Captain Future 1 Der Sternenkaiser
oben stehen und die Grube bewachen, hilft uns das nicht weiter«, antwortete Curt. Seine Augen betrachteten die dunklen, schmutzigen Wände der Grube. »Aber irgendeinen Weg muss es geben.«
Von seinen bloßen Händen abgesehen stand Curt kein Werkzeug zur Verfügung. Da man ihm Gürtel und Pistole abgenommen hatte, verfügte er über keine Instrumente, die er zur Flucht hätte nutzen können. Sogar sein Taschentelevisor war fort.
Joan hatte sich resigniert auf den Boden gesetzt.
»Wir kommen hier nicht raus«, sagte sie verzweifelt. »Wir werden uns in scheußliche Bestien verwandeln und in diesem Loch den Tod finden.«
»Das werden wir ganz bestimmt nicht!«, widersprach Captain Future. »Man hat mich schon einmal auf der Sonnenseite des Merkur an einen Felsen gekettet zurückgelassen, damit ich dort sterbe – und ich lebe immer noch.«
Sein scharfsinniger Geist arbeitete auf Hochtouren, um einen Fluchtweg aus der Grube zu finden. Er schritt in dem dunklen Loch auf und ab und untersuchte aufmerksam die Wände.
Plötzlich hielt Curt inne und lauschte konzentriert. Er hatte ein leises Kratzen wahrgenommen. Rasch presste er das Ohr gegen die Wand. Jetzt konnte er das Geräusch besser hören – ein knirschendes Kauen.
»Das ist ein Wühler!«, rief er dem Mädchen leise zu. »Ich glaube, er gräbt sich nur wenige Meter entfernt durch die Erde.«
Joan fröstelte bei der Erwähnung dieses blutrünstigen, unter der Oberfläche des Jupiter lebenden Gräbers, der die Erdschichten unter dem jovianischen Dschungel bewohnte.
»Ich hoffe, er kommt nicht hierher«, sagte sie ängstlich.
»Im Gegenteil, ich möchte, dass er sich in unsere Richtung gräbt!«, erwiderte Captain Future. »Begreifen Sie denn nicht? Die Tunnel, die die Wühler bauen, sind alle miteinander verbunden und besitzen Öffnungen, die ins Freie führen. Auf diese Weise kämen wir hier heraus!«
»Aber was, wenn diese Kreatur uns angreift ...«, sagte die junge Frau ängstlich.
»Darum werde ich mich kümmern«, beschwichtigte Curt sie. »Erst einmal muss es mir gelingen, das Biest hierher zu locken.«
Der raffinierte Verschluss von Curts Overall bestand aus geflochtenem, grauen Draht. Schnell riss er etwas davon ab und schnitt sich damit leicht in das Handgelenk.
*
Das hervorquellende Blut strich Curt an die Wand der Grube. Dann verband er sich das Handgelenk mit einem Streifen Stoff, den er von seinem Overall abriss.
»Diese Biester können den Geruch von Blut über große Entfernungen und durch feste Erde hindurch wahrnehmen«, erklärte er dem Mädchen. »Ich denke, dass ich ihn auf diese Weise herlocken kann.«
Wenige Sekunden später war das kratzende Kaugeräusch deutlich lauter geworden.
»Er kommt!«, rief er.
Joan presste sich ängstlich an die gegenüberliegende Wand der Grube.
Eilig dröselte Captain Future noch mehr von dem grauen Draht an den geflochtenen Overallverschlüssen auf. Als er eine etwa sieben Meter lange »Schnur« beisammen hatte, formte er daraus ein Lasso mit einer Schlinge.
Inzwischen war das Scharren und Kratzen des Wühlers nicht mehr zu überhören, und von einer Stelle in der Wand rieselten Erdkrumen herab. Genau dorthin stellte sich Curt, wobei er die Schlinge einsatzbereit in der Hand hielt.
»Da kommt er – seien Sie ganz still!«, murmelte er.
Kurz darauf entfuhr Joan ein entsetztes Keuchen. Erde brach aus der Wand herab, und durch die entstandene Öffnung wurde die spitze Schnauze einer fremdartig und gefährlich aussehenden Kreatur sichtbar.
Der Wühler glich einer riesigen, sechsfüßigen Ratte. Sein breites, flaches Gesicht ging in einen gewaltigen Kiefer mit großen, schaufelförmigen Reißzähnen über, die er benutzte, um sich durch das Erdreich zu graben.
Die kleinen roten Augen erspähten Joan Randall auf der gegenüberliegenden Seite der Grube, und das Tier sprang auf sie zu. Geschickt warf Curt die Schlinge.
*
Die Schlinge legte sich um den Kopf des braunen Untiers und zog sich um seinen Hals zusammen. Mit einem leisen Quieken fuhr das Tier auf seinen kurzen Beinchen herum. Captain Future sprang jedoch rasch zur Seite und zog die Schlinge noch enger.
Es folgte ein kurzer, fast geräuschloser Kampf, währenddessen die halb erstickte Kreatur versuchte, den Abenteurer anzugreifen. Doch bald wurden die Bewegungen des Wühlers schwächer, und er fiel leblos auf die Seite.
»Er ist tot!«, rief Curt. »Schnell, wir fliehen durch den Tunnel, den er gegraben hat.«
Er
Weitere Kostenlose Bücher