hier im Flur nur noch lächerlicher macht.
    »Möchtest du reinkommen?«, frage ich ähnlich dämlich wie der kleine
Showmaster von eben und deute zur Küche.
    »Danke.«
    Renato betritt den Raum und schaut sich um, als wäre er im Zoo. Er
mustert die karge Einrichtung, den Resopaltisch, die spießige Wanduhr und
Giorgios großen Vorrat an Hochprozentigem auf dem Sideboard.
    »So wohnst du also«, stellt er nüchtern fest. »So wohnt also der
Physiotherapeut meiner Hausmeisterin«, fügt er trocken hinzu.
    »Möchtest du etwas essen? Es sind noch Gnocchi da.«
    Renato mustert mein Essen ängstlich und schüttelt vorsichtshalber
den Kopf. »Nein, danke.«
    »Ein Glas Wein?« Ach, bin ich blöd, ich hatte ganz vergessen …
    Er hebt die Augenbrauen. »Ebenfalls nein danke. Lieber ein Glas
Wasser, wenn du hast.«
    So etwas habe ich.
    Wir setzen uns an den Küchentisch. Ich esse schweigend weiter,
während Renato an dem Wasser mit der von ihm verteufelten Kohlensäure nippt,
was ihm sichtlich missfällt.
    Nachdem ich beharrlich schweige, ergreift er schließlich das Wort.
    »Ich bin hergekommen«, beginnt er, »um dich zu fragen, was das da
mit uns war.« Er schaut mich erwartungsvoll an.
    Gute Frage.
    Ich schlucke und spüle mit einem Schluck Wein nach, um mir Mut zu
machen. »Ehrlich gesagt«, ich zögere und hole tief Luft, »nicht viel. Das
zwischen uns war nicht viel.«
    »Das sehe ich aber ein bisschen anders, Nina.« Sein Ton klingt
staatstragend. »Das war schon eine Geschichte zwischen uns, die sich da langsam
angebahnt hat und die du aus heiterem Himmel abgebrochen hast.«
    »Das stimmt, und es tut mir leid, wenn ich dich auf einen falschen
Pfad gebracht habe.« Ich atme nervös tief ein und aus. »Vielleicht wusste ich
es am Anfang auch selbst nicht so genau. Hier in Mailand war alles so neu für
mich …«
    »Und da konnte so ein kleines Abenteuer zum Eingewöhnen nicht
schaden, oder wie? Hat dir ja auch in gewisser Weise genützt.« Er macht eine
Geste in Richtung des kläglichen Küchenraumes, als hätte er mir dieses Dach
über dem Kopf persönlich verschafft.
    Ich winke ab. »Nein, Renato, so berechnend war das nicht.«
    »Nicht?« Er klingt nun aufgeregt. »Das sieht aber für jeden so aus,
der eins und eins zusammenzählen kann. Ein kleines Date hier, eine Einladung da
und sich dann wortlos verdrücken, das ist wohl deine Art, sich in einer neuen
Stadt Freunde zu machen.«
    Ich schüttele den Kopf. »He, was wolltest du denn von mir ? War es denn nicht offensichtlich, dass unsere beiden
Leben rein gar nicht zusammenpassen? Es tut mir wirklich leid, wenn du jetzt
böse auf mich bist, aber mir haben einfach die Worte gefehlt. Ich bin … ich
habe mich einfach nicht in dich … verliebt. Es hat halt nicht gepasst .« Endlich ist es raus.
    Renato lehnt sich zurück und bläst Luft durch die Backen. Er sieht
traurig aus, wie er so dasitzt und das Möchtegern-Holzmuster der
Kunststofftischplatte fixiert.
    »Tja, dann ist ja alles gesagt.« Er klopft mir der flachen Hand auf
den Tisch und schickt sich an zu gehen.
    Ich habe das

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