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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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er. „Er kann es nicht wissen.“ Schließlich gab Arun sich einen sichtlichen Ruck, stützte den Kopf in die Hände und raufte sich erneut das Haar. „Ich weiß es nicht“, stöhnte er. Dann sah er auf. „Trink deinen Tee“, befahl er mit einem knappen Nicken auf den halbleeren Becher vor mir.
    Ich verzog angewidert das Gesicht. „Er schmeckt nicht sonderlich gut.“
    „Er spült das Gift aus deinem Körper“, konterte Arun erbarmungslos und drückte ihn mir in die Hände.
    Ich seufzte, setzte den Becher an und schluckte die abartige Flüssigkeit so schnell ich konnte. Beinahe hätte ich sie wieder hochgewürgt. Wenn es nach mir ginge, würde ich nichts davon mehr zu mir nehmen. Nie wieder.
    Allein der Ausdruck, den ich in Aruns Augen sah, wenn er sich unbeobachtet fühlte, brachte mich dazu, alle Medizin zu schlucken, die Ghalla mir vorsetzte. Der Varuh hatte die letzten drei Tage und Nächte an meinem Bett verbracht und war nicht einmal gewichen, als Sowanje ihm mit ihrem Besen und Verzauberung gedroht hatte.
    Er musste solche Angst um mich gehabt haben, dabei war er derjenige gewesen, der gefoltert worden war. Doch wenn ich ihn danach oder nach seinen Verletzungen fragte, schnaubte er bloß und schüttelte den Kopf.
    Ein silberner Mondstrahl brach durchs Fenster und beschien die Zweige, die in einer Mitte des Tisches in einer Vase standen. Ghalla hatte sie gesammelt und mir erklärt, dass sie in wenigen Wochen, in der ersten Nacht, blühen würden, als sei es Frühling.
    Sowanje und Ghalla waren beide außer Haus, um ‚Zutaten‘, wie sie es nannten, für das Schwert zu besorgen. Ich konnte nicht einmal erraten, was man für das Schmieden eines Schwertes an ‚Zutaten‘ brauchen könnte, doch es war schließlich keine gewöhnliche Waffe und ich hatte ohnehin keine Ahnung von irgendwas, das die beiden Frauen taten, also nahm ich es einfach hin. Es war nicht schwer, ihnen zu vertrauen.
    Ich langte nach dem Brot, das in einem Korb auf dem Tisch stand, um den Geschmack des Tees loszuwerden. „Wie haben die Lichtträger uns überhaupt gefunden?“, fragte ich kauend. „Ich weiß nur noch, dass ich den Wein getrunken habe und dann … wurde alles seltsam und ziemlich schmerzhaft.“
    Arun hob eine Braue. „So könnte man es beschreiben.“ Er rieb sich mit der Hand über die Stirn und schnappte sich ebenfalls eine Scheibe Brot. „Es hat einen Moment gedauert, bis ich das Gift erkannt hatte. Ich habe dich zuerst in die Höhle gebracht und dann aus Rosanas Haus die Kräuter geholt, von denen ich wusste, dass sie die Ausbreitung des Giftes aufhalten würden. Die Lichtträger“, er runzelte die Stirn. „Sie haben unsere ehemaligen Verstecke aufgespürt, denke ich, sich dort verborgen und darauf gelauert, dass wir zurückkommen.“
    Ich kämpfte mit meinem Verdacht. „Lurian?“ Denn ich wollte nicht, dass der Engel sich als mein Gegner herausstellte. Es fühlte sich falsch an. Absolut und tiefgründig falsch.
    Zu meiner Erleichterung schüttelte Arun den Kopf.
    „Hat Fürst Starken mich an die Lichtträger verraten?“, fragte ich weiter. Starken hinterlistige Handlungen zuzutrauen fiel mir um einiges leichter.
    Arun hob die Schultern. „Hm, ich denke nicht. Vermutlich wollte er lediglich eine Gefahr für seine Herrschaft loswerden. In seinen Augen warst du eine Betrügerin, eine Marionette in den Händen des Engels oder denen eines anderen Fürsten. Unberechenbar eben. Außerdem hat selbst seine engste Dienerschaft dir weit mehr Ehrerbietung entgegengebracht als ihm.“
    Ich schielte nach einem langen Dolch, den Sowanje über die Feuerstelle gehängt hatte. „Ich würde ihm gerne einen Besuch abstatten. Nur um sicher zu gehen.“
    Arun folgte meinem Blick und sah mich zweifelnd an.
    „Ein bisschen Rache muss sein“, verteidigte ich mich.
    Arun neigte den Kopf. „Es stört mich nicht, wenn du Starken einen gehörigen Schrecken einjagst, aber du solltest ihm nicht die Kehle durchschneiden.“
    „Nein.“ Ich schnaubte abfällig. „Das wäre mir lieber, aber dumm. Ich will nicht den Anführer der Aufstände enthaupten. Trotzdem soll er wissen, dass ich es könnte.“
    Nun stahl sich ein Lächeln auf Aruns Züge. „Ich stehe zu Euren Diensten“, raunte er galant. In seinen Augen blitzte es.
    Ich stand auf, ging zur Feuerstelle und hob den Dolch von der Wand. Für seine geringe Größe wog er schwer in meinen Händen. Ich hielt ihn näher ans Feuer und sah, dass er schartig und voll Ruß war. Auf der

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