Captain Future 1 Der Sternenkaiser
dieser Zeit habe ich auf den neun Welten einige wirklich entsetzliche Dinge erlebt. Aber so etwas wie diese Seuche ist mir noch nicht untergekommen.«
Sein wettergegerbtes Gesicht verhärtete sich.
»Diese Stadt sitzt auf einem Pulverfass, und niemand weiß, wann es explodieren wird. Die Atavismuserkrankungen nehmen täglich zu, und die Jovianer verhalten sich ausgesprochen merkwürdig.«
»Sie haben Quale angerufen, dass die Unruhen stärker werden?«, fragte Curt, und Ezra nickte energisch.
»Ja, ich habe Quale die Wahrheit gesagt – die Jovianer planen irgendetwas Großes. Inzwischen sind die Erdtrommeln aus dem Dschungel Tag und Nacht zu hören.«
Sie verließen die belebte Straße und betraten ein kleines Metallgebäude, in dem das Hauptquartier der Planetenpolizei untergebracht war.
»Ezra, was können Sie mir über Lucas Brewers Radiummine sagen?«, fragte Captain Future.
Gurney sah ihn neugierig an.
»Irgendetwas an ihr ist merkwürdig. Brewer gelingt es, die Jovianer als Arbeiter für seine Mine zu gewinnen, was keiner außer ihm hinbekommt. Das ist ein großer Vorteil für ihn, da Arbeitskräfte hier Mangelware sind. Die Radiummine dort oben wird ihn noch steinreich machen.«
»Wie erklärt er die Tatsache, dass die Jovianer ausschließlich für ihn und niemand anderen arbeiten?«, wollte Curt wissen.
»Er sagt, dass er mit ihnen umzugehen versteht«, erwiderte Gurney skeptisch. »Ich weiß, dass er sie mit Waren bezahlt, seine Mine erhält eine Lieferung nach der anderen. Aber die grünen Biester weigern sich, für jemand anderen zu arbeiten, egal welche Bezahlung ihnen geboten wird.«
*
Der große rothaarige Mann dachte über Ezras Worte nach, das gebräunte Gesicht von Sorgenfalten durchzogen. Er stellte eine weitere Frage. »Wissen Sie etwas über das Verschwinden von Kenneth Lester, des jungen Planetenarchäologen, der nach Norden geflogen ist?«
»Rein gar nichts«, gestand Ezra. »Er ist vor ein paar Wochen in den Dschungel gegangen. Er kam noch einmal nach Jungletown, um einen Brief aufzugeben, und kehrte dann wieder in den Norden zurück. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört, und er ist auch nicht gefunden worden.«
»Ich werde mich gleich auf den Weg machen und unauffällig einen Blick auf Brewers Mine werfen«, erklärte Captain Future und erhob sich. »Leihen Sie mir einen Düsengleiter?«
Gurney sah ihn besorgt an.
»Es ist verdammt gefährlich, sich da ohne Einladung herumzutreiben. Die Mine wird streng bewacht. Brewer behauptet, Angst vor Radiumdieben zu haben.«
Curt grinste, und in dem fröhlichen Gesicht des jungen Abenteurers war nicht das geringste Anzeichen von Furcht zu erkennen.
»Das Risiko nehme ich auf mich, Ezra. Was ist mit dem Düsengleiter?«
Zehn Minuten später saß Curt in einem der kleinen, torpedoartigen Düsengleiter der Planetenpolizei und flog über die hell erleuchteten Straßen Jungletowns in Richtung Norden.
Schwarzer Dschungel erstreckte sich unter ihm wie eine endlose Decke aus Finsternis. Das Gleißen des Feuermeers tauchte den gesamten Nordhimmel in zitterndes Scharlachrot.
Vor ihm lagen niedrige Hügelketten, deren Umrisse sich schwarz vor dem roten Licht abzeichneten.
Curt summte, während er dahinglitt, eine schwermütige venusianische Melodie. Aufmerksam musterte er den schwarzen, undurchdringlichen Dschungel zu seinen Füßen. Er spürte, dass er dem Sternenkaiser auf der Fährte war, und die Vorstellung, sich endlich mit dem unbekannten Gegner messen zu können, ließ seine Augen voller Vorfreude aufblitzen.
Schließlich sah er, wonach er Ausschau gehalten hatte – eine kleine Anhäufung von Lichtpunkten, die in einiger Entfernung vor ihm glitzerten. Sofort steuerte er den Gleiter nach unten und schwebte brummend über dem schwarzen Dickicht, um dann mit sicherer Hand auf einer kleinen Lichtung zu landen.
Nur ein paar Minuten später kämpfte Curt sich zielstrebig durch den mondbeschienenen Baumfarndschungel auf die Lichtpunkte zu.
Baumtintenfische flitzten über ihn hinweg. Bauchige Ballontiere segelten langsam hoch über dem Blätterdach dahin. Einmal brach Captain Futures Fuß in das Erdreich ein, als er in die Öffnung eines unterirdischen Tunnels trat, der von einem ›Wühler‹ gebaut worden war. Dabei handelte es sich um große, blutdürstige Tiere, die sich selten über der Erdoberfläche blicken ließen.
Saugfliegen umschwirrten ihn; diese injizierten einen winzigen Tropfen eines Betäubungsmittels, bevor
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