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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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Zimmer. Mit
standesgemäß langsamem Gang gockelt er um den Tisch herum und schaut sich dabei
prüfend um.
    Wie schön, auch der noch. Ein Chefbesuch am Morgen vertreibt Kummer
und Sorgen.
    »Guten Morgen. Sind sie schon da?«, fragt
er knapp und setzt selbstverständlich voraus, dass wir wissen, wen er wohl
meint.
    »In der Agentur noch nicht, aber wir haben sie eben schon in der Bar
getroffen«, informiert ihn Lidia.
    »In der Bar wart ihr?« Luigi hebt eine Augenbraue. »Ach, wie nett.
Na, dann wollen wir doch mal hoffen, dass hier alles gut vorbereitet ist«, fügt
er wichtig hinzu und dreht sich zur Tür.
    Plötzlich hält er inne, betrachtet mit konzentrierter Miene den
Tisch und richtet mit spitzen Fingern einen neben einem Block platzierten
Bleistift exakt parallel zur Tischkante aus. Dann stolziert er gebieterisch aus
dem Raum.
    »Ich hätte das Cuttermesser an den Bleistift binden sollen«, stöhne
ich.
    »Ärgere dich nicht«, beschwichtigt mich Lidia, »ist doch schön, wenn
er sich auch um die Details kümmert.«
    »Um die Details kümmert? Der Kerl kümmert sich um gar nichts, dafür
weiß er genau, wie er uns portionsweise unsere Unzulänglichkeiten aufzeigen
kann. Soll er doch Trixi den Tisch decken lassen.«
    Auf dem Sideboard neben uns klingelt das Telefon.
    Es ist Lisa vom Empfang. »Eure Gäste sind da. Luigi holt sie gleich
persönlich im Foyer ab.«
    Ich danke ihr und lege auf. Lidia und ich schauen uns erwartungsvoll
an.
    »Jetzt kommt er also«, meint sie trocken, »da bin ich ja mal
gespannt.«
    »Hm, jetzt kommt er«, sage ich.

24.
    Unser Strategiemeeting nimmt einen entspannten Verlauf.
Luigi ist in Bestform und stellt unsere Präsentation vor, als hätte er sie
selbst geschrieben. Auch Stefano lässt erahnen, welche seiner Fähigkeiten es
wohl waren, die ihn damals zur Führungskraft gemacht haben, bevor er sich für
immer erschöpft zurückgelehnt und seine rahmengenähten Schuhe auf dem
Schreibtisch abgelegt hat.
    Unsere Kunden zeigen sich offensichtlich angetan von unserer Arbeit.
Nach den Strategien, die wir in Neapel vorgestellt haben, lassen wir nun
ausgefeilte, auf verschiedene Werbewege zugeschnittene Ideen folgen. Und die
kommen sichtlich gut an.
    »Hier, meine Herren, zeigen wir Ihnen den Dummy eines Stoppers, der
in den Supermärkten an die Regalbretter gehängt wird. Auch hier steht wieder
die Kommunikation süditalienischer Leichtigkeit und Lebensart im Fokus. Der
Kaffeekäufer wird so am Point of Purchase, also dort,
wo er einkaufen geht, an unsere klassische Werbung erinnert, die er parallel im TV zu sehen bekommt.« Luigi lässt es sich nicht
nehmen, jedes Detail unseres Kampagnenvorschlages zu präsentieren, den eine
arme Praktikantin aus der Grafik in der letzten Nacht ausgedruckt,
zurechtgeschnitten und zusammengebastelt hat.
    Als Alternative zu dem dezenten Regalstopper schiebt Luigi gleich
noch den Entwurf eines teppichgroßen Bodenaufklebers hinterher, der mit der
Aufschrift »Stopp, Kaffeepause!« zu dem Regal lenkt, in dem die heilige Ware
steht.
    »Hm«, Paolo wiegt zurückhaltend den Kopf. »Nur muss man die
Supermärkte erst mal dazu bringen, diese Werbemittel auch einzusetzen. Aus
Nächstenliebe passiert so was heutzutage schließlich nicht mehr. Der Kampf um
die Supermarktregale ist der härteste überhaupt …«
    »Womit Sie mich auf den Bereich Vertrieb bringen, lieber Herr Rossi.
Auch dazu haben wir uns erlaubt, einige Ideen zu entwickeln«, fällt Luigi ihm
ins Wort. »Schließlich wären wir keine Agentur für integratives Marketing, wenn
wir unsere Kunden nur mit ein paar Posters und einem gutgemeinten Spot in die
Manege schicken würden.«
    Er wendet sich Lidia zu, die zweite Präsentation auf dem Projektor
anzuklicken, und startet mit dem Slide »Perfektes Marketing im Vertrieb«.
    Sergio Conti beugt sich vor und stützt interessiert die Unterarme
auf die Tischplatte, Paolo guckt offensichtlich überrumpelt vom einen zum
anderen.
    Ich muss zugeben: Luigi macht seine Sache extrem gut. Aus seinem
Mund hört sich die Kampagne geradezu mitreißend und unverzichtbar an. Auch
Paolo und Sergio, die ein ums andere Mal mit kritischen Fragen einfallen,
akzeptieren letztendlich jeden Vorschlag als sinnvoll.
    »Mir gefallen Ihre Vorschläge sehr gut«, lässt Conti uns gar nicht
erst lange zappeln, nachdem Luigi seine Präsentation mit dem Slide »Grazie« (in Agenturfarben) beendet hat. »Es sind viele
Ideen dabei, die es mir wirklich antun, jedoch sollten wir

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