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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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haben? Wer bist du wirklich?“
    Sowanje hatte mich gemahnt, Lurian als Verbündeten zu betrachten, aber vorher wollte ich zumindest so viele Antworten wie möglich hören.
    Lurian stemmte sich in eine kniende Position hoch. Eine Hand lag noch immer auf seiner Brust, mit der anderen stützte er sich ab. Seine Flügel hingen wie zu schwere Lasten auf dem Schnee.
    „Marmon erschuf mich – uns – mit der Fähigkeit zu tun, was andere nicht fertigbrachten.“
    „Was meinst du?“
    Lurian nahm die Hand von seiner Wunde und setzte sich aufrechter hin. Erst jetzt sah ich das tiefe Loch, das ich ihm in den Brustkorb gerissen hatte. Beinahe wäre mir das Schwert aus der Hand gefallen. Wie konnte er überhaupt noch aufrecht sitzen, geschweige denn mit mir sprechen, bei solch einer furchtbaren Wunde?
    „Genau das meine ich, Cara.“ Er wies mit dem Kopf auf meine zitternde Schwerthand. „Wie häufig ist es Mitleid, menschliche Schwäche, die einen davon abhält, seine Ziele durchzusetzen? Marmon wollte, dass wir frei davon sind, damit wir seine Befehle ohne Probleme oder Gewissensbisse ausführen konnten. Denn er selbst, musst du wissen, kann sich nicht davon befreien. So sehr er es auch versucht. Marmon ist und bleibt Mensch. Unsterblich zwar, doch innerlich für alle Ewigkeit menschlich. Es ist ein Makel, ein Fehler, den er nicht ausmerzen konnte. Doch bei mir, seinem eigenen Sohn, ist es ihm endlich gelungen.“
    Seltsame weiße Punkte segelten an meinen Augen vorbei. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass es schneite. Lurian reckte sein Gesicht dem Himmel zu und schloss die Augen.
    Er sah so friedlich aus, dass ich beinahe das Loch in seiner Brust vergaß, doch dann schlug er die Augen wieder auf. An den Rändern floss das Silber in seinen Blick.
    „Es ist mir möglich, aus freiem Willen auf diese Fähigkeit zurückzugreifen.“ Der Engel blinzelte und das Silber war verschwunden. „So wie vorhin, als ich versuchte jemanden zu töten, den ich nicht töten wollte. Nicht wirklich.“
    Ich wollte verlangen, dass er es noch einmal tat, seine Augen mit Silber überzog. Denn auch ich spürte etwas, wenn die Spiegel sich über seine Pupillen legten. Eine kalte Welle elektrischer Spannung kroch über meinen Körper und das Schwert in meiner Hand sang. Es war mir vorhin nicht aufgefallen, doch nun spürte ich es deutlich.
    Wenn ich Lurian jemals als Feind gegenüberstehen sollte, wusste ich, dass ich ihn nur töten könnte, wenn seine Augen wie Spiegel waren.
    „Wieso …“ Ich brach ab, räusperte mich. „Wieso hast du es dann versucht?“
    Lurian legte den Kopf schräg, zuckte mit den Schultern. „Es ist, wie ich gesagt habe. Wenn du nicht stark genug bist das Schwert zu tragen, werde ich es dir abnehmen.“
    Ich hörte seine Worte und auf einmal kam es mir nicht länger vor, als wolle er mir die Waffe aus eigennützigen Gründen entreißen, sondern auch, um mich von einer Bürde zu befreien. Das Schwert sank herab, bis seine Spitze den Schnee berührte.
    „Wenn unsere Augen wie Spiegel sind, kann er durch sie hindurchsehen, als seien es Fenster.“
    Ein Beben ging durch meinen Körper. „Was meinst du?“
    Lurian legte den Kopf schräg. „Du bist ihm begegnet?“
    Ich konnte nur nicken.
    „Dann warst du bereits in seinem Thronsaal.“
    Ungläubig starrte ich den Engel an. Die Flocken fielen dichter, sammelten sich in seinem Haar, auf den Schultern und seiner Brust. Es war beinahe, als wollten sie sein Blut überdecken. Mir wurde kalt.
    „Rede weiter.“
    „Nein.“ Lurian lachte und schüttelte den Kopf. „Dies ist keine Geschichte, die ich blutend im Schnee erzählen werde.“
    Sofort hob ich das Schwert wieder an. Lurian sah mir starr entgegen. Es war mehr ein Drang, den ich nicht verstand, als eine Überlegung. Ich schnitt ihm in die Schulter. „Sprich weiter“, sagte ich und sah zu wie frisches Blut aus der Wunde quoll.
    Lurian zuckte zusammen, doch seine Augen blieben unverwandt auf mich gerichtet. Auf seinen Wimpern hatten sich Schneeflocken gesammelt und er lächelte. „Erzählst du mir dann auch von deinem Vater?“
    Das besiegelte es. Ich sah rot. Das Schwert hob sich wie von selbst und sauste auf Lurians Hals nieder.
    Ein Schatten brauste heran und warf sich auf mich. Mir wurde die Waffe aus der Hand geschleudert. Entsetzt schaute ich in Aruns Gesicht.
    „Du vergisst dich, Cara“, sagte er gepresst. „Wir brauchen ihn.“
    Diese Worte auszusprechen musste den Dämon einige Überwindung

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