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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Kessandras Gesicht und in den Augen dieser Priesterin, die mehr einem Skorpion als einem Menschen ähnelte.
    „Die Lichtträger sind nahe“, säuselte sie. „Spürt ihr ihre heilige Gegenwart?“ Sie breitete die Arme aus und schwankte mit geschlossenen Augen hin und her. Dabei entblößte sie die Schwanenfedern ihres Gewandes. Sie leuchteten gelblich fahl im Sonnenlicht, das durch die obersten Fenster drang. „Spürt ihr, dass sie uns heilen wollen, uns von unseren Sünden befreien werden?“
    Eifriges Nicken begleitete ihre Worte. Es war der Gemeinde verboten zu sprechen, doch aus den schmutzigen Gesichtern sprach eine solch gewaltsame Hingabe, dass es an Ekstase grenzte. Die Menschen umklammerten ihre Hände derart fest, dass die Knochen weiß hervortraten.
    „Das Licht wird euch leiten. Lasst euch leiten. Gebt euch der Reinheit hin, die es für euch bereithält!“
    Meine Zähne malträtierten meine Unterlippe. Keine Worte über den Brand der letzten Nacht und dabei hatte ich fest damit gerechnet, einem wutschnaubenden Priester gegenüberstehen zu müssen. Stattdessen quälte Kessandra diese Menschen mit falschen Hoffnungen.
    Eine Frau hinter mir begann zu weinen und auch meiner Mutter rannen die Tränen über die Wangen.
    Kessandra schritt mit ausgebreiteten Armen die Stufen hinab und kam neben mir zum Stehen. Ich konnte den süßlichen Duft wahrnehmen, den sie verströmte wie eine giftige Pflanze. Ich senkte den Blick, bis mein Kinn meine Brust berührte, und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an.
    „Habt ihr es nicht verdient, gerettet zu werden?“ Ihre Stimme klang schrill. Beunruhigt hörte ich zu, wie Kessandra sich mehr und mehr in Rage redete.
    „Habt ihr es nicht verdient, dass das Licht euch reinigt? Wollt ihr, dass es durch eure Körper fährt und sie von allem Schmutz befreit, den ihr in euren Herzen angesammelt habt? Unschuldig wie am ersten Tag! Es ist so weit. Es ist so weit!“
    Den letzten Satz schrie sie. Ich zuckte zusammen, wagte einen Blick in ihr Gesicht. Ihre Züge waren verzerrt vor fanatischer Leidenschaft und gaben ihr ein unheimliches Aussehen. Die Augen glänzten wie im Fieber und ihre Arme zitterten so stark, dass die Schwanenfedern an ihrem Gewand raschelten. Es war mehr als beunruhigend, die sonst so kühle Frau in den Fängen ihres Deliriums zu erleben. Was hatte sie so –
    Ich spürte es vor allen anderen.
    Es war, als würde das Licht aus dem Raum gesogen. Mir wurde kalt. Die Sonnenstrahlen, die durch die oberen Fenster auf den Altar fielen, begannen zu zucken und sich zu winden wie lebendige Schlangen. Sie bündelten sich, bis sie einen so hellen Strahl ergaben, dass mir die Augen schmerzten, doch ich war unfähig den Blick abzuwenden.
    Kessandra fuhr zum Altar herum. „Seht den Träger des Lichtes“, kreischte sie. „Seht ihn und erblindet!“
    Ein Lichtblitz schoss durch die Kirche, prickelte unangenehm auf meiner Haut, bis meine Haare sich aufstellten.
    Vor dem Altar ragte eine Gestalt auf.
    Gewaltige Flügel bogen sich hinter seinem Rücken. Durchsichtig wie Glas glitzerten sie im Sonnenlicht und verwandelten es in tausend leuchtende Farben. Sein Gewand war aus solch blendendem Weiß, wie die Priester es sich nur wünschen konnten, und die Enden seiner Roben flatterten wie Fahnen im Wind. Das Gesicht des Lichtträgers war so grausam und schön zugleich, dass ich fürchtete, es würde mich zerreißen, doch dort, wo seine Augen sein sollten, prangte nichts als eine silberne Fläche. Wie die nachtschwarzen Augen des Biestes spiegelten sie ihre Umgebung und gaben nichts preis. Einzig ein Lächeln so fein und scharf wie zerspringendes Eis zierte die Züge des Lichtträgers.
    Ein Aufschrei ging durch die Gemeinde. Die meisten warfen sich zu Boden, verbargen ihre Gesichter, andere riefen nach Erlösung, oder kauerten einfach nur zitternd am Boden, in der Hoffnung, diese grausame Erscheinung würde sie nicht wahrnehmen.
    Mir fehlte die Luft zum Atmen. Mein Herz pumpte, Blut rauschte in meinen Ohren, meine Brust krampfte sich zusammen. Es dauerte eine Weile, bis mir bewusst wurde, dass es schiere Panik war, die mich im Griff hielt.
    Heißer Schmerz schoss durch meinen linken Arm. Ich senkte den Kopf, sah die Hand meiner Mutter, die sich in mein Fleisch grub. Der Anblick sprengte den Käfig, der meinen Brustkorb erdrückte.
    Luft strömte in meine Lungen. Ich fiel vornüber, keuchend und hustend. Tränen rannen mir übers Gesicht. Mein Haar breitete sich wie ein

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