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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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oder?«,
flüstert er. Er zieht mich zu sich heran und wischt meinen Turban zu Boden.
    Ich lege die Arme um ihn und schmiege mich an ihn. Er riecht frisch
geduscht, nach einem Gemisch aus Seife und Parfum, was mich schwindelig werden
lässt. Zärtlich streicht er mir durch die nassen Haare, küsst mein Gesicht,
meinen Hals und meine Schultern, während mir langsam heiß und kalt wird. Meine
Knie fangen an zu zittern. Ich vergrabe das Gesicht an seinem Hals, fahre ihm,
noch kurz an meinen halb trockenen Nagellack denkend, unter die Jacke und ziehe
ihm langsam das Hemd aus der Hose. Paolo schaut mir in die Augen, nimmt mein
Gesicht in beide Hände und küsst mich erneut. Ich streiche mit beiden Händen
über die glatte Haut seines muskelgestählten Rückens, während meine letzte
Bastion, das Duschhandtuch, zu Boden geht und ich nackt vor ihm stehe. Paolo
tritt einen Schritt zurück, schaut mich an und legt mich sachte aufs Bett. Dann
küsst er mich leidenschaftlich. Atemlos zerre ich an seinem Hemd und knöpfe ihm
die Jeans auf, die zusammen mit meinen Sachen, meinem Maniküreset und meiner
Handtasche auf den Teppich fallen. Eng umschlungen wälzen wir uns auf dem
kleinen Hotelbett, während ich unter seinen Küssen langsam den Verstand
verliere.
    Die Sache ist klar. Wir wollen es beide.
    »Hast du«, flüstert er mir ins Ohr, »ein Kondom dabei?«
    Mich trifft der Schlag. Mein Verstand schaltet sich wieder ein:
Kondome kaufen ist Männersache. Wir Frauen müssen uns nicht mit knallrotem
Gesicht in der Drogerie herumdrücken. Dafür sind wir nicht zuständig. Das sind die
Spielregeln.
    Ich schaue ihn fassungslos an. »Ich dachte, darum hast du dich
gekümmert, Paolo.«
    »Ich konnte doch nicht ahnen, dass wir hier …«
    »Nicht?« Was dachte er denn?
    »Nein, schließlich haben wir sogar getrennte Zimmer. Wir kennen uns
kaum, ich habe nicht geahnt, dass du …«
    »Dass ich was?« Ich bin immer noch so sehr außer Atem, dass ich kaum
sprechen kann.
    »Dass du so bist.«
    »Wie denn?«
    »Na ja, so halt.« Er zuckt entschuldigend mit den Schultern und
guckt mich vielsagend an.
    Aha, so bin ich halt. Interessant. Ich atme tief aus und wische mir
mit den Händen durch das ehemals geschminkte Gesicht. Das Feuer in mir ist ein
bisschen gedimmt. Bei Paolo auch. An meiner Hüfte kann ich das jedenfalls
deutlich fühlen, außerdem atmen wir wieder entspannter. Er rollt sich neben
mich und streicht mir mit der Hand über den Bauch.
    »Schade«, stellt er fest. »Es tut mir wirklich leid.«
    »Ist schon gut. Macht nichts.« Ich fahre mit dem Zeigefinger, auf
dem sich der Nagellack zu einem Knubbel zusammengeschoben hat, die Linie seiner
Schultern nach. »Ehrlich gesagt, es ehrt dich geradezu, dass du nicht so … so
vorbereitet bist.«
    Paolo schaut auf die Uhr. »Wir können ja noch welche kaufen gehen.
Kondome, meine ich«, schlägt er vor. »Und nebenbei: Ich habe übrigens irren Hunger.«

17.
    Hand in Hand spazieren wir durch Trastevere und schlendern
in der untergehenden Sonne über eine der Fußgängerbrücken am Tiber auf die
andere Seite Roms. Über uns fliegen riesige Vogelschwärme, wie ich sie bisher
noch nie gesehen habe. Sie wirken wie schwarze Gewitterwolken, die in
unglaublicher Schnelligkeit die Form verändern und dabei stets in einem verschlungenen
Pulk zusammenbleiben. Wie Öltropfen auf Teflon, die sich teilen und dann wieder
wie selbstverständlich ineinandergleiten. Es müssen Hunderttausende kleiner
Vögel sein, die da hoch oben über unseren Köpfen hin und her schießen.
    »Die Viecher dort«, spricht uns ein Straßenkünstler mit Rastalocken
an, der neben uns einen Tisch mit selbst gebasteltem Schmuck aufgestellt hat,
»kommen an kühlen Abenden aus dem Umland in die Stadt, um in den Bäumen am
Tiber zu übernachten. Da draußen ist es ihnen zu kalt.«
    »Super schön.« Ich kann die Augen kaum von diesen fließend
fliegenden Formationen lassen.
    »Ja, aber nur, solange du dein Auto nicht unter den Bäumen parkst«,
knurrt der Straßenkünstler. »Die Kacke kriegst du nie wieder aus dem Lack
raus.«
    Auf der anderen Seite des Flusses lotst Paolo uns durch ein paar
kleine Gassen der Altstadt und plötzlich stehen wir auf einer großen,
rechteckigen, prunkvollen Piazza. Die Mitte des Platzes nehmen zwei hell
erleuchtete, badewannenartige Springbrunnen ein. Am Kopfende steht eine kleine
Kirche, die sich nahtlos in die Wohnhäuser daneben einzureihen scheint und
links von uns dominiert den Platz ein

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