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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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in seinem eiskalten Atmen wirbelten Eiskristalle durch die Luft. Das Rumpeln aus der Brust des Ungetüms glitt wie eine wohltuende Berührung über meine Haut.
    Ein Schrei stob aus der Menge, gefolgt von hundert anderen. Die Dörfler öffneten dem Biest den Weg, fielen regelrecht übereinander, um dem Dämon zu entkommen.
    Scheinbar gelassen wandte der Lichtträger sich nach Arun um und spreizte die Flügel. Falsches Sonnenlicht zersprang auf dem Gebilde, das wie durchsichtiges Eis flirrte und gleißte. Geblendet hob ich eine Hand vor die Augen, doch mein Blick blieb an der Stelle hängen, wo die gläsernen Schwingen aus seinem Körper traten. Eine waghalsige Idee formte sich in meinem Geist.
    Das Biest senkte den Schädel und aus seinen Augen fielen aschfarbene Tränen in den Schnee. Es schüttelte den gewaltigen Schädel, blinzelte heftig, senkte den Kopf und spreizte die Vorderläufe. Die schwarzen Zacken seines Schwanzes schnitten wie eine Peitsche durch die Luft. Das Knurren wurde dunkler und bedrohlicher.
    Der Lichtträger stellte sich breitbeinig hin und ging leicht in die Knie. „Du wagst dich zu dieser Zeit aus dem Wald, Varuh? Komm nur her“, lockte er mit einer Stimme wie bröckelndes Eis.
    Das Biest brüllte seine eigene Herausforderung und scharrte mit einer Pranke im Schnee, doch es griff noch nicht an.
    Die Priester waren vom Anblick des Biestes gefangen. Langsam, mit zittrigen Beinen, ging ich in die Knie, tauchte meine Finger ins kalte Weiß und tastete blind. Ohne den Schutz der Mondgöttin wäre es mir niemals möglich gewesen, die Feder aufzuheben, ohne dass ich mir die Finger abgesäbelt hätte. Endlich fand ich sie. Bebend vor Anspannung erhob ich mich.
    Das Biest fletschte die Zähne zu einem breiten Grinsen, das den Lichtträger verhöhnte.
    Ich packte die Feder wie einen Dolch, rannte keuchend durch den tiefen Schnee, sprang und hieb sie der leuchtenden Gestalt mit einem Schrei in den Rücken. Meine Waffe drang in seinen Körper wie ein Messer in warme Butter. Mein ganzes Gewicht hing an der Feder und mit einem Geräusch wie splitterndes Glas schnitt sie in den Flügelansatz und trennte ihn vom Rücken des Lichtträgers.
    Heiße gelbliche Flüssigkeit sprudelte aus der Wunde und ergoss sich über mich.
    Ein Kreischen ertönte, das mir die Sicht nahm. Ich taumelte rückwärts und unter meinen Händen zerfiel der Flügel zu tausend Splittern, die auf den Schnee schlugen und darin versanken. Ungläubig starrte ich auf das zerbrochene Glas zu meinen Füßen.
    Der Lichtträger fuhr herum, das Gesicht zu einer schreienden Fratze verzerrt. Sein gesunder Flügel erwischte mich mit voller Wucht und schleuderte mich meterweit durch den Schnee. Der Aufprall nahm mir die Luft, meine Zähne schlugen aufeinander und dann rollte ich rückwärts, überschlug mich mehrmals, bevor ich stöhnend und um Atem ringend zum Liegen kam.
    Mein Rücken war taub, meine rechte Seite fühlte sich an, als hätte man mich mit hundert Schwertern aufgespießt, und in meinem Kopf tönte ein grelles Ringen. Ich schmeckte Blut auf der Zunge.
    Schwerfällig wälzte ich mich herum und schaffte es in eine halb kniende, halb sitzende Position. Rote und gelbliche Blutflecke sprenkelten den Schnee um mich. Es sah aus wie ein absurdes Gemälde.
    Ein Brüllen erklang und dann ein dumpfer Aufprall. Ich kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben, krallte mich an die Schmerzen in meiner Seite, als würden sie mich ans Leben binden, und stemmte mich auf die Füße.
    Das Biest und der Lichtträger waren in einem brutalen Kampf ineinander verkeilt. Die rote Bestie war geschwächt durch den nahenden Tag und der Lichtträger durch die offene Wunde, die an seinem Rücken klaffte. Es war mir unmöglich zu sagen, wer die Oberhand hatte.
    Die Dörfler schrien und stoben zu allen Seiten auseinander wie aufgewühlte graue Blätter. Mir schwindelte.
    „Vertreibt das Biest“, schrie Walum über den Lärm hinweg. „Ich kümmere mich um die Verräterin.“
    Am ganzen Körper bebend machte ich einen Schritt auf den Kampf zu. Meine Lungen fühlten sich an, als hätte ich Glas geschluckt. Ich musste Arun helfen. Wo war die Feder?
    Kessandra und Bardorack bezogen hinter den Kämpfenden Aufstellung und hoben die Hände. Seltsame Laute, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte, kamen über ihre Lippen.
    Walum trampelte durch den Schnee auf mich zu. Er streckte seine Hand nach mir aus und rief ein unverständliches Wort. Weißes Licht explodierte vor

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