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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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feuchter Teppich um mich aus.
    Seine Stimme war gleißend und messerscharf wie seine Erscheinung. „Ein Varuh schleicht um euer Dorf“, sprach er. „Es wird einen Aufstieg geben.“
    Es folgte eine Stille, die so absolut war, dass ich Angst bekam, mein Gehör verloren zu haben.
    Mit einem schabenden Geräusch entfalteten sich die Flügel des Lichtträgers. Licht splitterte in alle Richtungen und übergoss mich mit grellem Flirren. Es brannten auf meiner Haut wie tausend Nadelstiche.
    „Einer von euch wird sich erheben!“, schrillte die Stimme des Lichtträgers. Es fühlte sich an, als würden meine Knochen bersten.
    Und dann erhob er sich wieder in die Lüfte, verschmolz mit dem Licht und war fort.
    Den Rest der Messe nahm ich wie durch einen Schleier wahr. Mein Körper war anwesend, doch ich hörte nicht, was Kessandra predigte, sah kaum mehr, wie sie in ihrem weißen Gewand vor dem Altar auf und ab schritt. In meinen Ohren herrschte ein allumfassendes Klirren.
    Erst als die Gemeinde sich erhob, kam ich wieder zu mir. Hinter meiner Mutter stolperte ich aus der Kirche. Sonnenlicht stach mir in die Augen. Stöhnend hob ich eine Hand über meine Stirn und wandte den Blick ab.
    „Weg hier“, murmelte ich, nahm Arane beim Arm und führte sie davon. Die meisten Menschen waren wie ich noch immer benommen von der Erscheinung des Lichtträgers, doch viele beäugten die verwahrloste Gestalt meiner Mutter bereits mit einer Neugierde, die an Misstrauen grenzte.
    Zuhause angekommen kümmerte ich mich als erstes um die Tiere, dann mistete ich den Stall aus. Ich wollte mich gerade dem Acker widmen, da sah ich meine Mutter, wie sie an der Quelle hockte, ein Tuch auswusch und dabei beinahe vornüber kippte.
    Mit schnellen Schritten war ich bei ihr und zog sie auf die Beine. „Geh wieder hinein“, sagte ich und sah ihr ernst ins Gesicht. „Legt dich hin und lass mich die Wäsche machen.“
    Mehr als ein Nicken bekam ich nicht. Wie ein Schlafwandler drehte meine Mutter sich um und wankte durch den Schlamm zurück. Ich sah ihr lange nach.
    Gegen Mittag brachte ich ihr Tee und Brot ans Bett und sogar ein Ei, doch sie rührte nichts davon an. Sie lag nur bleich und reglos da. Mit einem Seufzer deckte ich sie zu, verließ sie und ging zurück an die Arbeit.
    Den Rest des Tages verbrachte ich damit, schmutzige Wäsche bei unserer Quelle zu waschen, Kleidungsstücke zu flicken und auszubessern. Am Abend trug ich sie zurück zu ihren Besitzern und erhielt dafür Mehl, Saatgut und sogar ein wenig Gemüse und Kartoffeln. Es war eine magere Ausbeute, aber sie würde uns über die nächsten Tage bringen.
    Als ich den letzten Haufen Wäsche abgeliefert hatte, stellte ich fest, dass ich mich unweit des östlichen Dorfrandes befand. Ich wandte mich nach links. Ich musste zur Scheune gehen, musste sehen, was mein Feuer angerichtet hatte.
    Gerade als ich um die letzte Ecke biegen wollte, rief jemand meinen Namen. Überrascht blieb ich stehen und sah mich um.
    An ihren Türrahmen gelehnt stand Meura, Porkas Mutter. Sie war eine geduckte, klapprige Gestalt. Mit einer herrischen Geste winkte sie mich heran.
    „Die Dämonen haben die Scheune angesteckt“, zischelte sie zwischen fauligen Zahnstümpfen hindurch. „Wag dich nicht dorthin, sonst finden sie dich in der Nacht. Der Boden ist für immer entweiht.“
    Ich musste ein grimmiges Lächeln unterdrücken. „Sie ist komplett abgebrannt, sagst du?“
    Meura nickte. „Porka und Ogim haben es gerade noch rausgeschafft. Liegen mit Brandwunden im Bett. Der Priester Bardorack hat sie gerettet. Ein Dämon hatte das Tor abgesperrt.“
    Das ließ mich aufmerken. Ich war gerne der Dämon, der die Scheune ansteckte, doch das Tor hatte ich nicht versperrt.
    Meura spuckte aus. „Der arme Korrel ist elendig verbrannt. Die Varuh persönlich haben ihn geholt. Geschieht ihm nur recht“, feixte sie und schob mir ihre schmutzige Wäsche zu. „Da, jetzt mach, dass du wegkommst.“ Und damit schlug sie mir die Tür ins Gesicht.
    Am liebsten hätte ich die Tür wieder aufgerissen und der verblendeten Frau meine Meinung über ihren abartigen Sohn ins Gesicht geschrien, doch da konnte ich ebenso versuchen mit einen Stein zu streiten. Diese Menschen hörten nichts als die giftigen Reden der Priester, nicht einmal ihre eigenen Stimmen drangen zu ihnen durch. Ich wandte mich ab. Wie von selbst setzten meine Beine sich in Bewegung. Natürlich würde ich Meuras Rat ignorieren und mir die Scheune ansehen.
    Ich

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