Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
Vom Netzwerk:
Fingernägeln herum.
    »Aber wir sind immer nur tanzen gegangen«, kombiniert die arme Frau
weiter.
    »Korrekt.«
    »Und das soll nun wegfallen?«
    »Ja.« Er kaut auf seiner Unterlippe.
    Mein Drink ist leer. Der Lärm meines lufteinsaugenden Strohhalmes
ist das einzige Geräusch im Raum. Luca springt mit einer Flasche in der Hand
herbei und schüttet mir Prosecco nach, als ginge es darum, mir das Leben zu
retten.
    »Verstehe«, versteht Loretta. »Du hast mich also nur benutzt «, keift sie nun, dass la mamma hinter der Kasse erschrocken zusammenfährt. »Als du nichts Besseres zu tun
hattest, hast du mich ständig angerufen, und nun schießt du mich einfach wieder
ab? Ich sag dir mal, was du bist.« Sie stützt den Unterarm auf den Tresen und
hält Giorgio ihren erhobenen Zeigefinger direkt unter die Nase. »Du bist ein
lüsterner alter Sack!«, verkündet sie dann. »Aber glaube bloß nicht, dass du
gut dabei bist!«, schreit sie weiter.
    Mein Vermieter lüstern? Huh, jetzt wird’s interessant …
    »Und noch was«, brüllt Loretta nun, »vielen Dank für den Drink, den
kann ich gut gebrauchen.« Mit diesen Worten packt sie das Glas und kippt ihren
kompletten sprizz samt Eiswürfel, Zuckerrand und
Fruchtverzierung auf Giorgios Hosenlatz.
    »Oh, genau auf die Zwölf«, rutscht es mir heraus, während Loretta
das leere Glas auf den Fliesen zerschellen lässt und mit hocherhobenem Kopf aus
der Bar stapft. »Danke für den schönen Abend«, quittiere ich die Ereignisse
spottend, während Giorgio fluchend mit Lucas Geschirrhandtuch an seiner Hose
herumwischt.
    Luca hat sich hinter seinem Tresen auf beide Hände gestützt und
steht nun drohend wie ein Priester auf seiner Kanzel da.
    Ein paar Sekunden angespannter Stille vergehen.
    »Am liebsten würde ich dich«, beginnt Luca dann langsam, »den Boden
selbst feudeln lassen. Aber wisst ihr was?«, fährt er in ruhigerem Ton fort.
»Ihr beide habt mir heute so derart gründlich den Tag versaut, dass ich euch
dankbar wäre, wenn ihr jetzt einfach nach Hause gehen würdet.«
    Giorgio nickt beschämt und zieht einen Geldschein aus der Tasche,
den er schüchtern auf den Kassentisch vor mamma ablegt. Grußlos und mit hängenden Ohren verlassen wir im Gänsemarsch wie zwei
arme Sünder unsere Lieblingsbar.
    Ein paar Minuten trotten wir schweigend auf dem kurzen Fußweg nach
Hause nebeneinander her.
    »Hätte es nicht auch ein Anruf getan, um mit ihr Schluss zu
machen?«, frage ich.
    Giorgio weicht meinem Blick aus und hält mir die Haustür unseres
Palazzos auf. »Ich dachte, am Telefon Schluss zu machen, sei zu stillos«, gibt
er zurück. »Das habe ich noch nie gemacht.«
    »Das mag daran liegen«, versuche ich es vorsichtig, »dass man früher
nicht einmal ein Telefon hatte. Vielleicht ist es an der Zeit, dass du dich für
solche Zwecke mit diesem modernen Medium vertraut machst«, fahre ich fort, den
Diskurs über Stil und Nicht-Stil wohlweislich ignorierend.
    Giorgio schaut mich missbilligend an und geht dann langsam zur
Treppe. Auf der ersten Stufe dreht er sich noch mal zu mir um.
    »Ich denke, du hast recht«, gibt er zu. »Nächstes Mal versuche ich
es.«

19.
    Montagmorgen im Büro fühle ich mich, als wäre ich eine
halbe Ewigkeit unterwegs gewesen. Meine Arbeitslaune liegt auf einer Skala von
eins bis zehn bei unter null. Stattdessen surfe ich stundenlang durch das Web,
lese Horoskope und Reiseberichte über Italien und träume von meinem nächsten
Date mit Paolo. Wann wird das eigentlich sein? Und warum hat er mich noch nicht
angerufen? Er fehlt mir.
    In meinem Büro indessen ist die Stimmung schlecht: Simona ist in
übelster Montag-Morgen-Laune. Stefano ist erst gar nicht zur Arbeit erschienen,
sondern hat es ernsthaft gewagt, sich mit einem »Strategietag in Heimarbeit«
abzumelden.
    »Der ist so dermaßen faul«, zetert Simona aufgebracht, »und das
Schlimmste ist: Der kommt damit auch noch durch. Ich dagegen sitze nun da und
darf seine ganze Arbeit machen. Hier, guck dir das mal an«, sie deutet wütend
fuchtelnd auf einen Stapel Papier, »diese Präsentation hier hat er am Freitag
per Hand korrigiert. Per Hand!« Aufgebracht feuert sie die Seiten auf Stefanos
Tisch, wo diese in etwa so zerschossen ankommen, als wäre ein Orkan durchs
Zimmer gefahren.
    Was für ein Start in den Tag, denke ich fasziniert und schaue auf
ein Meer von Blättern, die sich in etwa über ein Viertel des gesamten Raumes
verteilen.
    »Anstatt seine Änderungen gleich in die Datei

Weitere Kostenlose Bücher