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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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riesiger Palast, durch dessen Fenster ich
prunkvollste Decken- und Wandmalereien erkennen kann.
    »Das ist die französische Botschaft«, informiert mich Paolo fahrig
und zieht mich in die andere Richtung. »Für uns beide aber noch viel
interessanter«, er grinst mich verschmitzt mit erhobenem Zeigefinger an und
deutet auf einen Eckladen mit einem blinkenden roten Leuchtkreuz über der Tür,
»ist das Geschäft dort gegenüber.«
    Wie zwei Verschworene entern wir kichernd die kleine Apotheke, in
der die Apothekerin soeben im Begriff ist, die Tagesabrechnung zu machen.
    » Che desidera? Sie wünschen?«, zischt sie
uns erstens knapp und zweitens grußlos zu.
    Paolo nennt ihr freundlich die gewünschte Ware, was bei der
Apothekerin eine sichtlich empörte Miene und einen vielsagenden Blick auf die
Armbanduhr hervorruft. Mit hochgezogenen Augenbrauen und spitzen Fingern zieht
sie ein Päckchen aus dem Regal hinter ihr hervor und legt es mit provozierendem
Blick vor uns auf den Tresen.
    »Wär’s das dann, die Herrschaften?«, fragt sie herausfordernd.
    »Ach bitte, noch etwas, Signora«, ich luge hinter Paolos Schulter
hervor und hebe schüchtern die Hand, »führen Sie auch Nagellackentferner?«
    Mit der kleinen Apothekentüte verziehen wir uns feixend in
eine schmucklose, aber dafür sehr gut besuchte Trattoria in einer Ecke der
Piazza. Wir bekommen einen der letzten freien Tische, an den wir uns als
Frischverliebte händchenhaltend über Eck setzen, Prosecco schlürfen und hin und
wieder den Eindruck erwecken, uns gegenseitig verschlingen zu müssen.
    »Darf es denn zur Abwechslung etwas zu essen sein?«, unterbricht uns
die leicht ironische Stimme des Kellners, der uns eine handbeschriebene Tafel
mit dem Menü des Tages vor die Nase hält.
    Wir bestellen eine Flasche Amarone und Antipasti sowie als Hauptgang
Pasta mit Steinpilzen und bistecca .
    »Du hättest mich gestern um diese Zeit sehen sollen, als ich
irgendwo in Bahnhofsnähe alleine in einem chinesischen Restaurant abgehangen
habe«, erzähle ich und schmiege mich an Paolos Schulter. So glücklich wie
gerade war ich schon lange nicht mehr. »Ich dachte ernsthaft, du würdest nicht
mehr kommen.«
    »Hm, das habe ich allen Ernstes befürchtet, als ich mitten in der
Nacht auf der Autobahn stand und gar nichts mehr ging. Aber: Hier bin ich.«
    Wieder küssen wir uns.
    » Signori ? Ich störe nur ungern, aber …«
    Vor uns steht der Kellner mit einer großen Platte Antipasti, die er
nun behutsam vor uns aufgeschrecktem Paar abstellt. »Ich denke, Sie sollten
sich kulinarisch etwas stärken«, sagt er im Ton eines fürsorglichen Vaters.
»Wer weiß, was Sie heute noch vorhaben«, legt er spöttisch nach und
verschwindet dann über seinen eigenen Witz amüsiert in Richtung Küche.
    Ich werde rot.
    »Also mit der Apothekerin von vorhin ist der zumindest nicht
verwandt«, bemerkt Paolo trocken und schiebt mir eine Gabel gebratene Pilze in
den Mund. »Der Kerl gönnt uns unseren Spaß.«
    Später im Hotel steigen wir Hand in Hand die knarrenden
Stufen in den ersten Stock hoch. Paolo fingert unschlüssig an seinem
Zimmerschlüssel herum.
    »Soll ich dir mal mein Zimmer zeigen?«, fragt er so unschuldig, als
hätte er sich nach der Wettervorhersage erkundigt.
    »Ist das denn auch so schön wie meins?«
    »Nee, schöner, vor allem wenn ich dich erst dort drin habe.«
    In Paolos Zimmer halten wir uns nicht weiter mit Höflichkeiten auf.
Schon auf den wenigen Metern zum Bett verlieren wir bis auf die kleine
Einkaufstüte und deren wichtigen Inhalt alles, was wir am Leib tragen. Wir
machen genau da weiter, wo wir vor wenigen Stunden stehen geblieben waren,
hören dieses Mal aber bei Weitem nicht so schnell auf.
    Sehr spät am nächsten Morgen werde ich wach. Hoffentlich
war nicht schon Check-out-Time, schießt es mir durch den Kopf. Nicht, dass
gleich ein erschrockenes Zimmermädchen im Raum steht, um unsere Kleider vom
Boden aufzuklauben.
    Ich schaue auf die Uhr: erst zehn. Paolo liegt neben mir auf dem
Bauch, das Gesicht mir zugewandt, und schläft. Eine Weile betrachte ich ihn
verzaubert und wage dabei kaum zu atmen, um ihn nicht zu wecken. Hat es mir
jemals ein Mann so angetan wie dieser? Ich kann mich nicht erinnern. Gerührt
streiche ich ihm eine Locke aus der Stirn und ziehe ihm das Laken höher über
den Rücken.
    Dann werde ich aktiv. Ich springe aus dem Bett, dusche ausgiebig und
gurgele mit seiner Zahnpasta, bevor ich mich wieder zu ihm ins Bett kuschele.
Ich

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