Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
Vom Netzwerk:
Höre auf ihren Rat.“ Eine Träne lief über Ghallas faltige Wange. „Ihr Rat war immer gut.“ Mit den Worten wandte sie sich ab und hinkte zurück in die Hütte.
    Ich sah ihr nach und musste selbst gegen den Kloß in meinem Hals kämpfen. Das Schwert an meiner Seite schien Zentner zu wiegen.
    Arun legte eine Hand auf meine Schulter. „Es war ihr Wille. Und ihre Entscheidung.“
    „Ich weiß“, murmelte ich und drehte mich zu ihm um. „Aber es ist meine Verantwortung.“ Ich atmete tief durch, schaute ein letztes Mal zurück. Meine Hand kam auf dem Schwertknauf zum Liegen. Es fühlte sich glatt und unendlich kraftvoll an unter meinen Fingern. „Lass uns Lichtträger jagen.“
    Ein ergebenes Lächeln erschien auf Aruns Gesicht. „Weist den Weg, Herrin“, sagte er und trat mit tiefer Verbeugung zur Seite.
    Ich verdrehte die Augen und marschierte an ihm vorbei in den Wald. „Vorsicht, Dämon“, mahnte ich. „Ich habe jetzt ein Schwert.“
    Er hätte uns auch mit der Geschwindigkeit eines Gedanken an jeden beliebigen Ort bringen können, doch keiner von uns wollte diese letzten gemeinsamen Stunden aufgeben und so schritten wir mit bedächtiger Langsamkeit durch den verborgenen Winterwald.
    „Morgen findet die Versammlung der Fürsten in Wulfrins Tor statt.“
    Ich schreckte aus meinen Tagträumen auf und sah zu Arun hinüber, der neben mir mit der Eleganz eines Luchses durch den Schnee schritt, während ich stapfte und schnaufte. „Dann sollten wir vorbereitet sein“, entgegnete ich bestimmt. „Ich will, dass alle Fürsten dieses Schwert erblicken, und ich will, dass sie wissen, wer es besitzt und in die Schlacht tragen wird. Wenn ich schon nicht an ihrer Seite kämpfen kann, dann sollen die Menschen wenigstens die Macht erblicken, die auf ihrer Seite steht.“
    „Die Schlacht?“ Arun lachte humorlos auf. „In diesem Winter wird es wohl eher ein Gemetzel werden. Vermutlich wird die Kälte mehr Opfer fordern als die Lichtträger.“
    Ich stockte, stolperte und blieb schließlich stehen. Mein Blick ging zu den schneebedeckten Zweigen der Bäume, zwischen deren gefrorenen Knospen Eiszapfen baumelten. Unwillkürlich tastete ich nach dem Schwert. Eine Welle der Erheiterung strömte durch das Glas auf mich herüber, durchmischt mir sanftem Tadel. Sowanje machte sich über mich lustig. Ich legte meine Hand fester um das Heft. Was soll ich tun?, fragte ich hinein.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Das Bild eines strahlenden Engels erschien vor meinem geistigen Auge. Lurian.
    Ich zog scharf die Luft ein und ließ das Schwert sofort los. Bestürzt sah ich zu Arun. Das Gesicht des Dämons war vom Dunkel der Nacht verhüllt, einzig seine Augen leuchteten unter der Kapuze hervor.
    „Sie hat recht“, sagte er gepresst. „Ohne Lurian wirst du Marmon nicht bezwingen können.“
    Ich erhob mich. Arun hatte sich angehört, als säße das Biest direkt unter seiner Haut, bereit durchzubrechen. Vorsichtig schritt ich auf ihn zu. „Du hasst den Engel, nicht wahr?“
    Schlieren aus Finsternis sammelten sich um den Dämon, bis es aussah, als stünde er in einem pechschwarzen Strudel. Ich streckte eine Hand nach ihm aus, doch Arun wich zurück. Unter der Kapuze glühte seine Haut rötlich. Das letzte Mal, als so etwas geschehen war, hatte Arun mir Antworten geben wollen, die nicht für mich bestimmt gewesen waren.
    „Nein“, gab er schließlich von sich. „Ich hasse ihn nicht.“ Es kostete ihn sichtliche Anstrengung, das Dunkel unter Kontrolle zu halten. Mit großen Augen betrachtete ich, wie die Finsternis sich Stück um Stück zurückzog, bis auch Aruns Gesicht wieder im Mondschein zu erkennen war. Er sah müde aus und irgendwie … besiegt.
    „Was hast du?“, fragte ich vorsichtig.
    Arun seufzte und rang sich ein Lächeln ab. „Nichts.“ Er schüttelte den Kopf, als wolle er hartnäckige schlechte Gedanken vertreiben. „Wir müssen uns nur bis zur ersten Nacht gedulden. Das ist der einzige Zeitpunkt, zu dem wir in Marmons Berg eindringen können.“
    „Schon gut.“ Ich trat näher an ihn heran und legte eine Hand an seine Wange.
    Im nächsten Augenblick schlang der Dämon seine Arme um mich und presste mich an sich. Ich fühlte seinen aufgebrachten Herzschlag und wünschte mir, dass ich seinen Schmerz verstehen könnte. Doch ebenso wenig könnte ich Arun darum bitten, diesen Teil der Prophezeiung preiszugeben. Vor wenigen Wochen noch hätte ich darauf bestanden, aber nun … Er war meinetwegen

Weitere Kostenlose Bücher