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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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mitzunehmen.
Dann geht es in Mailands Freitagnachmittagsstau wie in Zeitlupe nach Hause.
    Vor meinem Palazzo angekommen, drücke ich dem Taxifahrer
mit einem matten »Stimmt so« drei Scheine in die Hand und werfe die Autotür
hinter mir ins Schloss. Während ich vor der Eingangstür stehe und nach meinem
Hausschlüssel krame, hält ein weiteres Taxi vor dem Gebäude.
    Paolo steigt aus.
    »Nina, bitte warte!«, ruft er.
    Mit zitternden Fingern fummele ich endlich die Schlüssel hervor und
schließe die Tür auf. Bevor ich in der Lobby bin, steht Paolo bereits hinter
mir. Ich versuche schwach, die Haustür vor ihm zuzudrücken, doch er ist bereits
hereingeschlüpft.
    »Nina, bitte.« Er greift mich am Arm.
    »Fass mich nicht an«, stöhne ich und schüttele ihn ab.
    Cheng, der Pförtner, kommt hinter seinem Hausmeisterverschlag hervor
und mustert uns misstrauisch.
    »Nina, ich …«
    »Lass mich«, rufe ich nun lauter als beabsichtigt.
    » Signolina , alles okay bei Ihnen?« Cheng
tritt näher und greift ängstlich nach einem Besen, der an der Wand lehnte.
    » Ti prego, ich bitte dich, lass mich dir
erklären …«
    »Erklären?«, brülle ich nun und laufe auf die Treppe zu, »da gibt es
doch nun wirklich nichts mehr zu erklären!«
    »Doch, glaube mir. Ich …«
    »Sag nichts mehr, bitte«, wehre ich verzweifelt ab und nehme gleich
zwei Stufen auf einmal, »sag nie wieder etwas zu mir. Ich will nie wieder von
dir hören.« Meine Stimme überschlägt sich und ist zu einem hysterischen
Kreischen angeschwollen.
    Paolo springt die Treppenstufen hoch, Cheng mit dem Besen wild
fuchtelnd hinterher.
    »Signole, plego, plego!«, ruft er Paolo
mit seinem asiatischen Akzent nach, doch der läuft einfach weiter.
    Ich habe die Wohnungstür erreicht und hantiere bebend mit dem
Schlüsselbund herum.
    »Nina, lass uns reden.«
    »Nein, geh! Lass dich nie wieder blicken!« Ich brülle, ich schreie.
    »Nina, bitte schick mich so nicht weg, gib mir …«
    »Signole, plego!«
    »Verschwindeee!«
    »Nina!«
    »Signole.«
    »Neeeiiiin! Geeeh!«
    »Bitte …«
    In diesem Moment wird die Wohnungstür von innen geöffnet. Zwei Arme
packen mich und ziehen mich herein. Ich höre Giorgios Stimme. Ein schlichtes:
»Bitte verlassen Sie sofort dieses Haus. Gehen Sie.« Dann die Wohnungstür, die
hinter mir geschlossen wird, und Giorgios Brust, an die ich gezogen werde. Er
riecht nach Kaloderma, so wie mein Opa früher immer gerochen hat.
    Endlich kann ich weinen.

25.
    Am Wochenende werde ich krank. Mein Handy habe ich
abgeschaltet und mich verkrochen. Ich liege im Bett und quäle mich zwischen
unruhigen Schlafphasen und den unerträglichen Stunden, in denen ich einfach nur
daliege und schluchze. Giorgio schleicht hin und wieder auf Zehenspitzen in
mein Zimmer, um mir abwechselnd Kekse, Obst oder Rotwein ans Bett zu stellen,
doch nichts davon rühre ich an.
    Am Sonntag kommt überraschend Lidia vorbei. Giorgio führt sie in die
Küche und weckt mich. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er sie nicht direkt zu mir
ins Zimmer geschickt hat, wo ich verheult und unter einem Berg von zerknüllten
Papiertaschentüchern begraben mein trauriges Dasein friste. Ich ziehe mir
schnell ein paar Klamotten über, mache mich halbwegs lebendig zurecht und koche
Lidia und mir eine Kanne Tee. Ich freue mich, dass sie hergekommen ist.
Immerhin sind wir eigentlich nur Kolleginnen und kennen uns noch nicht so
lange.
    Lidia kauert am Küchentisch und fummelt an ihren Fingernägeln herum.
    »Mir hat das so wahnsinnig leid getan, was da passiert ist, Nina«,
fängt sie an, »Glaub mir, als Signor Conti sagte, Paolo Rossi werde bald
heiraten, dachte ich, ich falle um vor Schreck. Ich wusste überhaupt nicht, wo
ich hingucken soll.«
    »Frag mich mal«, nuschele ich zurück.
    Ich schütte den Tee in zwei Tassen und setze mich zu ihr an den
Tisch. Ich kämpfe gegen den Kloß im Hals an, der mir schon wieder hochkommen
will, und trinke schnell einen Schluck Tee. Das spült die Tränen runter.
    »Ich weiß gar nicht«, stottere ich dann, »was ich denken soll. Mein
Kopf ist wie leergefegt. Ich kann es einfach nicht glauben. Warum hat er das
gemacht?«
    »Was gemacht?«
    »Das … alles, das mit mir. Wenn er doch heiratet? Was sollte das mit
mir?«
    »Ein kleines Abenteuer, bevor es ernst wird? Männer neigen manchmal
zu einer solchen Torschlusspanik.«
    »Aber mit jemandem, mit dem man beruflich zu tun hat? Warum ein solches
Risiko eingehen?«, setze ich an. »Immerhin

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