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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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mir herüber und begutachtet
meinen Schädel. »Das sieht ja schlimm aus. Hast du dich gestoßen?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, schüttelt sie ungläubig den Kopf und
schiebt mir einen Becher mit Eiswürfeln über den Tresen, während sie mit der
anderen Hand zwei Tassen unter die Kaffeemaschine stellt und auf den Startknopf
drückt. Dann erblickt sie Lidia, die gerade eine ihrer Servietten auswechselt.
    » Mio dio , habt ihr euch gestritten? Was
hast du denn gemacht?«
    »Hast du vielleicht ein Pflaster für mich?«, entgegnet Lidia.
    Francesca seufzt laut und kramt aus einer Schublade ein Set mit
betagtem Verbandszeug hervor. Die umstehenden Gäste am Tresen beobachten uns
amüsiert.
    Francesca reicht Lidia ein Pflaster, kommt um den Tresen herum und
macht sich mit einem feuchten Lappen an ihrem Rock zu schaffen. In der Tat, die
Flecken verblassen ein wenig. Ich stehe daneben, halte mir das Eis an den Kopf
und gebe den beiden wertvolle Tipps, als mir plötzlich jemand auf den Rücken
tippt. Ich fahre herum.
    »Paolo«, jubele ich lauter als gewollt und mache ein paar Schritte
auf ihn zu.
    Fast unmerklich zuckt er zurück und reißt warnend die Augen auf.
Erst jetzt fällt mein Blick auf Sergio Conti, der direkt neben ihm steht, und
ich komme wieder zu Sinnen. Vor mir befindet sich schließlich mein Kunde. Von
unserer Liaison sollte möglichst nicht gleich die ganze Agentur erfahren …
    » Buon giorno, Paolo«, rappele ich mich auf
zu sagen, » buon giorno ,
Signor Conti. Willkommen in Mailand.«
    Conti junior reicht mir die Hand. »Guten Morgen, Signorina. Danke,
wir sind, wie Sie sehen, etwas zu früh dran, daher wollten wir noch kurz einen
Kaffee trinken. Was ist Ihnen beiden denn passiert? Sind Sie dieses Mal in
Mailand überfallen worden?«
    Er blickt neugierig von mir zu Lidia, die sich gerade höflich
dankend und mit hochrotem Kopf der energischen Wischversuche von Francesca zu
erwehren versucht und einen Schritt auf uns zumacht.
    »Das ist meine Kollegin Lidia Massini, die Account Managerin für
Napolone«, stelle ich Lidia vor. »Ja, wir hatten … ähm … in der Agentur eben
einen kleinen Zusammenstoß.«
    »Miteinander?«, fragt Conti ungläubig.
    »Nein«, fährt Lidia hastig dazwischen, »mit der Konferenztechnik.«
    »Ah, ho capito . Ich habe verstanden.«
Paolo nickt, auch wenn er sichtlich gar nichts verstanden hat, und begutachtet
mit zärtlichem Blick meine Beule am Kopf.
    Ich merke, dass ich rot werde. Nur zu gerne würde ich ihn jetzt
berühren oder ihm am besten gleich um den Hals fallen.
    »Ja, und dort sollten wir jetzt auch dringend weitermachen, nicht
wahr, Nina?«, holt mich Lidia aus meiner Trance und zieht mich am Ärmel.
    »Äh, ja, richtig.« Ich greife nach meiner bisher unangerührten tazzina, die Francesca irgendwann vor uns abgestellt haben
muss, und stürze den Espresso ungesüßt und in einem Ruck hinunter.
    Lidia tut es mir nach, während ich bereits in meiner Hosentasche
nach Kleingeld suche.
    »Die Rechnung geht auf mich«, informiert mich Paolo.
    Ihm in die Augen zu blicken, lässt mich ungefähr so taumeln wie der
Kopfschlag unter dem Konferenztisch.
    » Grazie , a dopo .
Bis gleich«, verabschieden wir uns und stürzen aus der Bar.
    Eine halbe Stunde später haben Lidia und ich Kabel,
Stecker und Co. dort angebracht, wo sie hingehören, und betrachten zufrieden
unser Werk. An jedem Platz liegen Block, Bleistift (in Agenturfarben) und ein
fein säuberlich zusammengehefteter Ausdruck unserer Präsentation. Der Beamer
läuft und wirft unser erstes Präsentations-Chart mit der Aufschrift »Benvenuti« (ebenfalls in Agenturfarben) an die dafür
vorgesehene Leinwand.
    Ich blättere schnell durch die Folien, um zu überprüfen, ob alles
passt. Auf den hinteren Seiten stoße ich zu meinem Erstaunen auf Motive, die
ich noch nie gesehen habe.
    »Wo kommen diese Bilder her?«, frage ich Lidia, die gerade mit einer
Thermoskanne Kaffee in der Hand zur Tür hereinkommt.
    Sie blickt auf die Wand und verzieht verärgert das Gesicht. »Ach ja,
die hat Maria gestern Abend noch reingereicht, sie wurden von einer externen
Agentur zusammengebaut. Zum krähenden Hahn oder
irgend so was«, gibt sie zurück. »Ich bin immer noch stinksauer darüber. Ich
musste alle Handouts neu ausdrucken und ringeln und war deshalb bis kurz vor
elf im Büro. Eine echte Frechheit«, schiebt sie wütend nach und setzt die Kanne
energisch auf dem Tisch ab.
    Bevor ich antworten kann, betritt Luigi Monetti das

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