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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Augen zu folgen, aber der Schneenebel hielt ihn verborgen. Ich konzentrierte mich auf die Windwirbel, die ich sehen konnte. Sie wirkten schwerelos, lautlos, schwebten in jede Richtung. Auf einmal war es, als würden sie eingezogen. Ich riss den Schild hoch.
    Ein Krachen erscholl. Ich schrie. Beißender Schmerz fuhr durch meinen Arm. Es fühlte sich an, als würde er brechen. Es kostete mich alle Disziplin, den Schild aufrechtzuerhalten.
    Lurian hockte wie ein Raubtier auf der Sphäre meines Schildes und schlug mit Händen und Schwingen darauf ein. Seine Spiegelaugen glühten kalt.
    Ich spürte meine Kraft langsam weichen. Schläge konnte ich aushalten, doch das gesamte Gewicht des Engels drohte mich, selbst mit meinen neugewonnenen Kräften, zu Boden zu drücken und zu zermalmen. Den Göttern sei Dank war der Schnee an dieser Stelle nur kniehoch, sonst wäre ich kaum mehr kampffähig gewesen.
    Lurian lachte laut auf und schmetterte seine Faust auf den Schild. Zu meinem Entsetzen erschienen gezackte Risse entlang der Oberfläche. Es war ein Geräusch, als würden tonnenschwere Eisplatten bersten. Die Risse dehnten sich aus, zogen sich bis zum Boden.
    Er wollte mich töten. Der Engel wollte mich tatsächlich töten. Das hier war kein Spiel.
    Ich biss die Zähne zusammen, verlagerte mein Gewicht und stieß das Schwert senkrecht nach oben. Es fuhr sauber durch den Schild, ohne ihm zu schaden, und drang geräuschlos durch Lurians Bein und in seinen Flügel.
    Der Engel schrie. Doch bevor er sich befreien konnte, bog ich das Schwert zur Seite und zog es quer wieder zurück in den bröckelnden Schild. Ich hätte kaum größeren Schaden anrichten können.
    Der Flügel splitterte, dass die Glasfedern nur so flogen. Ein Schwall hellgelben Blutes sprudelte aus Lurians Wunden, ergoss sich über den Schild und floss zwischen die Ritzen. In dem Augenblick, als es durch die Risse tropfte, ging ein Zittern durch den Schild und durch meinen gesamten Körper.
    Ich war sicher, dass Arun uns beobachtete, und ich rechnete es ihm hoch an, dass er sich nicht einmischte. Auch mir rechnete ich hoch an, dass ich in diesem Moment nicht hysterisch seinen Namen brüllte. Doch ich hatte ohnehin kaum mehr Zeit einzuatmen, da brach das silberne Gebilde über mir zusammen. Ich versuchte das Schwert zu heben, doch zu spät. Lurian stürzte auf mich.
    Ein Knie bohrte sich in meinen Unterleib. Fäuste schlossen sich um meine Oberarme. Seine Flügel blendeten die Welt aus und für einen Moment war mir, als sei ich unter Eis gefangen. Sämtliche Luft entwich meinen Lungen, Schmerz blendete mich. Einzig ein blitzartiger Impuls aus dem Schwert hielt mich davon ab, wie wild um mich schlagen.
    Still, flüstere Sowanje mir zu. Halte still.
    Lurian hockte auf mir wie ein Todesengel. Blut lief aus seinem Mundwinkel und tropfte auf meine Wange. Das Grauen, das ich in diesem Moment empfand, musste sich deutlich auf meinem Gesicht zeigen, denn Lurian beugte sich weit vor, als wolle er um keinen Preis den Schrecken verpassen, den er in mir auslöste.
    „Du siehst mich mit anderen Augen, habe ich Recht?“ Er warf den Kopf zurück und lachte.
    Ich hätte nur zu gerne etwas entgegnet, doch sein Gewicht schnürte mir die Luft ab. Am Rande meines Blickfeldes tanzten bereits Lichtpunkte um Schattenflächen und meine linke Seite war so sehr in Schmerz getaucht, dass ich ernsthaft fürchtete sie nicht mehr gebrauchen zu können. Nur gut, dass ich das Schwert in der Rechten hielt. Schlecht nur, dass Lurian meinen Arm in eisernem Griff hielt.
    Ich japste nach Luft. Versuchte Worte zu formen.
    Lurian lächelte mir zu und verlagerte sein Gesicht so weit, dass ich atmen konnte. „Was ist?“, fragte er neugierig. „Was willst du mir sagen? Dass du zu schwach bist, um meinem Vater den Tod zu bringen?“
    Er sagte es nicht so, als spräche er von seinem Erschaffer. Er sagte es, als sei es ein Verbrechen, ein Schandtat, die an ihm begangen worden war. Aus dieser Nähe konnte ich den Schmerz über den Verrat in Lurians Augen überdeutlich sehen.
    Ich hörte auf, mich zu wehren und lag vollkommen still. Für einen Augenblick vergas ich sogar die unmittelbare Gefahr, in der ich schwebte. „Er ist dein Vater?“, keuchte ich. „Marmon ist wirklich dein Vater?“ Ich hätte von selbst darauf kommen können, doch ich hatte die Verbindung einfach nicht gezogen.
    Lurian hielt inne, runzelte die Stirn. „Das hast du nicht gewusst?“ Er schnaubte ungläubig. „Erzählt der Dämon

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